Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
und wand sie ihm um den Hals. Er würgte halb erstickt, seine Zunge hing heraus, doch immer noch machte er keine Anstalten, sich zu wehren. »Sinnlos, Thibor«, keuchte er, als ich ein wenig lockerer ließ. »Alles sinnlos. Erwürge mich, ersticke mich, breche mir das Genick. Es wird heilen. Du sollst mich nicht töten. Du kannst mich nicht töten! Nur der Ferenczy kann das. Ein Witz, ja? Und wir kamen hierher, um ihn zu töten!«
Ich schleuderte ihn von mir, rannte zur großen eichenen Tür, tobte und hämmerte dagegen.
Nur das Echo antwortete mir.
Verzweifelt wandte ich mich wieder Ehrig zu. »Also«, fuhr ich ihn schwer atmend an, »bist du dir der Veränderung in dir bewusst. Natürlich – denn wenn ich es schon bemerke, muss es dir selbst ja noch deutlicher bewusst werden. Alles schön und gut, aber sage mir: Warum bin ich dann der Gleiche wie zuvor? Ich fühle mich genauso wie immer. Also kann ich mich nicht gerade stark verändert haben.«
Ehrig rieb sich den Hals und stand geschmeidig auf. Die Kette hatte breite Schrammen an seinem Hals hinterlassen, aber ansonsten schien er nichts abbekommen zu haben. Seine Augen glühten wie zuvor, und seine Stimme klang so traurig und vorwurfsvoll wie immer: »Wie du sagtest«, schnaufte er, »hat in mir diese Veränderung stattgefunden. Ich wurde zusammengeschmiedet wie Eisen im Feuer. Das Fleisch des Ferenczy hat mich gepackt und seinem Willen unterworfen, hat mich zurechtgebogen, wie man das Eisen im Feuer biegt. Doch bei dir ist es anders, viel ausgeklügelter. Die Saat des Vampirs wächst in dir heran. Er heftet sich an deinen Geist, dein Herz, sogar an dein Blut. Du bist wie zwei Geschöpfe innerhalb eines Körpers, doch ihr werdet langsam zusammenwachsen, miteinander verschmelzen.«
Das hatte mir auch Faethor versichert. Ich ließ mich gegen die feuchte Mauer sacken. »Dann liegt mein Schicksal nicht mehr in meiner eigenen Hand«, stöhnte ich.
»Aber doch, Thibor, doch!« Ehrig klang nun richtig eifrig. »Denke einmal daran – jetzt, da der Tod für dich keinen Schrecken mehr bereithält, kannst du ewig leben! Du kannst mächtiger werden als je ein Mann vor dir! Welch ein großartiges Schicksal steht dir bevor!«
Ich schüttelte den Kopf. »Mächtig? Und dennoch dem Ferenczy hörig? Das würde doch viel eher machtlos bedeuten! Wie könnte ich ihm hörig und doch selbständig sein? Nein, das wird nicht gehen. Ich werde einen Weg finden, solange ich noch meinen freien Willen besitze.« Ich befühlte meine Brust und verzog das Gesicht. »Wie lange noch, bis … bis dieses Ding in mir mich zu führen beginnt? Wie viel Zeit habe ich, bis der Gast den Wirt unterwirft?«
Langsam und traurig schüttelte er den Kopf. »Du bestehst darauf, Schwierigkeiten zu sehen, wo keine sind«, klagte er. »Das hat mir der Ferenczy bereits vorher gesagt. Denn du seist wild und halsstarrig, sagte er. Du wirst nur dir selbst gehören, Thibor! Es wird sich so begeben: Das Ding in dir kann nicht ohne dich existieren, und du nicht ohne es. Doch wenn du vorher lediglich ein Mensch warst, mit all den Beschränkungen und schwächlichen Leidenschaften eines Menschen, wirst du nun …«
»Halt ein!«, befahl ich, denn mein Gedächtnis flüsterte mir plötzlich monströse Dinge ein. »Er sagte mir … er behauptete … dass er geschlechtslos sei! Er sagte: Die Wamphyri haben kein Geschlecht als solches. Und du willst mir etwas von meinen »schwächlichen Leidenschaften« erzählen?«
»Als einer der Wamphyri«, erklärte mir Ehrig geduldig, wie es ihm vermutlich der Ferenczy aufgetragen hatte, »besitzt du das Geschlecht deines Wirts. Und der Wirt bist du! Deine Lust, deine große Kraft, deine Schlauheit – all deine Leidenschaften – hast du noch immer, doch um ein Vielfaches stärker! Stell dir vor, wie du deinen überlegenen Verstand gegen deine Feinde einsetzt, mit deinen enormen Kräften in der Schlacht siegst, oder wie du unermüdlich im Bett die Frauen beglückst!«
Ich war innerlich völlig aufgewühlt. Ah! Aber konnte ich denn sicher sein, dass es meine eigenen Gefühle wären? Ganz allein meine? »Aber – das – wäre – nicht – mehr – ich! « Ich schlug bei jedem Wort mit der Faust gegen die Mauer, bis das Blut aus meinen aufgerissenen Knöcheln spritzte.
»Doch, das bist noch immer du! «, beharrte er, wobei er näher trat, meine blutige Hand betrachtete und sich die Lippen leckte. »Ja, mit heißem Blut und allem anderen. Der Vampir in dir wird alles in kurzer
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