Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Risse drang!
Und sogar in dieser Lage wäre sein Vorhaben beinahe gelungen, er begann bereits zu gleiten, und wie zuvor schlug er gegen einen Ast und stürzte sich überschlagend und krachend durch das Kieferngeäst und außer Sicht.
Ein paar Funken und Flammenzungen trieben durch die Nacht, eine geballte Masse versengter Fledermäuse stürzte hell kreischend hinter ihm her, und in der Luft lag der Geruch nach geröstetem Fleisch. Das war alles, was zurückblieb.
Ich war keineswegs überzeugt davon, dass ich ihn getötet hatte, doch zumindest würde er diese Nacht nicht mehr zurückkehren. Nun war es an der Zeit, meinen Sieg zu feiern.
Ich erstickte das Feuer, das sich in die trockenen Bohlen zu fressen begann, schloss die brennenden Kohlepfannen und schritt erschöpft hinunter zu den Wohnräumen Faethors. Dort fand ich guten Wein, an dem ich zunächst vorsichtig nippte. Dann trank ich in langen Zügen. Ich spießte mehrere Fasane auf, schnitt eine Zwiebel klein, nagte an trockenem Brot und trank wieder, bis die Vögel gar waren. Und dann genoss ich ein fürstliches Mahl! Mein erstes nach langer Zeit, und dennoch … irgendetwas fehlte. Doch ich wusste nicht zu sagen, worum es sich handelte. Narr, der ich war, hielt ich mich noch immer für einen Mann!
Wenn ich auch natürlich in anderer Hinsicht durchaus noch ein Mann war! Ich nahm einen Steinkrug voll Wein mit und ging mit etwas unsicheren Schritten zu der Vampirin in dem verschlossenen Zimmer. Sie wünschte nicht, mich zu empfangen, doch ich verspürte keine Lust zu streiten. Ich nahm sie immer wieder her. Was mir auch in den Sinn kam, tat ich mit ihr. Erst als sie erschöpft einschlief, schlief auch ich.
Und so kam ich in den Besitz der Burg des Ferenczy.
ZEHNTES KAPITEL
Harry Keoghs Aura aus blauem Licht leuchtete hell in der Lichtung der reglosen Bäume über Thibors eingestürztem Mausoleum, und Keogh war sich der Zeit nur zu bewusst, die bereits vergangen war. Im Möbius-Kontinuum war die Zeit nahezu bedeutungslos, doch hier in den niedrigen Vorbergen der Carpatii Meridionali war sie ein wichtiger Faktor, und immer noch war die Geschichte des toten Vampirs nicht beendet. Der wichtigste Teil – jedenfalls für Harry, für Alec Kyle und INTESP – stand ihm noch bevor, doch Harry hütete sich, direkt nach dem zu fragen, was er wissen wollte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Thibor dem Ende seiner Geschichte entgegenzutreiben.
»Mach weiter!«, forderte er Thibor auf, als sich die Pause, die der Vampir einlegte, in die Länge zog.
Was? Weitermachen? Thibor klang leicht erstaunt. Aber was sollte denn noch kommen? Meine Erzählung ist vorüber.
»Ich würde aber gern auch noch den Rest hören. Bist du in der Burg geblieben, wie Faethor befohlen hatte, oder nach Kiew zurückgekehrt? Du hast dein Leben in der Wallachei genau hier unter diesen Kreuzhügeln beendet. Wie kam es dazu?«
Thibor seufzte. Eigentlich ist es jetzt an der Zeit, dass du mir bestimmte Dinge mitteilst. Wir haben einen Handel geschlossen, Harry.
Ich habe dich gewarnt, Harry Keogh!, mischte sich die Geisterstimme Boris Dragosanis in das Gespräch ein, und sie klang schärfer als die Thibors. Feilsche nie mit einem Vampir. Vergiss nicht, dass du es mit dem Teufel zu tun hast!
Dragosani hatte recht, das war Harry klar. Er hatte schon genug über Thibors Listenreichtum gehört, und wie dieser es fertiggebracht hatte, Faethor Ferenczy zu besiegen. »Abgemacht ist abgemacht«, bestätigte er. »Wenn Thibor fertig ist, dann berichte ich. Also komm schon, Thibor, erzähle mir den Rest deiner Lebensgeschichte.«
Also gut, gab der Angesprochene nach. Es geschah folgendermaßen …
Irgendetwas weckte mich. Ich bildete mir ein, das Brechen von Holz gehört zu haben. Mein Verstand und mein Körper waren taub von den nächtlichen Exzessen – denn der Kampf mit Faethor war ja nur der Beginn –, doch trotzdem riss ich mich zusammen. Ich lag nackt auf dem Diwan dieser Vampirin. Sie lächelte mich eigenartig an, als sie jetzt von der Tür her zu mir trat. Sie hielt die Hände hinter dem Rücken verdeckt. Mein getrübter Verstand fand daran nichts Besonderes. Hätte sie zu entkommen versucht, wäre es ein Leichtes gewesen, mir den Schlüssel aus der Tasche zu holen. Doch als ich mich aufsetzen wollte, wandelte sich ihre Miene. Hass und Leidenschaft zeigten sich nun auf ihrem Gesicht. Es war nicht die eher menschliche Leidenschaft der vergangenen Nacht, sondern die unmenschliche Gier der
Weitere Kostenlose Bücher