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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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heulend im Café zu sitzen, das ging nun wirklich gar nicht. Irgendwie konnte ich sie ja verstehen. Frank war in den letzten Jahren immer zynischer geworden. Vielleicht aus Angst, weil er wusste, dass ihm seine wunderschöne Frau irgendwann abhandenkommen würde?
    »Und die Kinder?«, flüsterte ich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Lena ist völlig fertig. Sie ist ja so sensibel. Ich weiß nur eins: Wenn ich mich gegen Frank entscheide, dann ist das auch eine Entscheidung gegen die Kinder. Max ist Amerikaner. Er ist von seiner Firma an HP ausgeliehen worden und geht in ein paar Monaten zurück nach New York. Er will, dass ich mitkomme. Ich kann die Kinder doch nicht einfach aus ihrer Schule, ihrem Kindergarten, ihrem Leben reißen! Aber stell dir nur vor: New York! Max hat ein Loft mitten in Manhattan.«
    Vermutlich war Manhattan ein ganz kleines bisschen aufregender als Gärtringen.
    »Hat Frank denn gar nichts geahnt?«
    Sie schüttelte den Kopf und sagte wütend: »Frank käme doch niemals auf die Idee, dass mich ein anderer Mann attraktiv finden könnte.«
    Da war ich mir aber gar nicht so sicher.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte ich leise.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Bei dem Gedanken, die Kinder zu verlassen, zerreißt es mir das Herz.«
    »Und Frank?«
    »Redet nicht mit mir. Läuft mit versteinertem Gesicht herum. Die Stimmung zuhause ist furchtbar.«
    Das war eigentlich nicht meine Frage gewesen.
    »Ich geh jetzt besser.« Katharina kramte nach ihrem Portemonnaie.
    »Lass nur, ich mach das schon.«
    Sie hatte ihren Eiskaffee nicht einmal angerührt.
    »Wir telefonieren«, sagte ich, weil mir nichts Originelleres einfiel.
    Ich sah ihr nach. Katharina bemerkte nicht, dass sie mittlere Erdbeben auslöste, als sie an den Männern im Café vorbeilief.
    Ich blieb noch einen Augenblick sitzen. Wenn ich schon auf das leckere Banana-Split verzichten musste, würde ich wenigstens Katharinas Eiskaffee trinken, auch wenn Sahne, Eis und Kaffee mittlerweile zu einer hellbraunen Brühe verlaufen waren.
    Den Rest des Tages hatte ich nichts vor. Außer, darüber nachzudenken, dass ich genauso arbeitslos war wie vorher. Kein schöner Gedanke. Und dass Leon erst in zwei Tagen wiederkam und ich nicht genau wusste, welche Rolle Yvettes Hintern bis dahin in seinem Leben spielen würde. Dieser Gedanke war noch viel weniger schön. Ich musste dringend mit Lila reden. Ich holte das Handy aus der Tasche und wählte Lilas Nummer.
    »Hallo, Line. Endlich meldest du dich. Wie war’s?«
    »Erzähl ich dir heute Abend. Ich geb einen Sekt aus.«
    »He, hast du den Job etwa?«
    »Nein, ich hab den Job nicht, weil ich den Tiger nicht genug aus dem Tank lasse, und glaub mir, das ist ein Grund zum Feiern. Habt ihr Zeit, Harald und du?«
    »Harald auch?«
    »Ja. Das war wirklich nett von ihm, mir heute Morgen zu helfen. Ich wollte mich bedanken. Bei dir natürlich auch.«
    »Das freut mich. Du kannst also mit ihm leben?«
    »Ich muss ja nicht mit ihm leben. Aber bitte, gib rechtzeitig Bescheid, wenn du in die Richtung Ambitionen hegst. Du weißt ja, wie schwierig der Stuttgarter Wohnungsmarkt ist.«
    »Keine Sorge. Wir lassen’s langsam angehen. Und überhaupt, Leon und du, ihr seid vorher dran.«
    »Zu dem Thema gibt’s Beratungsbedarf.«
    »Habt ihr euch gestritten? Glaub mir, es ist total normal, sich am Telefon zu streiten, wenn ein Partner ohne den anderen wegfährt. Das kann schon mal zu Spannungen führen, auch wenn man sich gut versteht.«
    »Die Sumpfschnepfe ist wieder aufgetaucht.«
    »Au weia. Nicht gut. Wir reden heute Abend darüber, vorausgesetzt, es stört dich nicht, dass Harald dabei ist.«
    Eigentlich ging meine Intimität mit Harald noch nicht so weit, dass ich meine Beziehung vor ihm diskutieren wollte, aber ich wollte den frisch ausgehandelten Burgfrieden nicht schon wieder riskieren und sagte nichts. Wir verabredeten uns auf sieben Uhr und ich blieb noch einen Augenblick sitzen. Leon. Irgendwie konnte ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen, mit ihm zusammenzuziehen und mich samstags zwischen Dübeln und Schrauben vor Heimwerker-Experten im Baumarkt zu blamieren.
    Ich schlenderte in aller Ruhe zum Charlottenplatz und nahm den Vierer. Beim Rewe am Ostendplatz kaufte ich Sekt, Taco-Chips, eine feurige Soße zum Dippen und Oliven. Zuhause weichte ich die eingesaute Hose ein und legte mich ein Stündchen aufs Bett. Die Nacht war kurz gewesen. Ich wachte auf, als ich Haralds und

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