Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
ergeben bist?« Ich lachte höhnisch. »Aber ich kann den Ferenczy an dir riechen! Oder hast du dich aus Zwang gegen mich gestellt?« Und noch etwas härter fügte ich hinzu: »Warum sonst sollte der Ferenczy dich retten, wenn nicht, um ihm zu dienen?«
»Hat er dir denn nichts erzählt?« Ehrig trat näher. »Er hat mich nicht als seinen Diener gerettet! Ich soll dir dienen – so gut es mir möglich ist –, nachdem er diesen Ort verlässt.«
»Der Ferenczy ist verrückt!«, rief ich anklagend. »Er hat dich getäuscht, merkst du das nicht? Hast du vergessen, warum wir hierherkamen? Wir kamen, um ihn zu töten! Aber sieh dich jetzt an: hager, wie betäubt, hilflos wie ein Kind. Wie könntest du mir wohl dienen?«
Ehrig trat noch etwas näher heran. Seine großen Augen wirkten leer, die Lider rührten sich nicht. An Gesicht und Hals zuckten Muskeln und Nerven offenbar unkontrolliert. »Hilflos? Du schätzt die Macht des Ferenczy falsch ein, Thibor. Was er mir gab, heilte mein Fleisch und meine Knochen. Ja, und es macht mich stark. Ich kann dir so gut wie immer schon dienen, glaube mir. Überzeuge dich davon!«
Nun runzelte ich die Stirn und schüttelte den Kopf in plötzlichem Staunen. Seine Worte ergaben durchaus einen Sinn und kühlten meine zornigen Gedanken wenigstens zum Teil ab. »Alles, was recht ist«, stimmte ich ihm zu, »du solltest eigentlich tot sein! Deine Knochen wurden gebrochen, stimmt, und dein Fleisch zerrissen. Behauptest du, dass der Ferenczy wirklich über eine solche Macht verfügt? Ich erinnere mich daran, dass er mir sagte, wenn du dich erholt hättest, seist du ihm hörig. Aber ihm, hörst du? Wie kann es also angehen, dass du hier stehst und behauptest, ich sei immer noch dein Herr und Führer?«
»Er beherrscht viele Dinge, Thibor«, antwortete Ehrig. »Und es stimmt, dass ich an ihn gebunden bin – in einem gewissen Maß. Er ist ein Vampir, und ich bin nun auch eine Art von Vampir. Genau wie du …«
»Ich?« Ich war empört. »Ich gehorche niemandem! Sicher, er hat etwas mit mir angestellt, hat etwas von sich selbst in mich hineingelegt, etwas Giftiges, doch ich stehe unverändert hier! Du, Ehrig, einst mein Freund und Gefolgsmann, hast dich vielleicht in dein Schicksal ergeben, aber ich bin und bleibe Thibor, der Wallache!«
Ehrig berührte mich am Ellbogen, und ich zuckte vor ihm zurück. »Bei mir kam die Veränderung sehr schnell«, berichtete er. »Sie wurde beschleunigt, weil sich das Fleisch des Ferenczy mit dem meinen vermischte und mich dadurch heilte. Die zerschmetterten Teile meines Körpers wurden durch sein Fleisch geheilt, und so, wie er meine Knochen verbunden hat, band er mich auch an sich. Ich werde ihm zu Willen sein, das ist wahr. Zum Glück verlangt er nichts anderes von mir, als hier bei dir zu verweilen.«
Während er in seiner melancholischen Art zu mir sprach, hatte ich geschwind noch einmal die Zelle durchsucht, ob es eine Möglichkeit zum Entfliehen gab. »Dieses Licht«, murmelte ich. »Woher kommt es? Wenn das Licht einen Weg hier hereinfindet, finde ich auch einen Weg hinaus.«
»Da ist kein Licht, Thibor«, sagte Ehrig, der mir stets hinterherlief. »Es ist ein Beweis für die Magie des Ferenczy. Weil wir seine Geschöpfe sind, teilen wir auch seine Kräfte. Hier drinnen herrscht totale Finsternis. Doch wie die Fledermaus in deinem Wappen, und wie auch der Ferenczy selbst, kannst du nun in der Dunkelheit sehen! Noch mehr, denn du bist ein Auserwählter! Du trägst sein Ei. Du wirst einmal genauso mächtig, vielleicht sogar noch mächtiger sein als der Ferenczy selbst. Du bist ein Wamphyri!«
»Ich bin nur ich selbst!«, tobte ich. Und ich packte Ehrig an der Kehle.
Und jetzt, da ich ihn ganz nah heranzog, bemerkte ich zum ersten Mal das gelbe Glühen in seinen Augen. Es waren Tieraugen – die Augen eines Raubtiers, so wie meine, falls er die Wahrheit sagte. Ehrig gab sich keine Mühe, mir zu widerstreben; im Gegenteil, als ich stärker drückte, sank er vor mir auf die Knie nieder.
»Was ist?«, rief ich. »Warum wehrst du dich nicht? Zeige mir doch diese wundervolle Kraft, von der du sprachst! Du sagtest, ich solle mich davon überzeugen. Jetzt nehme ich dich beim Wort. Du wirst sterben, Ehrig! Jawohl, und nach dir ist dein neuer Herr an der Reihe – in dem Augenblick, da er seine Nase in diesen Kerker steckt. Wenigstens ich habe den Zweck unseres Kommens nicht vergessen.«
Ich packte eine der Ketten, die mich an die Wand gefesselt hatten,
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