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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Sie es schon versucht?«
    »Nein.«
    »Geben Sie mir die Nummer durch.«
    »02 98 67 45 87.«
    Dupin notierte die Nummer in sein Notizheft.
    »Was heißt ›Leiter der Sammlung‹?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich muss mit Madame Cassel sprechen.«
    »06 27 86 75 62.«
    »Lassen Sie sie ins Ar Men Du bringen.«
    »Sie sind im Ar Men Du ? Im Restaurant hier drüben?«
    »Ja.«
    »Und Sie wollen, dass Madame Cassel auch zu Ihnen ins Ar Men Du kommt?«
    »Genau.«
    »Gut. Ich veranlasse das.«
    »Ich warte hier. Ach so, ja. Am Nachmittag muss ich Madame Lajoux sehen. Den alten Delon. Und André Pennec. Im Hotel. Und wir werden vielleicht ein paar Polizisten für Durchsuchungen brauchen. Schauen Sie einmal, wer das machen könnte.«
    »Durchsuchungen?«
    »Wir werden sehen.«
    »Monsieur le Commissaire.«
    »Ja?«
    »Sie sollten uns einweihen.«
    Dupin zögerte.
    »Sie haben recht. Das werde ich. Sobald es geht. Ist Kadeg bei Madame Pennec?«
    »Er müsste jetzt da sein, denke ich. Er hat – er hat scharf protestiert.«
    »Ich weiß – ich meine, das denke ich mir.« Nachdenklich fügte Dupin hinzu: »Ich werde selbst heute noch zu Madame Pennec gehen.«
    Dupin legte auf.
    Er bedeutete dem Kellner, einen zweiten café zu bringen. Der Kellner hatte sofort verstanden, schon beim Ansatz seiner Geste. Er musste Charles Sauré sprechen. Das könnte von großer Bedeutung sein. Ein paar dicke Regentropfen waren vorhin von seinen Haaren auf sein Notizheft gefallen, einige Zeilen waren verlaufen und er hatte sie zusätzlich mit seinem Handballen verwischt. Er hatte Mühe, die Nummer zu entziffern; überhaupt sahen seine Notizhefte nach zwei, drei Tagen eines Falles immer erbärmlich aus – auch ohne Regen.
    Dupin wählte Saurés Nummer. Eine Frauenstimme meldete sich.
    »Bonjour Madame. Hier spricht Commissaire Georges Dupin aus Concarneau.«
    Es entstand eine kurze Pause, bevor die Frauenstimme leise und sehr vorsichtig antwortete:
    »Oh mein Gott. Ist etwas passiert?«
    Dupin wusste zu gut, dass es Angst machte, wenn plötzlich die Polizei anrief und nicht schon im ersten Satz sagte, um was es ging.
    »Entschuldigen Sie, Madame, dass ich mich auf so unangemessene Weise melde. Nein, es ist nichts passiert. Gar nichts. Es gibt keinerlei Grund, sich Sorgen zu machen. Ich habe nur ein paar Fragen an Monsieur Charles Sauré. Es geht gar nicht um ihn, vielleicht könnte er mir in einer Angelegenheit mit ein paar Auskünften helfen.«
    »Ich verstehe.« Ihre Stimme klang deutlich erleichtert.
    »Ich bin Anne Sauré, Charles Sauré ist mein Mann. Er ist im Augenblick nicht zu Hause. Aber er wird gleich wieder da sein. Um zwölf sicher.«
    »Wissen Sie, wo er sich gerade aufhält?«
    »In Morlaix. Ein paar Dinge besorgen.«
    »Hat Ihr Mann ein Handy?«
    »Könnten Sie mir erst einmal sagen, worum es geht?«
    »Er wurde – ach, das ist kompliziert. Es geht um sein Museum, eine Angelegenheit im Zusammenhang mit dem Museum. Ich bräuchte nur eine Auskunft.«
    »Nein. Er hat kein Handy. Er hasst so etwas.«
    »Hm. Ich verstehe.«
    »Sie können gerne noch einmal anrufen um zwölf. Sagen wir besser, um halb eins. Dann wird er ganz sicher zurück sein.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Madame. Und entschuldigen Sie bitte noch einmal meine ungelenke Art.«
    »Au revoir Monsieur le Commissaire.«
    »Au revoir Madame.«
    Das Loch in den Wolken hatte sich längst wieder geschlossen, der Sturm und der Regen hatten erneut an Stärke gewonnen.
    Dupin machte dem Kellner abermals ein Zeichen.
    »Noch einen café , bitte.«
    Er wusste, das war sein sechster heute. Aber ein Fall war nicht die richtige Zeit, den Kaffeekonsum einzuschränken (auch wenn dies ein fester Vorsatz war, seit Jahren, und eine strenge Anweisung von Docteur Garreg).
    »Und ein Croissant.« Er dachte an seinen Magen. Sie waren Hals über Kopf im Central aufgebrochen.
    Die nassen Sachen klebten an der Haut. Es würde Stunden brauchen, bis sie trocken waren. Das hatte er nun davon, dass er sich standhaft weigerte, eine dieser hässlichen Outdoorjacken zu kaufen, die fast alle Einheimischen besaßen – sehr unbretonisch, Nolwenn schalt ihn gerne deswegen. Dupin starrte gedankenverloren in den Regen. Ein dunkler Wagen kam den Sandweg entlang, der zum Parkplatz des Hotels führte, und hielt direkt davor. Er erkannte einen Polizisten. Das musste schon Madame Cassel sein. Sie waren schnell gewesen.
    Marie Morgane Cassel stieg aus, schaute sich um, entdeckte Dupin durch die Scheiben und steuerte

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