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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Telefonat, das Beauvois gestern während des Mittagessens geführt hatte, daran, wie kalt er plötzlich gesprochen hatte.
    »Wen wir verdächtigen, Monsieur Beauvois, definiere ich.«
    Dupin war es leid. Jeder sah sich in diesem Fall als selbstlosen Wahrer des Willens von Pierre-Louis Pennec. Als noblen Charakter. So würde noch sein Mörder argumentieren. Und alle hatten ihn schon in den ersten Gesprächen schlicht belogen, die ganze Zeit hatten sie ihm das Entscheidende vorenthalten. Alle hatten von dem Bild gewusst. Und dass es andere wussten. Und alle taten so, als sei dies unerheblich.
    »Womit begründen Sie diesen ridikülen Verdacht?«, stieß Beauvois hervor.
    Dupin schaute amüsiert.
    »Vielleicht waren Sie auch im Besitz der zweiten Kopie? Und haben sich einen sehr schlauen Coup ausgedacht. Stehlen das Bild und suggerieren die Geschichte von der Kopie, die Sie mit einer Kopie gestohlen haben.«
    Zum ersten Mal war Beauvois echte Verunsicherung anzumerken. Er stotterte.
    »Das ist absurd. So etwas Absurdes habe ich in meinem Leben noch nicht gehört.«
    Jetzt setzte Riwal nach:
    »Abgesehen von allen weiteren Verdächtigungen – Sie haben sich des Einbruchs schuldig gemacht, Monsieur Beauvois, das ist keine Lappalie. Sie haben das Fenster eines Restaurants eingeschlagen, sind dort auf beachtlich professionelle Weise eingestiegen und hatten vor, ein Gemälde im Wert von vierzig Millionen Euro zu stehlen.«
    Dupin war sehr froh über Riwals Ergänzungen. Auch dieser Einbruch zählte offenbar nicht für Beauvois, so sehr sah er sich im moralischen Recht.
    »Das ist alles höchst lächerlich, Inspektor. Was habe ich denn getan? Ich habe lediglich diese wertlose Kopie hier. Mehr nicht. Was für ein Verbrechen ist das? Versuchter schwerer Diebstahl?«
    »Also, Monsieur Beauvois. Wo waren Sie letzte Nacht – und Donnerstagnacht?«
    »Ich werde Ihnen auf diese Fragen keine Antwort geben.«
    »Das steht Ihnen selbstverständlich frei, Monsieur Beauvois. Sie können einen Anwalt hinzuziehen.«
    »Das werde ich. Das ist eine infame Wendung. Mir war klar, dass es der Polizei bisweilen erheblich an dem nötigen Fingerspitzengefühl mangelt, aber …«
    »Inspektor Riwal wird Sie nach Quimper begleiten, zur Präfektur. Alles wird seinen ganz regulären Gang gehen.«
    Dupins Laune hatte sich restlos verfinstert.
    »Das ist nicht Ihr Ernst, Monsieur le Commissaire!«
    Beauvois geriet mehr und mehr außer sich.
    »Es ist mein voller Ernst, Monsieur Beauvois. Und es ist abenteuerlich, dass Sie daran zweifeln.«
    Dupin wandte sich energisch ab. Er musste hier raus.
    »Riwal, ich lasse Ihnen einen Wagen schicken.«
    Er war schon auf der Treppe und hatte sich nicht mehr umgesehen.
    »Monsieur le Commissaire, das wird gravierende …«
    »Ich bitte die Kollegen, den Wagen sehr schnell zu schicken, Riwal. Das wird nicht lange dauern.«
    Dupin konnte Beauvois’ Beschimpfungen nur noch dumpf hören, er war bereits oben angekommen, öffnete die schwere Eingangstür und trat hinaus.
    Die Sonne war gerade hinter den Hügeln verschwunden, der Himmel tiefrosa. Dupin war erschöpft. Vor allem wusste er immer noch nicht, was er von Beauvois zu halten hatte. Auch jetzt nicht, nach diesen sich überschlagenden Ereignissen. Ein ekelhafter Charakter. Aber das war egal. Hatte er jetzt die ganze Wahrheit erfahren? Oder war es eine hanebüchene Geschichte, die Beauvois ihnen da auftischte? Die eine andere kaschieren sollte? Beauvois hatte eine heilige Mission – und war schlau. In diesem Fall war nichts wie es schien, das war die Regel. Und alles war zäh. Vor allem war alles noch möglich, er durfte sich nicht selbst einengen in seinem Denken. Der Mörder war im Besitz einer Kopie gewesen, einer Kopie, die schon wenige Jahre nach der Entstehung des Bildes angefertigt worden war und von der bisher nirgendwo die Rede gewesen war. Aber – er hatte bisher auch niemanden nach einer Kopie gefragt. Und von sich aus erzählte hier keiner etwas. Keiner.
    Was Dupin aber vor allem keine Ruhe ließ, war, dass ihn wieder irgendetwas dunkel beschäftigte – etwas aus den Gesprächen heute. Irgendetwas stimmte nicht. Grundlegend nicht. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was es war, so sehr er auch nachdachte. Aber vielleicht lag es auch nur an dem verwirrenden Taumel der Ereignisse an diesem Tag, an seiner Entkräftung. Und er war immer noch hungrig, viel hatte er bei Delon wirklich nicht gegessen.
    Dupin hatte nicht den direkten Weg zurück zum

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