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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Genau wie jetzt hatten die Sensoren im Büro nichts bemerkt. Er war erschienen, hatte Kyle eine fantastische Geschichte erzählt und war dann spurlos verschwunden. Nein, nicht ganz, denn Kyle hatte alles niedergeschrieben, was er gehört hatte. Wenn er nur daran dachte, schmerzte sein Handgelenk schon wieder. Aber man konnte das Ding nicht fotografieren, die Stimme nicht aufnehmen, man konnte ihm nichts tun oder ihn irgendwie beeinflussen.
    Das gesamte Hauptquartier lauschte jetzt Kyles Unterhaltung mit diesem … mit Harry Keogh – und doch hörten sie lediglich Kyles Stimme. Aber Keogh war tatsächlich hier, das wurde zumindest von Thermostaten der Zentralheizung bestätigt. Die Heizung war nämlich gerade angesprungen, um den plötzlichen Temperaturabfall auszugleichen. Ja, und Carl Quint wusste auch Bescheid.
    Die Gestalt war von blassblauem Lichtschein umgeben, immateriell wie ein Mondstrahl, blasser als eine Rauchwolke. Nicht körperlich und doch voller Energie. Einer unglaublichen Energie.
    Wenn man die Tatsache in Betracht zog, dass seine fluoreszierenden Füße etwas über dem Fußboden schwebten, musste Keogh etwa einen Meter fünfundsiebzig groß sein. Wäre sein Fleisch nicht aus leuchtenden Schlieren, sondern echt, hätte er wohl zirka sechzig Kilo gewogen. Alles an ihm schimmerte nun leicht wie durch ein inneres Licht, sodass sich Kyle in Bezug auf die Hautfarbe nicht sicher war. Die Haare, ein unordentlicher Schopf, waren wohl sandfarben; die schwachen Flecken auf dem Gesicht schienen Sommersprossen zu sein. Er mochte einundzwanzig, zweiundzwanzig Jahre alt sein.
    Seine Augen waren faszinierend. Sie blickten Kyle an und schienen doch durch ihn hindurchzusehen, als wäre er das Gespenst und nicht umgekehrt. Sie waren blau, diese Augen – ein erstaunliches beinahe farbloses Neonblau – und etwas darin gab einem das Gefühl, dass sie mehr wussten, als ein Zweiundzwanzigjähriger wissen durfte. Die Weisheit ganzer Epochen schien darin verborgen, das Wissen von Jahrhunderten lag unmittelbar unter dem dünnen blauen Film, der sie bedeckte.
    Davon abgesehen wirkten seine Züge schön wie blaues Porzellan und ebenso zerbrechlich. Seine Hände waren schmal und die Finger spitz, die Schultern hingen ein wenig. Seine Haut war, von den Sommersprossen abgesehen, blass und makellos. Wenn da nicht diese Augen gewesen wären, hätte man ihn auf der Straße keines zweiten Blickes gewürdigt. Er war einfach … ein junger Mann. Zumindest war er einmal einer gewesen.
    Und jetzt? Jetzt war er einiges mehr. Harry Keogh besaß nun keine reale, physische Existenz mehr, doch sein Geist lebte weiter. Und dieser Geist hatte eine Heimstätte gefunden in einem neuen – buchstäblich neuen Körper.
    Kyle ertappte sich dabei, wie er begann, über diesen Aspekt der Erscheinung nachzudenken, und er nahm sich schnell zusammen. Was gab es dabei auch viel zu überlegen? Auf jeden Fall konnte das warten, war nicht wichtig. Nur eines spielte eine Rolle: dass Keogh sich jetzt hier befand und etwas Wichtiges zu sagen hatte.
    »Es hat sich etwas ergeben?« Kyle wiederholte die Bemerkung von Keoghs Erscheinung und machte eine Frage daraus. »Was ist denn passiert, Harry?«
    Etwas Monströses! Im Augenblick kann ich es nur ungefähr umreißen – ich weiß einfach nicht genug darüber, noch nicht. Aber erinnern Sie sich noch daran, was ich Ihnen über das russische E-Dezernat sagte? Und über Dragosani? Ich weiß, dass Sie keine Möglichkeit hatten, alles zu überprüfen, aber haben Sie überhaupt in dieser Sache recherchiert? Glauben Sie das, was ich Ihnen über Dragosani berichtet habe?
    Während Keogh mit ihm sprach, blickte Kyle fasziniert auf etwas, das beim letzten Mal, als er Keogh erblickt oder gespürt hatte, noch nicht da gewesen war. Denn nun überlagerte etwas Keoghs Abbild in der Bauchgegend und drehte sich innerhalb seines Körpers um die eigene Achse: Dort schwebte ein nacktes Baby, ein Junge, oder der Geist eines Jungen, genauso wenig stofflich wie Keogh selbst. Das Baby war wie ein Fötus eingerollt und trieb in einer unsichtbaren aufgewühlten Flüssigkeit, wie ein Ausstellungsstück in einem Naturkundemuseum oder wie ein Hologramm. Doch es war ein echtes Baby und quicklebendig. Kyle wusste, dass es ebenso Harry Keogh war wie der erwachsene Mann.
    »Über Dragosani?« Kyle fiel zurück auf den Boden der Wirklichkeit. »Ja, ich glaube Ihnen. Ich muss es Ihnen glauben! Ich habe so viel überprüft, wie es mir möglich war,

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