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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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Weltuntergang«, sagt Mama und nimmt Flitzis Hand, als sie aus der Klinik herauskommen.
    »F. Baldow«, murmelt Anja vor sich hin. Mit dem neuen Namen klingt plötzlich die ganze Fränzi anders.
    Als Papa am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, will er gleich wissen, wie es Fränzi geht. Vielleicht hat er sich in Fränzi verliebt, überlegt Anja, aber das kann eigentlich nicht sein, weil er noch in Mama verliebt sein müsste und weil er ja bis vor ein paar Tagen noch den Kopf geschüttelt hat über Fränzi. Und außerdem hat er sie ja gestern Abend nur ohnmächtig gesehen.
    »Habt ihr geglaubt, das geht ewig so weiter? Dieser Gnadenhof ist doch ein Kindertraum. Das konnte nicht gut gehen«, sagt Papa düster.
    Anja versteht nicht, was Fränzis Gehirnerschütterung mit Kinderträumen zu tun hat und warum der Traum jetzt vorbei sein soll, jedenfalls klingt es danach, so wie Papa darüber redet.
    »Wir haben doch auch Kinderträume«, wendet Flitzi ein.
    »Ihr seid ja auch Kinder, das ist es ja eben«, ruft Papa. »Fränzi ist erwachsen, sie ist auch nicht viel jünger als wir, sie könnte Kinder haben oder eine Arbeit, aber schaut euch an, was sie macht.«
    »Dafür hat sie die Tiere«, sagt Anja.
    »Und du hast Kinder und eine Arbeit, und wie findest du das auf Dauer?«, fragt Mama.
    »Wieso, du doch auch!«, ruft Papa, und allmählich steigern sie sich in genau die gereizte Lautstärke, die sie Anja und Flitzi immer verbieten. »Und wie findest du das? Hast du doch so gewollt, oder?«
    Anja stellt sich ans Fenster und schaut, ob Martin schon da ist, der hoffentlich Tim mitbringen wird. Vielleicht freut er sich ja auch, Anja wiederzusehen. Oder er schämt sich, weil er gestern Abend geheult und gezittert hat, und bleibt lieber zu Hause.
    »Der Gnadenhof ist auch eine Arbeit«, ruft sie vom Fenster aus, »und wie.«
    »Aber man kriegt kein Geld dafür«, murmelt Papa, der schon wieder leiser geworden ist.
    Da fährt Martins bunt gestreifter Bus am Haus vorbei und hält auf Fränzis Auffahrt, Anja kann nicht erkennen, ob Tim darin sitzt. Wenigstens ist jetzt der Gnadenhof gut versorgt. Und nachher werden sie mal rübergehen und schauen, ob sie helfen können.

 
    »Die sind hinter ihr her«, meint Martin finster.
    »Das waren bestimmt die Leute vom Reiterhof, die wollten sie aus dem Weg räumen«, sagt Tim. Sie sitzen zu viert in der Küche des Gnadenhofs, die merkwürdig leer wirkt ohne Fränzi. Tim hat angeboten, noch mal Pfannkuchen zu machen, aber niemand hat richtig Lust dazu. Krümel irrt die ganze Zeit suchend umher und schnuppert an Fränzis Stallschuhen und ihrer Regenjacke. Benito und Keno liegen trübselig in der Ecke, als würde sich das Leben erst wieder lohnen, wenn Fränzi zurückkäme.
    Da fällt Anja plötzlich etwas ganz anderes ein. Sie hat auf einmal ein Gesicht vor Augen, erhitzt, mit roten Flecken auf den Wangen und auf der Stirn, jemand, der brüllt und den Gnadenhof abschaffen will.
    »Wisst ihr noch, der Schreihals auf dem Dorfplatz?«, ruft sie. »Der Mann mit dem roten Gesicht, der plötzlich weg war, und dann kam die Polizei?«
    »Was ist mit dem?«, fragt Tim.
    »Der hasst uns!«, ruft Anja.
    »Uns?«
    »Den Gnadenhof eben«, sagt Anja. »Der wollte, dass die Demo aufhört und alle gegen den Gnadenhof sind!«
    »Meinst du, dass er Fränzi aufgelauert hat?«
    Sofort hat Anja ein schlechtes Gewissen. Sie weiß ja noch nicht einmal, wer dieser Mann war und was er vorhatte. Aber sein hasserfülltes Gesicht hat sie noch so genau vor Augen, weil sie es nicht gewohnt ist, dass jemand sie hasst. Oder jedenfalls jemanden, der ihr wichtig ist. Trotzdem kann sie ihn ja nicht einfach beschuldigen.
    »Keine Ahnung«, sagt sie und schaut hinüber zu Tim. Martin steht auf und wischt den Tisch ab.
    »Jetzt hören wir mal auf mit den Grübeleien. Helft ihr mir mit den Viechern? Die Kaninchen brauchen frisches Stroh, die Vögel müsste auch jemand machen, und im Gemüsegarten sollten wir mal die Schnecken ablesen.«
    Anja springt auf, froh, dass es etwas zu tun gibt. Martin ist ihr etwas unheimlich mit seiner düsteren Miene, und sie will auch nicht so genau wissen, wer hier in der Nacht herumrennt und Leute verprügelt, eigentlich will sie nur, dass die Tiere etwas zu fressen bekommen. Sie pflückt hinten am Acker große Büschel mit Löwenzahn und setzt sich dann zu den Kaninchen. Die sind inzwischen schwer und rund geworden und riechen nach Gras und Heu. Gemächlich kommen sie zur Käfigtür und zupfen

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