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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Zeit heilen. Doch lass mich unterdessen danach schauen.« Er nahm meine Hand und begann, das salzige Blut abzulecken.
    Ich stieß ihn weg. »Behalte deine Vampirzunge bei dir!«, rief ich. Und plötzlich überlief es mich eiskalt, als ich endlich wirklich zu verstehen begann, was aus ihm geworden war. Und was aus mir wurde. Denn ich hatte diesen Blick voller unnatürlicher Gier bemerkt, und ich hatte mich mit einem Mal daran erinnert, dass wir einst zu dritt gewesen waren …
    Ich blickte mich in der Zelle um, sah in alle Ecken und spinnwebenverschleierte Schatten, und meine veränderte Sehfähigkeit durchdrang selbst die tiefste Dunkelheit. Ich sah alles und doch nicht das, was ich suchte. Dann wandte ich mich wieder Ehrig zu. Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck und trat vor mir zurück.
    »Ehrig«, sagte ich und folgte ihm, bis ich wieder dicht vor ihm stand. »Ehrig, sag mir bitte, was aus dem armen entstellten Leichnam von Vasily wurde! Wo befindet sich die Leiche unseres früheren Kameraden, des schlanken, immer kampfeslustigen Vasily?«
    Beim Rückzug stolperte Ehrig in einer Ecke über etwas. Er fiel auf einen kleinen Haufen beinahe weiß gebleichter Knochen. Menschlicher Knochen.
    Nach einigen Augenblicken fand ich meine Sprache wieder. »Vasily?«
    Ehrig nickte, schreckte vor mir zurück und krabbelte wie eine Schabe über den Fußboden. »Der Ferenczy … er … er hatte uns nichts zu essen gegeben!« So bettelte er förmlich um Vergebung.
    Ich sackte in mich zusammen und wandte mich angeekelt ab. Ehrig rappelte sich hoch und kam vorsichtig näher. »Bleib mir vom Leibe!«, warnte ich. Meine Stimme war leise und voller Abscheu. »Warum hast du die Knochen nicht auch noch zerbrochen, um an das Mark heranzukommen?«
    »Oh, nein!«, erwiderte Ehrig, als müsste er es einem Kind erklären. »Der Ferenczy befahl mir, die Knochen für … für den da unten in der Erde übrig zu lassen, der auch den Körper des alten Arvos in Besitz nahm und verschlang. Er kommt bestimmt heraus, wenn alles ruhig ist. Sobald wir einmal schlafen …«
    »Schlafen?«, fuhr ich ihn an. »Glaubst du, ich kann schlafen? Hier? In der gleichen Zelle wie du?«
    Er wandte sich mit herunterhängenden Schultern von mir ab. »Ach, du bist so stolz, Thibor. Wie ich es vorher auch war. Hochmut kommt vor dem Fall, sagt man. Deine Zeit wird noch kommen. Ich werde dir bestimmt nichts tun. Selbst wenn ich es wagte, wenn mein Hunger derart groß wäre, dass … aber ich würde es nicht wagen. Der Ferenczy würde mich in kleine Stücke schneiden und jedes einzelne davon im Feuer verbrennen. Das hat er mir angedroht. Außerdem liebe ich dich wie einen Bruder.«
    »Wie du auch Vasily liebtest?« Ich blickte ihn finster an. Er antwortete mir nicht. »Lass mich in Frieden!«, knurrte ich. »Ich muss über vieles nachdenken.« Ich begab mich in die eine Ecke, Ehrig in eine andere. Dann setzten wir uns schweigend hin.
    Stunden vergingen. Schließlich schlief ich ein. In meinen Träumen, an die ich mich – zum Glück vielleicht – zum größten Teil nicht mehr erinnere, nahm ich eigenartige Schleifgeräusche und ein schmatzendes Saugen wahr. Danach auch trockenes Splittern.
    Als ich erwachte, waren Vasilys Knochen verschwunden.

NEUNTES KAPITEL
    Die Stimme des verstorbenen Vampirs verklang in Harry Keoghs körperlosem Geist. Lange Augenblicke dauerte das Schweigen an, und diesen Leerlauf konnte sich Harry wirklich nicht leisten. Jeden Moment konnte sein kleiner Sohn erwachen und ihn so unversehens zurückholen, zurück durch das Labyrinth des Möbius-Kontinuums in die Mansardenwohnung in Hartlepool. Doch wenn Harrys Zeit schon kostbar war, dann galt das erst recht für die Zeit des Rests der Menschheit.
    »Ich fange an, dich zu bedauern, Thibor«, sagte er, wobei seine Lebensenergie auf der dunklen Lichtung unter den hohen Bäumen blau leuchtete wie ein Glühwürmchen. »Ich verstehe jetzt, dass du dich dagegen gewehrt hast, das zu werden, was du schließlich doch wurdest.«
    Schließlich?, fragte das alte Ding unter der Erde. Kein ›Schließlich‹, Harry – von Anfang an, von dem Moment, als Faethors Saat nach meinem Körper und nach meinem Geist griff, war ich verloren. Denn von da an wuchs es in mir. Und es wuchs rasch heran! Spät erst wurden mir die Auswirkungen bewusst, als ich meine Gefühle, meine Leidenschaften verändert fand. Spürst du etwa, wenn dein Körper nach einem Schnitt oder einer Prellung heilt? Spürst du, wenn deine Haare und

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