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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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Lilas Stimmen im Erdgeschoss hörte. Rasch stand ich auf und zog mir frische Klamotten an.
    Kurze Zeit später stand Lila im Zimmer. »Line, was hältst du davon, wenn wir mit dem Sekt hinaufgehen auf die Uhlandshöhe? Es ist so ein schöner Abend!«, sagte Lila eifrig.
    »Supi Idee«, antwortete ich.
    Ein paar Minuten später zogen wir los. Harald hatte sich großzügig als Packesel für unseren ganzen Kram angeboten. Der Weg nach oben war steil und führte an Eric M. Hollisters ehemaliger Wohnung vorbei. Ich versuchte, nicht daran zu denken. Wir liefen an Sternwarte und Minigolfplatz vorbei zum Aussichtsturm und kletterten die Stufen hinauf. Die Sonne war gerade untergegangen und hatte einen rosa Schimmer über der Stadt und den bewaldeten Höhen hinterlassen. Einen Augenblick standen wir nur da und schauten.
    »Raufklettern und runtergucken gehört irgendwie zu Stuttgart wie Würste in den Wurststrauß«, sagte ich. »Leon findet ja, man kann nicht weit genug kucken.«
    »I fend’s schee. On ’s war a glasse Idee von dr Juliane, doo nuffzomganga.«
    Ich hatte mich noch nicht so richtig dran gewöhnt, dass Harald Juliane zu Lila sagte.
    »Eigentlich mehr was für zu zweit«, sagte ich. »Tut mir leid, wenn ich euch die Romantik kaputtmache.«
    Lila breitete zwei alte Decken auf dem Turmmäuerchen aus. Der Abend war kühl und roch nach Herbst.
    Harald öffnete den Sekt und goss die Gläser voll. »Koi Sorg. Mir gangad em Oktober fir a baar Dag nach Malorka auf mei Finca. Doo isch gnug Zeit fir Romandik.«
    Wir stießen an und ich musterte Lila prüfend. Sie tat sehr unbeteiligt. Normalerweise betreute sie in ihrem Urlaub ehrenamtlich Kinder aus Tschernobyl, machte Yoga-Wochen auf Amrum oder wanderte durch den Harz.
    Mein Handy klingelte. Ich stellte das Sektglas ab. Leon. Ich ging ein paar Treppenstufen hinunter, um ungestört zu sein.
    »Hallo, Süße. Ich bin extra auf einen Hügel gestiegen, um Netz zu haben. Ganz schön frisch hier. Ich wollte noch mal hören, wie das Vorstellungsgespräch gelaufen ist. Und dir sagen, dass ich die Stunden zähle, bis ich übermorgen wieder bei dir bin!«
    Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als ich das hörte. Leon. In weniger als zwei Tagen würde er wieder bei mir sein und ich konnte mir den ganzen Ärger und Frust der Woche von der Seele reden.
    »Ach, Leon. Es wäre so schön, wenn du jetzt hier wärst. Wir sitzen auf der Uhlandshöhe, Lila und Harald und ich und trinken Sekt ...«
    »Harald?«
    »Harald ist Lilas neuer Freund«, flüsterte ich. »Ein Porsche fahrender Zahnarzt. Und Lena ist gestern von zu Hause abgehauen, weil sich meine Schwester in einen Amerikaner verliebt hat. Und das Vorstellungsgespräch ging erst in und dann auf die Hose. Es ist alles viel zu kompliziert, um es am Handy zu erzählen.«
    »Unglaublich«, sagte Leon. »Kaum ist man ein paar Tage weg, geht schon alles drunter und drüber. Hast du meine Geranien gegossen?«
    »Heute hat’s irgendwie nicht gereicht«, sagte ich schuldbewusst. »Ich mach’s gleich morgen früh, versprochen!«
    Ich kletterte die Stufen wieder hinauf. »Viele Grüße von Leon«, sagte ich.
    »Danke«, sagte Lila. »Gibt’s was Neues?«
    »Ja. Ich hab schon wieder vergessen, seine Geranien zu gießen.«
    »Aber Line! Geranien sind lebendige Geschöpfe, wie du und ich! Und wir brauchen unbedingt mehr Grün in der Stadt, vor allem auf den superbefahrenen Straßen. Übrigens bastle ich grade mit einer Kollegin an dem Thema. Wir planen eine geniale Aktion für den Herbst! – Und was ist jetzt mit Yvette? Du sagtest, sie sei wieder aufgetaucht.«
    Ich zögerte einen Moment und warf einen Blick auf Harald. Ich konnte mir jetzt keine Empfindlichkeiten leisten. Ich brauchte dringend Lilas Rat!
    »Ja. Leon hat mir ein Foto geschickt. Yvette war mit drauf. Er hat mir nicht erzählt, dass sie mitgeht zum Mountainbiken«, sagte ich. »Findest du das nicht komisch?«
    Lila tauchte stirnrunzelnd einen Taco-Chip in die Salsa und dachte einen Augenblick nach. »Ich würde Leon nicht so einschätzen, dass er dir mit Absicht nichts gesagt hat«, sagte sie. »Wahrscheinlich hat es für ihn überhaupt keine Bedeutung. Für ihn ist klar, dass ihr beide zusammengehört. Warum besprichst du es nicht einfach in aller Ruhe mit ihm, wenn er wieder hier ist?«
    Ich nickte erleichtert. In aller Ruhe besprechen, so gingen zwei vernünftige Menschen in einer reifen Beziehung miteinander um. Missverständnisse und Kommunikationsprobleme gehörten

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