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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Commissaire?«
    »Madame Cassel ist auf dem Weg, aus Brest, sie wird in einer Stunde bei Ihnen sein. Sie kommen dann mit ihr nach – ich denke nach Port Manech. Ich sage Ihnen noch die genaue Adresse. Gibt es Neues von Kadeg? Von Beauvois?«
    »Kadeg wird erst vor Kurzem in Quimper angekommen sein, denke ich.«
    »Gut, dann wir beide. Wer ist von den Kollegen aus Pont Aven da?«
    »Bonnec. Hier ist mittlerweile die Hölle los. Alle haben den Figaro gelesen. Oder zumindest davon gehört. Die Mitarbeiter, die Gäste. Und anscheinend das ganze Dorf. Alle denken natürlich, das Bild hinge immer noch hier, im Restaurant. Es haben schon ein paar gefragt, ob sie einmal einen Blick darauf werfen können. Was machen wir?«
    »Nichts. Unsere Arbeit. Das interessiert uns nicht.«
    »Und was wollen wir in Port Manech?«
    »Das werden Sie gleich sehen.«
    »Gut. Wir fahren los, sobald Madame Cassel eintrifft, Monsieur le Commissaire.«
    »Beeilen Sie sich. Ich mache mich auch sofort auf, sobald ich an meinem Wagen bin.«
    »Wo sind Sie denn im Augenblick?«
    »Wir sehen uns in Port Manech, Riwal, bis gleich.«
    Port Manech war der schönste Ort der Küste, fand Dupin. In einer geschützten Bucht flossen der Aven und der Belon ins Meer, vom kleinen Strand gegenüber den Mündungen konnte man beide Flüsse sehen – oder hinaus auf den offenen Atlantik. Ein Dutzend hoher Bilderbuchpalmen standen im blendend weißen, feinen Sand, das Meer war türkisfarben, ganz sanft führte der Strand ins Meer. Gegenüber, dort, wo der Belon mündete, war die Küste dagegen felsig, Klippen ragten auf, zwanzig, dreißig Meter hoch. Sie waren mit Gras in allen Grüntönen bewachsen und erinnerten ein wenig an Irland. Die Hügel waren höher als in Pont Aven, vor allem fielen sie beeindruckend steil zum Meer ab, sodass die Straßen in einem abenteuerlichen Gefälle hinunter zum Strand und Hafen führten und den Ort dreiteilten: das Port Manech auf dem Plateau oben, das am Hang mit den prächtigen Villen und das Port Manech unten am Wasser. Dupin mochte besonders den kleinen, gemütlichen Hafen.
    Nolwenn brauchte noch etwas Zeit, es war komplizierter als gedacht; sie hatte einen kurzen Zwischenbescheid gegeben. Natürlich war bisher nichts elektronisch erfasst. Alles musste in dicken Ablagen nachgeschaut werden. Dupin brauchte sehr dringend Koffein. Direkt am Strand, ein wenig zurückgesetzt und erhöht, lag ein kleines, unprätentiöses Café, von dem aus die Mündung des Belon zu sehen war. Es gab nur ein paar Tische auf der Terrasse, die alle noch leer waren, die Bedienung, ein junges Mädchen in einem verschossenen blauen Kleid und niedlich zerzausten Haaren, wirkte noch sehr müde. Dupin bestellte einen café und ein pain au chocolat . Er hatte sein Handy gerade vor sich auf den Tisch gelegt, als es klingelte. Nolwenn. Dupin ging sofort ran.
    »Ich habe die Adressen, beide. Le Pouldu war doch einfach, Port Manech ein Stück aufwendiger. Ich musste mit dem Bürgermeister höchstpersönlich telefonieren.«
    »Fantastisch. Geben Sie durch.«
    Er holte Notizbuch und Stift aus der Tasche.
    »Wo sind Sie?«
    »Schon in Port Manech. Unten am Strand.«
    »Gut. Passen Sie auf. Sie fahren die Straße am Strand vorbei, die Corniche du Pouldon, folgen der steilen Straße links den Hügel hoch, so als wollten Sie aus dem Ort rausfahren. Diese ganz schmale Straße.«
    »Ja.«
    »Sie fahren ungefähr dreihundert Meter, und kurz bevor sie dann abrupt nach links abbiegt, ist da ein Weg, nicht asphaltiert, der rechts reingeht.«
    »Ja.«
    »Links steht eine Villa. Das ist der Teil, wo die großen Pinien wachsen. Sie fahren in den Weg hinein. Ungefähr zweihundert Meter, Richtung Aven eigentlich. Links geht dann wieder ein Weg ab. Parallel zum Aven, der führt etwas den Hügel runter. Den nehmen Sie.«
    »Woher wissen Sie das so genau, Nolwenn?«
    »Ich habe eine gefaxte Kopie des Lageplans aus dem Bürgermeisteramt – und Google Maps. Sie fahren dann direkt auf den Schuppen zu. Das müssten ungefähr noch mal dreihundert Meter sein.«
    Dupin hatte alles haarklein mitgeschrieben.
    »Ich finde es. Danke.«
    »Der neue große Citroën hat auch ein vortreffliches Navigationssystem.«
    »Ich weiß.«
    Das war ein Lieblingsthema von Nolwenn. Und sie hatte recht, so ein System könnte ihm sehr nützlich sein. Er würde eventuell wirklich darüber nachdenken. Er trank den café in einem Zug, stand auf, nahm das pain au chocolat , legte das Geld hin und ging zu seinem

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