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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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hier ständig auf dem Wasser sind, kennen sich, ein wenig zumindest. Man weiß voneinander.«
    »Das übernehme ich, das mit dem Boot von Anjela Barrault. Ich bin gerade im Gespräch mit ihr.«
    »Sie sind gerade auf ihrem Boot?«
    Wenn er ehrlich war, wusste er ja gar nicht, ob es ihr Boot war.
    »Was für ein Boot hat sie? Wie sieht es aus?«
    »Ein Jeanneau, Cap Camarat, offen, vielleicht sieben Meter lang, ein altes Modell, aber gut in Schuss, weiß, kürzlich frisch gestrichen.«
    »Dann bin ich nicht auf ihrem Boot. – Also auch ihr Boot inspizieren.«
    »Gut. Ich breche sofort auf.«
    »Und ja – das Boot des Direktors sollte unbedingt auch durchsucht werden. Und hören Sie sich um, ob jemand von einer – Schatzsucheraktivität hier an der Küste weiß.«
    »Das wüsste sicher Madame Barrault am besten. Oder einer der Archäologen. Oder Solenn Nuz.«
    »Melden Sie sich, wenn Sie was haben.«
    »Mach ich, Monsieur le Commissaire.«
    Dupin legte auf. Und atmete einige Male tief durch. Es war erstaunlich, die Luft roch und schmeckte heute noch »meeriger«: Salz, Jod, Magnesium, Eisen, Calcium – und Algen. Dupin schmunzelte, er musste an Nolwenn denken: Die gesundheitliche, oh nein, die medizinische Qualität der Atlantikluft gehörte zu ihren vielen Lieblingsthemen. »Wie ein permanentes Solebad. Das Nervensystem und die Muskulatur entspannen sich, Blockaden und innere Fixierungen lösen sich«, erzählte sie gern. Dupin mochte besonders das mit den inneren Fixierungen, auch wenn er keine klare Vorstellung davon hatte, was das bedeutete. Außerdem sprach man der Atlantikluft natürlich noch »banalere« Wirkungen wie die Entschlackung des Organismus, die Harmonisierung des Stoffwechsels und diverse Heileffekte überhaupt zu. In der ersten Zeit seiner »Versetzung« war ihm das alles wie Esoterik oder druidische Heilriten vorgekommen, er hatte dann jedoch recherchiert und war sehr beeindruckt gewesen. Das Mengenverhältnis der einzelnen Bestandteile des Meeres entsprach tatsächlich ungefähr dem, wie es im Blut und in der Gewebsflüssigkeit im menschlichen Körper vorlag.
    Als Dupin sich umdrehte, sah er, dass Anjela Barrault bereits dabei war, die Klappe zu schließen. Der laute Knall folgte, wieder überließ sie die Taucher sich selbst und war schon auf dem Weg zurück in den Fahrstand.
    »Jetzt setzen wir sie alle auf Penfret ab. Dort sind unsere spartanischen Unterkünfte.«
    Einen Moment später stand sie wieder am Steuer. Und Dupin erneut in der Öffnung des Fahrstandes.
    »Danach fahren wir nach Saint-Nicolas zurück?«
    Anjela Barrault warf einen kurzen Blick auf ihre imposante Taucheruhr, die sie über dem Ärmel des Anzugs trug.
    »Wir sollten gegen siebzehn Uhr am Quai sein. Und vielleicht wollen Sie dann ja noch mit mir rausfahren?«
    »Sie fahren noch mal raus?«
    »Die Sonne geht erst um neun unter. Das sind meine Stunden.«
    Sie lächelte herzlich.
    »Werden Sie mit Ihrem Boot unterwegs sein?«
    Sie war über Dupins Frage nicht im Geringsten irritiert.
    »Nein, ich bleibe auf der Bakounine. Ich würde nur Zeit verlieren. Ich lasse Sie einfach am Quai raus und fahre weiter.« Ohne den Ton zu verändern, fügte sie hinzu:
    »Sie sind gut informiert.«
    »Das ist mein Job.«
    »Sie wollen sicher wissen, ob mein Boot zur Schatzsuche taugt?«
    »Will ich.«
    »Ich habe ein stinknormales Sonar, aber eine höllisch teure Unterwasserkamera der neuen Generation. Die ist Wahnsinn. Die ist fünfmal besser als gewöhnliche Kameras. Damit filmen mich meine Assistenten, wenn ich trainiere. Mit der Kamera sieht man aber nur, was sich sehen lässt. Dinge auf dem Sand. Auf dem Meeresboden. Wollen Sie sie sehen?«
    »Ich denke, das reicht fürs Erste. Unter Umständen wird sich ein Polizist das Boot noch einmal anschauen.«
    »Sie glauben wirklich, dass es bei den Morden um einen Schatz geht?«
    »Wir werden sehen.«
    »Wollten Sie immer Polizist werden?«
    Auch diese Frage hatte Anjela Barrault im selben leichten Tonfall formuliert, in dem sie die ganze Zeit sprach.
    »Ich denke schon, obwohl ich früher nie darüber nachgedacht habe. Mein Vater war Polizist. Er ist gestorben, als ich sechs war.«
    Dupin hatte geantwortet, ohne nachzudenken, und war überrascht, dass er es getan hatte. Es war nicht seine Art, von sich zu erzählen. Vor allem nicht während eines Falles.
    »Was denken Sie, ist hier auf den Inseln passiert, Madame Barrault?«
    Dupin war um einen grundsätzlichen Tonfall bemüht.
    »Vielleicht

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