Brennendheiße Sehnsucht
hat ihre Vorurteile.“
„Schade“, sagte Amber traurig. „Vielleicht braucht sie mehr Zeit, um sich an das Leben im Outback zu gewöhnen.“
„Ja, vielleicht.“ Dee schien nicht recht daran zu glauben. „Sie könnte wenigstens ab und zu ein fröhliches Gesicht machen. Davon würde ich freilich nichts merken. Miss Janis hat es nie für nötig gehalten, dem Personal gegenüber höflich zu sein … freundlich ist sie nur zu einer einzigen Person“, fügte sie ziemlich geheimnisvoll hinzu. „Ich habe viele Menschen kommen und gehen sehen, Amber. Entweder liebt man das Outback auf Anhieb, oder man bleibt für immer fremd. Mr. Cals Mutter hat sich nie eingewöhnt. Es dauerte eine Weile, aber dann hielt sie es nicht mehr aus. Sie liebte ihren Mann … nicht diesen Jeff Rankin, den sie nie geheiratet hat. Ihren Sohn verehrte sie abgöttisch. Mr. Cal will das nicht wahrhaben, aber ich weiß es. Er will sich einfach nicht bekehren lassen. Seine Mutter passte nicht nach Jingala. Sie war ein Stadtmensch.“
„Wie ich“, warf Amber ein.
„Nein, nicht wie Sie“, widersprach Dee. „Sie kamen mit leuchtenden Augen von Ihrem ersten Ausflug zurück.“
„Ist das ein gutes Zeichen?“
„Das beste, das es geben kann“, versicherte die Haushälterin und drückte Ambers Arm.
9. KAPITEL
Das Dinner wurde auf der Terrasse serviert, die durch einen Säulengang vom Garten abgegrenzt war. Den Fußboden schmückte ein Mosaik aus blaugrünen, orangefarbenen und weißen Kacheln. Der aus einem einzigen Holzstamm gehauene Zwölf-Personen-Tisch war festlich gedeckt, und in der Wahl der schweren Korbstühle im südostasiatischen Stil zeigte sich der Einfluss des thailändischen Architekten ebenso wie in den vielen kleinen Messinglampen, die angenehm gedämpftes Licht verströmten.
Der Ort wirkte herrlich kühl und einladend. Amber konnte von ihrem Platz aus einen Teil des rückwärtigen Gartens überblicken, wo Bougainvilleen wuchsen. Sie blühten in allen Farben und rankten üppig durcheinander. Wenn das Licht auf sie fiel, erstrahlten sie in magischem Glanz.
Amber drehte den Stil ihres Weinglases zwischen den Fingern und unterzog die einzelnen Familienmitglieder einer unauffälligen Musterung. Callum sah fabelhaft aus. Man musste ihn bewundern, ob man wollte oder nicht. Zu einem weißen Baumwollhemd – im modernen Safaristil und zweifellos von bester Qualität – trug er eine perfekt sitzende Khakihose. Auch ohne Berater kleidete er sich absolut stilsicher.
Sein Onkel blieb mit dem gestreiften Hemd und der schwarzen Hose ebenfalls seinem Stil treu. Janis sah bedeutend besser aus als bei Ambers Ankunft. Sie trug ein scharlachrotes Kleid, das gefährlich tief ausgeschnitten war. Vielleicht hatte sie auch zu stark abgenommen. Einen BH trug sie nicht. Ihr langes dunkles Haar war zu einem Nackenknoten gebunden, die dunklen Augen glänzten fiebrig.
Amber konnte sich vorstellen, wodurch Janis ihren späteren Ehemann gewonnen hatte. Ihre langen Fingernägel waren in der Farbe des Kleides lackiert. Dass sie bei der Hausarbeit abbrachen oder mit einer Windel in Berührung kamen, stand nicht zu befürchten. Janis trug keinen Schmuck – bis auf ihren Verlobungsring mit dem riesigen Diamanten. Amber fragte sich, wie sie es schaffte, die Gabel zu heben.
Im Umgang war Janis so unhöflich wie bisher. Nachdem sie Amber von Kopf bis Fuß gemustert hatte, schenkte sie ihr kaum noch Beachtung. Auch ihren Mann übersah sie geflissentlich. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt – Callum! Sie unterhielt sich ausschließlich mit ihm. Einmal berührte sie sogar seine Hand, die locker auf der leinenen Tischdecke lag.
Großer Gott, dachte Amber. Janis MacFarlane ist in den Neffen ihres Mannes verliebt… Unwillkürlich schnappte sie nach Luft. Was für eine Konstellation! Das war Wahnsinn. Schlimmer noch – es bedeutete Gefahr. Kein Wunder, dass Janis sich nicht in der Gewalt hatte.
Ahnte Callum etwas von ihrer Leidenschaft? Wusste Eliot Bescheid? Zumindest Dee ließ sich nichts vormachen. Die Anspielung, die sie Amber gegenüber gemacht hatte, bekam plötzlich einen Sinn.
Amber brauchte einen Moment, um die schockierende Erkenntnis zu verdauen. Janis’ Gereiztheit ihrem Ehemann und ihrem Kind gegenüber erklärte sich nicht aus postnataler Depression, sondern aus einer unseligen Gefühlsverstrickung. Sie liebte den Mann, den sie nicht haben konnte. Eine verzweifelte, aussichtslose Lage! Eliot war ein attraktiver Mann, gebildet, freundlich und
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