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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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ob er will oder nicht. Und Musik können wir machen, es soll ein richtiges Fest werden, eine Art Tag der offenen Tür!«
    »Schon wieder feiern«, murmelt Papa und fährt sich über die Augen. Schließlich ist er das viele Feiern nicht gewohnt, vor allem nicht auf Fränzis Art.
    »Und wir trommeln alle Nachbarn zusammen, die für den Gnadenhof sind, die sollen alle hier dabei sein und vor laufenden Kameras den Gnadenhof hochleben lassen«, sagt Mama.
    Anja stößt Flitzi an. Mama ist gut im Zusammentrommeln. Vor allem sieht sie so schick aus, dass sie auch Leute zusammentrommeln kann, die vielleicht keine zotteligen Hunde und bunt gestreiften Autos mögen.
    Nur Martin ist schweigsam, und Anja würde ihn gerne fragen, ob er nicht glaubt, dass der Plan gut ist. Aber vielleicht ist er hinter seiner in Falten gelegten Stirn für die Sorgen zuständig, damit die anderen unbesorgt Pläne schmieden können.
    Inzwischen haben die Erwachsenen einen Tag festgelegt, an dem Roland mit seinen Leuten auf den Gnadenhof kommt.
    »Und wenn Lönnemeier da schon einen Termin hat?«
    »Der wird kommen«, sagt Roland, »ich wette darauf.«
    »In zwei Wochen geht es los«, ruft Fränzi, und auf einmal fangen alle an zu lachen und durcheinanderzureden. Anja setzt sich auf Mamas Schoß, obwohl sie schon viel zu groß dafür ist, Flitzi balgt sich mit Ferkel und Benito auf dem Sofa, und Roland unterhält sich mit Papa über Einschaltquoten und das schlechte Fernsehprogramm.

 
    Der Gnadenhof liegt in der Sonne und leuchtet maisgelb wie ein italienisches Schlösschen. An der Auffahrt sind bunte Autos aufgereiht, dazwischen spielen Kinder Verstecken. Erwachsene mit Zottelhaaren und mit ordentlich gekämmten Frisuren, mit Bärten und mit Krawatten, mit Gummistiefeln und mit Lackschuhen stehen mit Mostgläsern im Garten und lassen im Hof Gasballons in die Luft steigen. Anja führt die Ziegen an den Biertischen vorbei, während Flitzi, von einem Kreis kleiner Kinder umringt, mitten auf dem Hof die Kaninchen füttert. Das haben sie alles vorher geübt. Die Ziegen wollten erst nicht geführt werden, vor allem Reh sträubte sich mit aller Macht und kräftigen Hörnerstößen gegen den Strick, den Anja ihr um den Hals band. Aber inzwischen läuft sie eine Zeit lang mit, solange Schoko und Kaffee in der Nähe sind.
    Mama und Papa sitzen auf einem Stapel alter Reifen und reden auf einen Nachbarn ein, der immer wieder den Kopf schüttelt. Vielleicht hat er den Plan noch nicht verstanden. Hinten am Gemüsegarten spielt der Musiker, den sie von der Demo kennen, verrückte Lieder auf dem Saxofon, und Tim wippt dazu mit dem Fuß, den Papagei auf der Schulter. Fränzi schenkt Most aus. Heute ist sie gar nicht blass. Sie hat ihren schönsten leuchtend blauen Hut schräg auf dem Kopf und sieht aus, als hätte sie Geburtstag. Mitten durch das Gewimmel schleppt ein Kameramann seine Geräte, jemand schwenkt ein wuscheliges Mikrofon durch die Luft, und ein gespanntes Summen liegt über der Straße. Plan hin oder her, ob Lönnemeier nun kommt oder nicht, bisher ist der Tag der offenen Tür so schön, wie er nur sein kann. Anja schaut zu Tim hinüber und würde am liebsten mit ihm tanzen.
    Als sie gerade langsam mit den Ziegen zu ihm hinüberschlendern will, hört sie Oles Trillerpfeife. Das ist das Signal für die Ankunft der Prominenz: Lönnemeier, ein Stadtpolitiker und eine Dame vom Tierschutzverein fahren im Taxi vor. Sofort verbreitet sich die Nachricht, und alle drängen nach vorne zur Auffahrt. Das Kamerateam stellt sich direkt neben den Zaun und filmt das Taxi, die drängelnden Kinder, die lachenden Nachbarn und Schoko, die sich mit einem Ruck von Anja losreißt und zielstrebig auf die glänzenden Hosen des Stadtpolitikers zusteuert. Noch ehe Lönnemeier ausgestiegen ist, haben Anja und Flitzi ihn schon erkannt.
    »Das ist er«, sagt Anja zu Flitzi und Tim, der plötzlich hinter ihnen aufgetaucht ist.
    »Genau, der rotgesichtige Schreihals«, ruft Tim. »Mal sehen, ob er heute auch die Polizei holt.«
    Roland schiebt sich gleich durch die Menge auf Lönnemeier zu.
    »Dürfen wir mit Ihnen heute das erste Interview machen?« Noch bevor Lönnemeier den Mund aufmacht, hat ihn Mama schon untergehakt. Elegant drängt sie Schoko aus Lönnemeiers Gesichtsfeld.
    »Aber dazu müssen Sie sich erst einmal alles in Ruhe anschauen. Bestimmt sind Sie mit der Arbeit des Gnadenhofs noch nicht vertraut, Herr Lönnemeier?« Lönnemeier hat immer noch nichts gesagt, nur sein

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