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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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sorgfältig einzelne Löwenzahnblättchen aus dem Haufen. Anja schaut ihnen zu, wie ihre Mäuler regelmäßig mahlen, wie sie sich ab und zu mit einer Pfote die Ohren glätten, es ist ein ruhiges, verlässliches Grüppchen, still beschäftigt mit dem Besten und Einfachsten, was es gibt: Fressen.
    Mit Martin und Tim auf dem Gnadenhof kann man fast ein Familiengefühl kriegen. Wenn Fränzi da wäre, wäre es fast wie bei Anja drüben, nur ganz anders. Sie schiebt die Hand hinter das Türchen und fährt über den weichen runden Rücken des schwarzen Kaninchens. Unter den Pfoten ist sein Fell weißlich und etwas dreckig. Es lässt sich beim Fressen nicht stören.
    Als Fränzi drei Tage später nach Hause kommt, ist der Gnadenhof festlich geputzt. Martin hat die Auffahrt geschrubbt, Anja und Flitzi haben den Hof gefegt und Flitzi hat versucht, den Küchenboden zu wischen, aber weil sie das noch nie gemacht hat, wusste sie nicht genau, wie es geht, und hat den Aufnehmer so nass gemacht, dass die Küchenstühle danach in kleinen Pfützen standen. Sie haben einen Kuchen gebacken und Limo gemacht, und Anja hat sogar eine Tischdecke über den fleckigen Küchentisch gebreitet. Ein Glanz liegt über dem Gnadenhof.
    Fränzi sieht es und strahlt, schon als sie aus dem Taxi steigt, das sie von der Klinik hierhergebracht hat. DieHunde stürzen zur Straße und heulen vor Freude. Benito springt so heftig an Fränzi hoch, dass sie sich an der Taxitür festhalten muss, um nicht in die Knie zu gehen, und Krümel dreht sich so schnell im Kreis, dass er plötzlich anfängt, nach seinem eigenen Schwanz zu schnappen. Fränzi lacht und greift den Hunden ins Fell. Ihre Tasche ist voll mit Leckerli, die sie ihnen zuwirft: »Ihr alten Zausel, ich hab euch so vermisst!« Dann schaut sie über die Hundeköpfe hinweg zu Martin, Tim, Anja und Flitzi. »Euch auch, ihr alten Zausel!«
    Martin schiebt die Hunde zur Seite und nimmt Fränzi in den Arm. Tim verschwindet schnell im Haus, als wenn ihm der ganze Begrüßungstrubel zu viel ist. Aber Anja und Flitzi stehen verlegen und freudig herum und schauen Fränzi beim Umarmen zu. Da kommt sie schon herüber.
    »Mensch, ihr beiden. Ich weiß gar nicht, was ohne euch passiert wäre!« Und sie legt einen Arm um Anja und einen um Flitzi. Das hat sie noch nie gemacht. Sie riecht nach Heu, obwohl sie doch schon eine Weile nicht mehr im Stall war, und nach Medizin. Anja lehnt sich vorsichtig in ihren Arm, da ist es schon wieder vorbei. Fränzi drückt ihnen noch einmal die Schultern, dann läuft sie ins Haus. Kurz darauf hören sie ihren Überraschungsschrei.
    »Was ist denn hier los? Habt ihr einen neuen Gnadenhof hierhingestellt?« Sie gehen alle in die Küche, setzen sich um den Tisch und grinsen sich an. Jemand, der durchs Küchenfenster schauen würde, fände es bestimmt komisch, aber sie können eine Weile nicht damit aufhören. Dann fangen Anja und Flitzi an zu fragen.
    »Geht es dir wieder richtig gut?«
    »Was war denn genau los?«
    »Wo sind die Pferde?«
    »Wer war das?«
    »Hast du Angst gehabt?«
    Fränzi fährt mit dem Zeigefinger über die Tischdecke, und statt zu antworten, sagt sie: »Habt ihr die etwa extra gekauft?«
    »Das war der Mann mit dem roten Gesicht«, bricht es aus Anja heraus, »der will den Gnadenhof kaputt machen, der hat dich bestimmt auch gehauen.«
    »Jetzt hört mal damit auf«, sagt Fränzi. »Ich habe auch schon viel herumüberlegt. Ich konnte die nicht erkennen, die hatten Mützen ins Gesicht gezogen. Bis zu den Pferden bin ich gar nicht gekommen, die sind immer noch auf dem Hof und kümmern vor sich hin. Aber wisst ihr, was? Wenn ich zu viel nachdenke, kriege ich Angst. Und das will ich nicht. Und jetzt schaue ich mal nach den Tieren.« Schon springt sie auf und läuft hinaus zu den Ställen, die Hunde um sie herum, ein vertrauter Anblick.
    Obwohl nicht klar ist, was wirklich los war, haben Anja und Flitzi jetzt auch nicht mehr so viel Angst. Martin räumt die Töpfe, die sie vorhin gespült haben, in die Regale und sieht ausnahmsweise nicht so grimmig aus wie sonst. Tim ist nirgends zu sehen. »Wir finden trotzdem raus, wer es war«, sagt Flitzi.
    »Klar«, sagt Anja, aber richtig überzeugt ist sie nicht, sondern einfach nur froh, dass alles wieder fast so ist wie früher.
    Als die Tiere versorgt sind, treffen sie sich alle wieder in der Küche und machen eine Art Fest. Es ist kein Fest, so wie Anja und Flitzi es von den Geburtstagen ihrer Eltern kennen, wo alle am

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