Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
begrüßte mich der Rangälteste, als ich zu ihnen trat. »Sind Ehrig und Vasily nicht mitgekommen?«
»Sie sind tot.« Ich deutete mit einem Nicken meines Kopfes nach hinten in die Berge. »Dort oben.«
Sie blickten hinauf und sahen die weiße Rauchsäule wie einen fremdartigen Pilz zum Himmel steigen.
»Das Haus des Ferenczy«, sagte ich. »Ich habe es verbrannt.«
Dann blickte ich sie streng an. »Warum habt ihr so lange gewartet, bevor ihr mit der Suche nach mir begonnen habt? Wie lange bin ich fort gewesen – fünf, sechs Wochen?«
»Diese verdammten Zigeuner, diese Szgany!«, knurrte der Sprecher. »Als wir am Morgen nach deinem Aufbruch erwachten, war das Dorf fast verlassen. Nur noch Frauen und Kinder waren da. Wir bemühten uns herauszufinden, was geschehen war, doch niemand schien Bescheid zu wissen. Vielleicht wollten sie es uns auch nicht sagen. Wir warteten zwei Tage, und dann gingen wir dir hinterher. Aber die verschwundenen Szgany warteten am Pfad auf uns. Wir waren fünf, und sie waren ungefähr fünfzig. Sie versperrten uns den Weg, auf den Felsen hatten sie die günstigere Stellung.« Er zuckte die Achseln und bemühte sich, seine Verlegenheit nicht zu zeigen. »Thibor, tot hätten wir niemandem mehr nützen können.«
Ich nickte und sagte leise: »Und nun seid ihr trotzdem gekommen?«
»Weil sie weg sind.« Wieder zuckte er die Achseln. »Als sie uns damals aufhielten, gingen wir zu ihrem sogenannten Dorf zurück. Gestern Morgen begannen die Frauen und Kinder, in kleinen Gruppen wegzugehen. Sie sagten nichts, sahen nur äußerst blass aus – als wären sie in Trauer oder so etwas! Heute bei Sonnenaufgang war der Ort verlassen, bis auf den Ältesten – er bezeichnet sich als ›Prinz‹ –, seine Alte und ein paar Enkelkinder. Er hat nichts gesagt, aber er wirkt ohnehin ziemlich einfältig. Also ging ich allein den Pfad hoch, immer in Deckung natürlich, und fand heraus, dass die Männer weg waren. Dann rief ich meine Männer hier zusammen, um nach dir zu suchen. Um die Wahrheit zu sagen, wir hatten dich für tot gehalten!«
»Das hätte sehr wohl sein können. Hier …«, damit warf ich ihm einen kleinen Lederbeutel hin, »trag das! Und du …«, ich gab meine Beutestücke einem anderen Mann, »trägst dies hier. Es ist schwer, und ich habe es lange genug geschleppt. Die Aufgabe, die wir zu erfüllen hatten, ist nun erledigt. Heute Abend bleiben wir noch im Dorf, und morgen brechen wir nach Kiew auf, um dem verlogenen hinterhältigen intriganten Prinzen Wladimir Swjatoslawitsch unsere Aufwartung zu machen!«
»Urrrgh!« Der Mann hielt den Beutel auf Armeslänge von sich weg. »Da ist irgendwas Lebendiges drin! Es bewegt sich!«
Ich lächelte Unheil verkündend. »Ja, behandle es mit Vorsicht – und heute Abend steck es in eine Truhe, mitsamt dem Sack. Aber schlafe nicht gerade daneben …«
Dann gingen wir zum Dorf hinunter. Auf dem Weg hörte ich, wie sich die Männer leise unterhielten. Hauptsächlich ging es um die Schwierigkeiten, die ihnen die Szgany bereitet hatten. Sie erwähnten, dass sie das Dorf gern niederbrennen würden. Davon wollte ich aber nichts hören.
»Nein!«, sagte ich. »Die Szgany sind auf ihre Art durchaus ehrenhaft. Und sie halten zusammen. Auf jeden Fall sind sie ja weg, und was haben wir davon, wenn wir ein leeres Dorf niederbrennen?«
Danach sprachen sie nicht mehr darüber.
An diesem Abend besuchte ich den alten Szgany-Prinzen. Ich ging zu seiner Hütte und rief ihn heraus. Er trat in die Kühle der Lichtung und grüßte mich. Ich stellte mich ganz nahe vor ihn hin, er musterte mich und schnappte hörbar nach Luft. »Alter Häuptling«, verkündete ich, »meine Männer wollten diesen Ort niederbrennen, aber ich hielt sie davon ab. Ich habe keinen Streit mit dir oder den Szgany.«
Seine Haut war braun und über und über runzlig. Er hatte kaum noch Zähne im Mund und ging gebeugt. Seine dunklen Augen standen etwas schräg, und er schien nicht mehr gut sehen zu können, doch ich war sicher, dass er mich genau erkannte. Er berührte mich mit einer zitternden Hand, und dann packte er meinen Arm direkt über dem Ellbogen.
»Wallache?«, wollte er wissen.
»Das bin ich«, bestätigte ich, »und ich werde bald dorthin zurückkehren.«
Er nickte, sagte: »Du – Ferengi!« Es klang nicht nach einer Frage.
»Ich heiße Thibor«, sagte ich ihm. Und auf einen plötzlichen Einfall hin: »Thibor … Ferenczy!«
Wieder nickte er. »Du – Wamphyri! «
Ich
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