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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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    With a word she can get what she came for
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    Ich verbrachte den Montag in einer Art Kältestarre, wie ein Teichmolch. Die dafür erforderliche Speckschicht hatte ich mir am Sonntagabend angefressen. Auf dem Küchentisch hatte ein rasch hingekritzelter Zettel von Lila gelegen: »Hoffe, du hattest schönes Hamburg-WE, übernachte bei Harald, im KS ist noch selbst gemachtes Tiramisu, bis morgen, L.« Ausgerechnet! Ich hätte doch so dringend Lilas Rat gebraucht wegen der Zug- und-Dirndl-Krise und ihre Meinung zum Auftritt der Giftkröte gehört und eine Taktik für einen Zickenkrieg geplant. Auch die Begegnung mit Tarik hatte ich Lila bisher verschwiegen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, sie würde nicht besonders viel davon halten, dass ich einen Nebenjob als Muse bei einem anderen Mann angenommen hatte, und mir ins Gewissen reden, und darauf hatte ich keine Lust.
    Ich war mir sicher, dass Leon am Sonntagabend noch anrufen würde. Aber Leon rief nicht an. Einsamkeit kroch in mir hoch und vertrieb sogar die Lust auf Nostalgie-TV. Eigentlich war ich nach dem ganzen Fischkrams satt, aber das Tiramisu war bestimmt aus frischen Eiern und musste weg. Lila mochte es gar nicht, wenn man Essen wegwarf, also tat ich ein gutes Werk, löffelte die ganze Schüssel leer und aß noch die restlichen Löffelbiskuits auf, bevor sie lommelig wurden. Danach war ich nicht nur einsam und traurig, sondern mir war auch schlecht.
    Auch am Montag rührte sich Leon nicht. Ich fühlte mich elend. Noch nie hatte ein Streit zwischen uns so lange gedauert. Etwa 150 Mal griff ich nach dem Telefon, um ihn anzurufen. Am Ende ließ ich es doch bleiben. Nein. Es war an Leon, einzusehen, dass seine Forderung absurd war. Wenn er mich wirklich liebte, dann war es ihm doch egal, ob ich in Jeans oder Dirndl ins Bierzelt kam! Lila sah ich am Montag nur kurz. Sie ging mit Harald auf eine Demo gegen Stuttgart 21 und wollte anschließend ins Kino. Sie fragte mich, ob ich mitkommen wolle, aber mir war nicht danach, den Abend mit einem frisch verliebten Paar zu verbringen.
    Am Dienstag schlief ich sehr lange und frühstückte ausgiebig. Je kürzer der Tag, desto weniger Zeit hatte ich, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich mit Leons Volksfestbesuch am späten Nachmittag anstellen sollte. Keine Nachricht von Leon. Keine SMS. So ein sturer hanseatischer Hund! Hätte ich mir lieber einen Freund aus Schöckingen besorgt! Oder aus Ostfildern-Nellingen. Die waren sicher formbarer und es gab nicht so viele Mentalitätsunterschiede und schreckliche Missverständnisse. Überhaupt – ich würde Leon im Büro anrufen und ihm die Meinung geigen, damit ihm vor seinen Kollegen im Großraumbüro die Klappe runterfiel. Was glaubte der Typ eigentlich, wer er war, sich zwei Tage nicht zu melden? Das ließ ich mir nicht gefallen! Wütend packte ich das Telefon. Im letzten Moment bekam ich Muffensausen. Stattdessen rief ich Katharina an. Seit der Paartherapie mit Dorle hatte sie sich nicht mehr gemeldet. Lena nahm ab.
    »Hallo, meine Große. Schon zurück aus der Schule? Line hier. Wie geht es dir?«
    »Warte mal«, flüsterte Lena. Im Hintergrund hörte ich Katharinas Stimme und dann Lena. »Nein, das ist die Maria, wegen den Hausaufgaben. Ich geh in mein Zimmer.« Eine Tür klappte. »Puh«, sagte Lena. »Du hast ja keine Ahnung, was hier los ist. Mama heult nur noch, aber sie meint, ich bin zu doof, um es mitzukriegen, und dann lacht sie total künstlich, hahaha, und tut so, als ob alles normal wäre. Ab und zu wird sie ganz rot im Gesicht und behauptet, sie müsste noch was erledigen, und verschwindet. Sie lässt mich mit Salo allein, dabei bin ich erst acht! Papa hockt abends stundenlang am Computer oder er kommt ganz spät von der Arbeit und riecht dann nach Bier.« Lenas Stimmchen brach.
    »Ach, Lena«, sagte ich kummervoll und schluckte den Kloß im Hals herunter. »Es tut mir so schrecklich leid. Reden sie denn gar nicht miteinander?«
    »Nein. Nur wenn’s nicht anders geht. Wer holt Salo vom Kindergarten ab und so.«
    »Ist Dorle nicht bei euch gewesen?«
    »Doch. Sie hat auch ganz lang mit Mama geredet. Aber Papa kam erst viel später nach Hause. Da hatte Mama Tante Dorle schon heimgefahren.«
    »Und wie geht’s Salomon?«
    »Der kapiert natürlich gar nichts, aber er weint die ganze Zeit und hatte am Wochenende Mittelohrentzündung.«
    »Kann ich irgendwas tun, um dir zu helfen?«
    »Ja. Sag Mama, Papa soll ausziehen. Sonst werden

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