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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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alles über diese Firma in Erfahrung bringen.«
    Es war tatsächlich verdammt wenig, was der Anrufer ihm mitgeteilt hatte. Dennoch. Es war ein Hinweis. Wenn bei den Geschäften der beiden etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war und sie sich damit Feinde gemacht hatten, hätte man womöglich ein Motiv – und Personen, die eines besäßen. Und es kam eben vor, dass jemand anonym einen Hinweis gab. Aber es kam auch vor, dass solche Anrufe gar nichts bedeuteten, dass sie üble Scherze Unbeteiligter waren. Oder sich als gezielte Ablenkungen entpuppten.
    »Und die Stimme kam Ihnen nicht bekannt vor?«
    »Nein. Sie war verstellt. Wenn auch nicht sehr professionell.«
    »War es eine Männerstimme?«
    »Ja.«
    »Das Institut Marine kennen Sie, oder nicht?«
    »Ja, schon. Ich meine, ich weiß, was man so weiß.«
    Dupins – ihm von der Stadt überlassenes – Appartement lag ungefähr hundert Meter vom Institut entfernt. Wenn er auf seinem schmalen Balkon stand und auf das Meer blickte, war es direkt rechts zu sehen. Das Institut hatte mittlerweile eine Dépendance auf der anderen Seite des Hafens, der »rive gauche«. Ein Institut für Meeresbiologie – Dupin wusste ehrlich gesagt nicht mehr als das.
    »Es ist die älteste Forschungsstelle der Welt für Meeresbiologie. Was natürlich kein Zufall ist. – Bretonisch!«
    Natürlich.
    »Genießt hohes Ansehen, eine große Anzahl renommierter Wissenschaftler arbeitet hier. Der Leiter ist Professor Yves Le Berre-Ryckeboerec.«
    »Berk-Rib…?«
    »Professor Yves Le Berre-Ryckeboerec.«
    Das war für Dupin die ultimative Steigerung: komplizierte bretonische Namen, die sich zu Doppelnamen zusammenfanden. Er notierte »Direktor, Institut« in sein Notizheft.
    »Sitzt er im Hauptgebäude? Wo das Marinarium ist?«
    Es gab ein nicht großes, aber liebevoll ausgestattetes Marinarium, kein Vergleich zum Océanopolis in Brest, aber Dupin mochte es, auch wenn es keine Pinguine beherbergte. Erst vor drei, vier Wochen hatte er es besucht. Er war in einer Ausstellung gewesen, deren Sinn ihm unmittelbar eingeleuchtet hatte, die ganze Stadt war mit großen Plakaten beklebt gewesen: »Fisch auf meinem Teller – wie ist dein Name?«. Es ging um die zahlreichen lokalen Fischarten, die man bei den örtlichen Fischhändlern und auf den Menüs der Restaurants fand. Es wurde gezeigt, wie sie aussahen, bevor sie auf dem Teller landeten – lebendig, in ihrem angestammten maritimen Habitat. Es war eine unglaublich bunte Vielfalt gewesen, Dupin war aus dem Staunen nicht herausgekommen.
    »Ich vermute, dass er im Hauptgebäude sitzt. Ich verifiziere das.«
    »Ja. Melden Sie sich.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Ich werde sehen.«
    Dupin legte auf.
    Sollte er den anonymen Anruf ernst nehmen? Sein Instinkt sagte ihm: ja.
    Immerhin fühlte er sich etwas besser, das Koffein tat seine Wirkung. Riwal und Kadeg waren sicherlich schon auf dem Weg zum Flugplatz. Er hatte ja eigentlich vorgehabt, mit auf die Inseln zu fliegen, sich zuallererst noch einmal mit Solenn Nuz zu unterhalten. Dann mit der Tauchlehrerin. Andererseits wollte er den Bürgermeister von Fouesnant sprechen. Und den Arzt aus Sainte Marine, der wohl einer der Letzten war, die mit Konan geredet hatten. Dupin hatte eine Reihe dringlicher Fragen.
    Er griff nach seinem Handy.
    »Riwal?«
    »Ja, Chef?«
    »Fliegen Sie ohne mich los. Ich komme nach. Ich statte dem Institut Marine einen kurzen Besuch ab. Sie und Kadeg nehmen in Angriff, was wir gestern Abend besprochen haben. Ich möchte sofort wissen, wenn es irgendetwas Interessantes gibt. Egal was. Sie wissen, es geht um jede Kleinigkeit, jeden noch so unbedeutsam scheinenden Umstand.«
    »Ist klar.«
    Riwal kannte diese Sätze wahrscheinlich schon in- und auswendig. Aber er hatte nicht resigniert geklungen.
    »Die Untersuchung und Bergung des Bootes von Pajot, wer wird das überwachen? Goulch?«
    »Sicherlich. – Wie werden Sie auf die Glénan kommen, Chef?«
    »Das wird sich zeigen. Ich melde mich.«
    Dupin hatte fast schon aufgelegt.
    »Riwal, warten Sie.«
    »Ja, Chef?«
    »Folgendes noch, ich möchte so schnell wie möglich wissen, wie es um das Erbe von Lucas Lefort bestellt ist. Ob Madame Lefort alles erben wird. Und reden Sie noch einmal mit Madame Menez, der Assistentin.«
    »Etwas Bestimmtes?«
    »Lucas Lefort wollte für die nächste Woche irgendein Lastboot haben. Gucken Sie sich das an. Und fragen Sie, wozu man das Boot verwenden kann. – Und lassen Sie sich erzählen,

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