Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Vampire.
Ihre Hände zuckten nach vorn – in der einen hielt sie einen langen Holzsplitter, den sie aus dem zerschlagenen Eichenbrett der Tür gerissen hatte. Ein scharfer Dolch aus Eichenholz!
»Du wirst mir keinen Pflock ins Herz rammen, Weib«, sagte ich zu ihr, schlug ihr den Stock aus der Hand und stieß sie zu Boden.
Während sie in einer Ecke kauerte und mich anzischte und fauchte, zog ich mich an, ging hinaus und verschloss die Tür hinter mir. In Zukunft musste ich vorsichtiger sein. Sie hätte leicht entkommen können und das Tor zur Burg öffnen, damit Faethor herein konnte – falls er noch am Leben war. Offenbar war es ihr aber wichtiger gewesen, mich umzubringen, anstatt ihm zu helfen. Er war zwar ihr Herr gewesen, aber das musste nicht bedeuten, dass sie es genossen hatte! Ich überprüfte die Vorrichtungen, die ich zum Schutz der Burg getroffen hatte. Alles war, wie ich es hinterlassen hatte. Ich sah nach Ehrig und der anderen Frau. Zuerst glaubte ich, sie kämpften miteinander, doch schnell erkannte ich, dass dem nicht so war …
Dann ging ich hinauf zur Brustwehr. Eine blasse Sonne spähte zwischen dunklen regenschweren Wolken hindurch. Ich hatte das Gefühl, dass mich die Sonne finster anblickte. Das Brennen der schwachen Sonnenstrahlen auf meinen nackten Armen und meinem Hals war mir unangenehm, und bereits nach kurzer Zeit war ich froh, nach innen zurückkehren zu können. Und nun nutzte ich die Zeit, um die Burg etwas genauer als bislang zu erforschen.
Ich suchte nach Beute und fand sie: etwas Gold, uralt, in Form von Tellern und Pokalen; einen Beutel mit Edelsteinen; eine kleine Truhe mit Ringen, Halsketten, Armreifen und Ähnlichem, alles aus kostbaren Metallen gefertigt. Genug für mich, um mein Leben standesgemäß zu verbringen.
Der Rest der Burg bestand aus leeren Räumen, rissigen Wandbehängen und wurmstichigen Möbeln, einer Atmosphäre von Schwermut und Verfall. Es war bedrückend, und ich beschloss, mich so bald wie möglich wieder auf den Weg zu machen. Doch zuvor musste ich mich davon überzeugen, dass der Ferenczy nicht irgendwo auf der Lauer lag.
Am Abend speiste ich an einem offenen Kamin in den Gemächern des Ferenczy und döste dann ein wenig. Als die Nacht sich näherte, brachte sie beunruhigende Gedanken und Gefühle mit sich, die sich in meinem Hinterkopf festsetzten, ohne richtig greifbar zu werden. Die Wölfe waren wieder unterwegs, und ihr Heulen erschien mir Unheil verkündend, doch fern. Fledermäuse konnte ich nicht entdecken. Das Feuer schläferte mich ein …
Thibor, mein Sohn, sagte eine Stimme. Sei auf der Hut!
Ich schreckte hoch, sprang auf und zog mein Schwert. Oh? Ha, ha, ha!, lachte die Stimme – aber es war niemand zu sehen!
»Wer ist da?«, rief ich, obwohl ich genau wusste, um wen es sich handelte. »Komm heraus, Faethor! Ich weiß, dass du hier bist!«
Du weißt gar nichts. Geh zum Fenster!
Ich blickte mich wild um. Der Raum war von Schatten erfüllt, die im flackernden Schein des Feuers hüpften. Doch offenbar war ich allein. Dann wurde mir bewusst, dass ich die Stimme des Ferenczy nicht in dem Sinne »gehört« hatte, dass sie an meine Ohren gedrungen wäre. Sie war wie ein Gedanke in meinen Kopf geschlüpft, aber es war nicht mein Gedanke.
Geh zum Fenster, du Narr!, befahl die Stimme erneut, und wieder fuhr ich zusammen.
In meinem Selbstvertrauen leicht erschüttert, schritt ich zum Fenster und zog den Vorhang zur Seite. Am Himmel kamen gerade die ersten Sterne heraus, der Mond stieg auf, und das unheimliche Heulen der Wölfe erscholl von fernen Gipfeln.
Sieh!, sagte die Stimme. Sieh hin!
Mein Kopf drehte sich, als lenkte ihn ein fremder Wille. Ich blickte hinauf zum Kamm der Bergkette, eine schwarze Silhouette vor dem letzten Licht der untergehenden Sonne. Dort droben, in großer Entfernung, glitzerte etwas, fing die Sonnenstrahlen auf und lenkte sie auf mich zurück. Von dieser Lichtexplosion geblendet riss ich einen Arm hoch und taumelte nach hinten.
Ah! Ah! Wie es dich schmerzt, Thibor! Eine Probe deiner eigenen Medizin. Die Sonne, die einst dein Freund war. Doch nun nicht mehr.
»Es hat nicht wehgetan!«, schrie ich ins Leere, trat wieder ans Fenster und hob meine geballte Faust gegen die Berge. »Es hat mich lediglich überrascht. Bist du das wirklich, Faethor?«
Wer denn sonst? Hast du geglaubt, ich sei tot?
»Ich wünschte dir den Tod an den Hals!«
Dann ist dein Wille zu schwach gewesen.
»Wen hast du bei dir?«, fragte
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