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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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happens to me
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    Ich erwachte vom Mittagsgeläut der nahegelegenen Lukaskirche. Da war ich doch tatsächlich kurz weggenickt. Ich wühlte im Schrank nach einem Kleidungsstück, das wegen der Hitze aus so wenig Textil wie möglich bestehen sollte. Ich fand nur ein superkurzes Hängerchen, das einmal weiß gewesen war, bevor ich es zusammen mit Lilas bunten Klamotten gewaschen hatte. Ich lief hinunter in die Küche und setzte Kaffee auf. Der Anrufbeantworter blinkte und verzeichnete sechs neue Nachrichten. Meine Nerven begannen zu flattern.
    Ich ignorierte den AB, goss mir Kaffee ein und suchte im Kühlschrank nach einem zweiten Frühstück. Der Kühlschrank war ziemlich leer, nur ganz hinten versteckte sich ein Naturjoghurt aus Schafsmilch. Weil Lila immer kochte, war ich für Besorgungen zuständig. Lila sah es am liebsten, wenn ich im Bioladen am Stöckach oder freitags am Ökostand auf dem Markt einkaufte. Aber heute war ich zu fertig, da musste es der Supermarkt am Ostendplatz tun. Leicht angewidert löffelte ich den Schafsjoghurt und versuchte meinen Geschmacksnerven mit Autosuggestion vorzugaukeln, es sei ein mit Salami belegtes Laugenweckle. Leider ließen die sich nicht so ohne Weiteres einwickeln. Dann fiel mein Blick auf das Haltbarkeitsdatum auf dem Aludeckel. Das lag ungefähr zwei Monate zurück. Ich seufzte und beschloss, dass es mir jetzt nicht schlecht werden würde. Ich wartete auf den Tag, an dem die Technik so weit fortgeschritten war, dass mich mein Kühlschrank auf dem Handy anrufen würde, um mir mitzuteilen, dass der Kräuterquark abgelaufen war.
    Nun fühlte ich mich halbwegs gewappnet für den Anrufbeantworter.
    Die erste Nachricht war von Lila: »Line, was war los mit dir gestern? Ruf mich doch mal kurz auf der Arbeit an.«
    Nach dem zweiten Pieps meldete sich eine unbekannte Männerstimme: »Hier ist Simon vom Polizeirevier 6. Ich wollte nur mal hören, wie’s so geht. Du kannst mich jederzeit zurückrufen. Am besten auf dem Handy. Meine Nummer ist ...«
    Das war ja wirklich nett!
    Nach dem dritten Pieps hörte ich Leons Stimme: »Guten Morgen, meine Süße. Ich hoffe, es geht dir gut und es klappt heute Abend. Schick mir doch eine kurze SMS.«
    Ich schluckte. Ziemlich kurz angebunden! Ich spulte die Nachricht zurück. Lag darin nun eine versteckte Botschaft? Andererseits war Leon immer sehr knapp, wenn er aus dem Büro anrief. Bisher hatte ich es nicht persönlich genommen. Ich hörte mir die Nachricht noch viermal an, konnte aber weder Rätsel noch verdeckte Vorwürfe noch geheimnisvolle Andeutungen darin entdecken. Zum Vergleich ließ ich noch mal Simon, den Polizisten, laufen. Hmm. Dessen Stimme klang viel freundlicher. Litt meine Beziehung zu Leon schon unter den ersten Abnutzungserscheinungen? So lange waren wir doch noch gar nicht zusammen!
    Die vierte Nachricht war wieder von Lila: »Sag mal, bist du krank? Es kann doch nicht sein, dass du immer noch bei Leon bist. RUF – MICH – AN!«
    Ich sparte mir die anderen beiden Nachrichten für später auf und wählte die Nummer von Lilas Wohngruppe. Lila betreute im Raitelsberg Problem-Kids.
    »Line! Endlich! Alles in Ordnung?«
    »Nein. Ja. Ich hatte einen schrecklichen Tag. Und eine schreckliche Nacht. Ich bin erst gegen elf nach Hause gekommen.«
    »Und da meldest du dich erst jetzt?«
    »Erst jetzt – wieso?« Ich warf einen Blick auf die Küchenuhr. Zehn nach drei. Vermutlich hatten die Kirchenglocken einer Beerdigung gegolten. »Ich hab mich in der Zeit vertan. Es ist schon viel später, als ich dachte.«
    »Was war denn nun gestern Abend los? Leon rief an, weil du nicht zum Kino aufgetaucht bist.«
    »Und du hast ihm gesagt, er soll sich keine Sorgen machen«, sagte ich anklagend.
    »Line, wie lange kennen wir uns jetzt? Ständig stößt dir irgendetwas zu. Aber du kommst immer mit einem blauen Auge davon. Zum Glück! Warum hätte ich Leon da beunruhigen sollen?«
    Damit er sich ein klitzekleines bisschen um mich sorgt, dachte ich und seufzte. »Ich habe gestern versehentlich ein Kind entführt und dann die Nacht in einer Zelle verbracht.«
    »Du hast waas?«
    Ich gab Lila einen Kurzabriss der Ereignisse. Sie hörte konzentriert zu, bis ich geendet hatte. Lila machte nie kommunikative Geräusche am Telefon.
    »Du Ärmste! Andererseits ... Die arme Mutter! Du hättest sofort die Polizei rufen sollen!«
    »Ich kann doch nichts dafür! John-Boy hat mich dazu verleitet. Außerdem hat sich die arme Mutter vor allem um ihren superduper

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