Bretonische Verhältnisse
gestern die ganze Zeit diffus durch den Kopf gegangen war, die ganze Nacht auch. Was nicht gestimmt hatte. Wo er sich hatte verwirren lassen.
»Hallo? Monsieur le Commissaire? Sind Sie noch da?«
»Ich rufe gleich noch mal an.«
»Tun Sie das.«
Dupin legte auf. Das war es. Wenn er sich nicht täuschte. Die Gedanken rasten jetzt in seinem Kopf, Dinge begannen sich zu fügen.
Jetzt musste er handeln.
Wenn er schnell ging, wäre es vielleicht nur eine halbe Stunde bis zu seinem Wagen. Er überlegte, ob Riwal ihn irgendwo abholen könnte. Aber da, wo Riwal mit dem Auto auf ihn warten könnte, war er fast schon an seinem eigenen Wagen.
Das Erste wäre, herauszufinden, wo genau er hinmusste. Im Gehen blätterte er in seinem Heft, er wusste, dass er es sich aufgeschrieben hatte. Er fand, was er suchte, auf einer vollgekritzelten Seite an den Rand geschmiert. Dann scrollte er durch die gewählten Nummern auf dem winzigen Display seines Handys. Er war sich nicht ganz sicher, ob es die Nummer der Notarin war, aber er hatte nicht viele Nummern in Pont Aven gewählt. Sie musste es sein.
»Madame de Denis?«
»Am Apparat.«
»Hier Dupin.«
»Natürlich – Bonjour Monsieur le Commissaire. Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Ich habe den Figaro gelesen. Der Fall ist ja – wie soll ich sagen – noch einmal größer geworden.«
»O ja Madame de Denis, ich bräuchte eine Auskunft von Ihnen.«
»Wenn es mir möglich ist, sehr gerne.«
»Sie sprachen von zwei größeren Grundstücken, die Pierre-Louis Pennec besessen hat – die er selbst schon geerbt hatte, die mit einem Schuppen drauf. Ich hatte mir notiert: In Le Pouldu eines und eines in Port Manech. Ist das richtig?«
»Genau, Port Manech und Le Pouldu. Das in Port Manech ist größer und der Schuppen wohl auch. Das in Le Pouldu ist anscheinend eher ein Verschlag. Aber ich habe beide natürlich nicht selbst gesehen. Er hatte sie mir ein wenig beschrieben. Es gibt ja insgesamt noch mehr Grundstücke im Erbstand, aber kleinere.«
»Können Sie mir sagen, wo genau sich diese Grundstücke in den beiden Orten befinden? Haben Sie die Adressen?«
»Das Testament führt die vererbten Besitztümer lediglich auf. Es verweist an dieser Stelle auf die Grundbucheinträge und führt die Katasteramts-Nummern an. Die Grundbucheinträge sind in Monsieur Pennecs persönlichen Unterlagen zu finden. Vielleicht wissen die Pennecs – entschuldigen Sie, ich meine, vielleicht weiß Madame Pennec, wo sich die Grundstücke genau befinden, vielleicht auch Madame Lajoux oder Monsieur Delon.«
»Ich würde es lieber anders erfahren.«
»Hm – Sie könnten es über die Bürgermeisterämter versuchen.«
»Das ist gut.«
»Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
»Sie haben mir sehr geholfen!«
»Gut, das habe ich gerne getan, Monsieur Dupin. Sie werden den Fall bald lösen.«
Dupin musste ohne es zu wollen schmunzeln.
»Das könnte sein, Madame de Denis. Au revoir.«
Er hatte keine Ahnung, wie viel der Strecke durch den Wald er schon geschafft hatte, auf dem Hinweg hatte er schon nicht besonders auf die Landschaft geachtet und jetzt noch weniger. Port Manech und Le Pouldu. Port Manech war mit dem Auto zehn Minuten entfernt, Le Pouldu vielleicht eine Dreiviertelstunde. Er brauchte die genauen Adressen.
»Nolwenn?«
»Denken Sie noch nach?«
»Ich brauche zwei Informationen.«
»Das ging schnell.«
»Was?«
»Nichts. Und Sie brauchen die beiden Informationen auf der Stelle, nehme ich an.«
»Genau. Pierre-Louis Pennec besaß zwei größere Grundstücke, um die tausend Quadratmeter, eines in Port Manech, eines in Le Pouldu, beide mit einer Art Schuppen darauf. Ich brauche die genauen Adressen.«
»Eines in Port Manech, eines in Le Pouldu.«
»Genau.«
Nolwenn hatte aufgelegt.
Jetzt Marie Morgane Cassel. Er wählte ihre Nummer. Es dauerte dieses Mal länger, bis sie abnahm.
»Bonjour Monsieur Dupin.«
»Ich bin’s – ja.«
»Wohin soll ich kommen?«
»Wirklich? Ich meine, wenn Sie könnten, wenn es Ihre Verpflichtungen zuließen – ich glaube, Sie würden uns noch einmal sehr helfen können. Wir sind womöglich am Ende dieses Falles angelangt.«
»Der letzte Akt?«
»Womöglich. Zum Hotel, ich glaube, ja, das ist gut. Wenn Sie zum Hotel kommen könnten – Inspektor Riwal wird dort auf Sie warten.«
»Ich mache mich auf den Weg.«
»Danke. Vielen Dank.«
Nun noch Riwal. Er wählte seine Nummer. Riwal war sofort am Apparat.
»Ja, Monsieur le
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