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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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ihn sehen. Um sieben Uhr. Halb acht. Hier im Restaurant. Er soll seine Ausrüstung mitbringen.«
    Riwal, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, schien etwas fragen zu wollen, ließ es dann aber bleiben.
    »Ich weiß nicht, es ist …«
    Dupin unterbrach Kadeg in einem ruhigen Ton.
    »7 Uhr 30.«
    Marie Morgane Cassel stand etwas verloren in der Tür, Dupin wandte sich an sie.
    »Ich danke Ihnen schon einmal sehr für Ihre Hilfe, Madame.«
    »Gerne.« Die Professorin lächelte. Dupin war sehr froh über dieses Lächeln. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen. Niederschmetternd am Ende.
    »Dann sehen wir uns morgen früh, Madame Cassel. Schlafen Sie gut.«
    »Danke, Sie auch, hoffe ich.«
    »Ja, ich denke schon.«
    Ganz bald, hoffte Dupin.
    Kadeg hatte ihre Tasche genommen und begann demonstrativ die Stufen zum ersten Stock hochzusteigen, Madame Cassel folgte ihm.
    Dupin war während der letzten Stunde wieder schwindelig geworden. Er würde jetzt nach Concarneau zurückfahren. Er war froh, gleich zu Hause zu sein.
    Riwal stand vor dem Hotel und rauchte, als Dupin in die Nacht heraustrat. Er blickte nur einmal ganz kurz zu ihm. Auch er sah jetzt hundemüde aus.
    »Bonne nuit Riwal. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Bonne nuit Monsieur le Commissaire.«
    Dupin hatte den Wagen direkt auf dem Place Gauguin geparkt, rechts vom Hotel.
    Er brauchte knapp fünfzehn Minuten für den Heimweg und schaute lieber gar nicht erst auf den Tacho. Die Straßen waren ganz leer. Er hatte das riesige Schiebedach seines XM geöffnet, um so viel wie möglich dieser unglaublich schönen, milden Sommernachtsluft abzubekommen. Und um diesen unfasslichen Sternenhimmel zu sehen. Die Milchstraße strahlte hell und klar. All dem wollte er etwas näher sein. Das half, ein wenig.

[Menü]
DER DRITTE TAG
    Reglas war schon da, als Dupin im Central eintraf, er war allein, ohne seine Mannschaft. Er stand am Ende der Bar und sah zerschlagen aus. Dupin trat zu ihm.
    »Was gibt es? Worum geht es?«, fragte Reglas.
    Dupin hatte eine aggressive Gangart erwartet. Die nicht weiter erklärte Einberufung zu dieser Uhrzeit würde Reglas als Provokation empfinden, davon war Dupin überzeugt gewesen (und war ihm deswegen auch eine kleine Freude). Tatsächlich aber wirkte Reglas eher nervös. Dupin konzentrierte sich, es ging um Wichtiges.
    »Ich will, dass Sie mir sagen, wie lange das Bild vorne an der Tür hier schon hängt. Im Vergleich zu den anderen. Ob sie alle gleich lange hier im Raum hängen? Ob irgendwelche Spuren an diesem Bild oder dem Rahmen zu finden sind?«
    »Wie lange das Bild hier hängt? Sie wollen wissen, wie lange diese billige Kopie hier in diesem Raum hängt? Dafür bin ich gekommen?«
    Dupin ging ganz ruhig zur Wand und stellte sich vor das Bild.
    »Es geht um dieses Bild mit diesem Rahmen im Vergleich zu den anderen Bildern. Ja, ich will wissen, ob dieses eine Bild hier so lange hängt wie alle anderen.«
    »Das haben Sie bereits gesagt. Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen. Was ist Ihr Verdacht?«
    Reglas hatte ein Recht auf eine Antwort. Aber Dupin hatte keine Lust, auch nur ein klein wenig mehr preiszugeben.
    »Ich will wissen, ob dieses Bild eventuell erst in den letzten Tagen hier aufgehängt worden ist. Das kann doch nicht sehr schwer sein. Hier wird sicher regelmäßig Staub gewischt. Seit dem letzten Staubwischen muss sich auf allen Bildern eine bestimmte …«
    »Ich weiß sehr wohl, wie ich meine Arbeit mache. Hier im Raum hat sich nichts verändert von gestern auf heute. Gar nichts. Und wie es scheint, schon lange nicht. Wir haben den aktuellen Raum mit Fotografien aus den letzten Jahren verglichen. Auch in Hinblick auf die Bilder. Sie hängen in derselben Anordnung, mindestens seit einigen Jahren also schon.«
    »Ich weiß. Nein, ich meine wirklich konkret diesen einen Rahmen.«
    »Und warum im Vergleich zu allen anderen? Das ist eine wahnsinnige Arbeit.«
    »Es könnte ja sein, dass ein Bild oder mehrere Bilder in den letzten Tagen ausgetauscht worden sind.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen. Vor allem, weil dies das idiotischste aller Bilder hier ist. Gauguin hat nie ein derartiges Bild gemalt, das hat sich einer dieser Pfuscher ausgedacht. Dümmer geht es nicht. Eine entstellte Imitation der Vision nach der Predigt .«
    Dupin konnte seine Verwunderung über Reglas’ Gauguin-Kenntnisse nicht verbergen.
    »Sie kennen sich mit Kunst aus?«
    »Gauguin ist meine große Leidenschaft, die ganze

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