Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
ergeben, als Kyle zwei Stunden lang gebraucht hatte, ehe er endlich eine Verbindung nach Devon zustande bekommen hatte. »Verdammt!«, fauchte der Brite dann auch. »Es muss einfach morgen stattfinden! Ministerium hin oder her, wir müssen wie geplant weitermachen!«
»Wir hätten heute morgen schon zuschlagen sollen«, meinte Quint, »als wir vor Ort waren.«
Irma Dobresti griff in die Diskussion ein. Ihre Augen verengten sich, und sie sagte zornig: »Hören Sie zu. Diese Bürokraten regen mich maßlos auf. Warum fahren Sie vier nicht zum Grab zurück? Ich meine, jetzt gleich! Ich könnte doch allein gewesen sein, als der Anruf vom Ministerium kam. Sie befanden sich eben zu dieser Zeit noch in den Bergen und waren bei der Arbeit! Ich rufe in Pitesti an und lasse Chevenu und seine Arbeiter herauffahren. Sie können sich vor Ort mit Ihnen treffen. So könnten Sie die gesamte Aktion schon heute Abend beenden!«
Kyle starrte sie überrascht an. »Das ist eine gute Idee, Irma – aber wie steht es mit Ihnen? Bringen Sie sich damit nicht selbst in Schwierigkeiten?«
»Was?« Sie sah ihn entgeistert an. »Ist es denn meine Schuld, wenn ich mich allein hier befand, als der Anruf kam? Bin ich dafür verantwortlich, wenn mein Taxi auf den falschen Weg einbog und ich Sie nicht finden konnte? Also konnte ich Sie auch nicht davon abhalten, den Hang abzubrennen, oder? Diese Feldwege sehen doch alle gleich aus!«
Krakovic, Kyle und Quint grinsten sich an. Sergei Gulharov hatte wohl nichts verstanden, spürte aber die Erregung der anderen, stand auf und nickte zustimmend: »Da, da!«
»Richtig.« Auch Kyle nickte. »Packen wir’s an!« Und impulsiv nahm er Irma Dobresti in die Arme und gab ihr einen herzhaften Kuss.
Montagabend, 21.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit,
19.30 Uhr in England
Auf den Kreuzhügeln herrschten Feuer und Albträume unter dem sanften Schein des Mondes und der unzähligen Sterne und vor dem Hintergrund der düster aufragenden Kette der Carpatii Meridionali. Die Albträume dehnten sich westwärts aus, über Berge und Flüsse und das Meer hin bis zu Yulian Bodescu, der sich im Schlaf unruhig auf seinem Bett wälzte. Kalter stinkender Angstschweiß rann in dem Mansardenzimmer des Harkley-Hauses über seinen gesamten Körper.
Von seinen ungewissen Ängsten während des Tages gepeinigt und erschöpft, erlitt er nun telepathische Folter durch Thibor, den Wallachen, jenen Vampir, dessen letzte körperliche Überreste in diesen Stunden endlich vom Feuer verzehrt wurden. Es gab für den Vampir keinen Weg mehr zurück, doch im Gegensatz zu Faethor war Thibors Geist immer noch voller Unruhe, rastlos und bösartig.
Und ihn dürstete nach Rache!
Yuliaaaan! Ach, mein Sohn, mein einzig wahrer Sohn! Sieh, was nun aus deinem Vater geworden ist!
»Was?«, rief Yulian im Schlaf, wobei er im Traum sengende Hitze verspürte und fühlte, wie Flammen immer näher auf ihn zu krochen. Und aus dem Herzen des Feuers winkte ihm eine Gestalt zu. »Wer … wer bist du?«
Ach, du kennst mich, mein Sohn. Wir sind nur kurz zusammengetroffen, und du warst zu dieser Zeit noch ungeboren, doch wenn du es versuchst, wirst du dich daran erinnern.
»Wo bin ich?«
Im Augenblick bist du bei mir. Frage also nicht, wo du bist, sondern wo ich bin. Dies sind die Kreuzhügel, wo alles für dich begann und wo alles für mich jetzt zu Ende geht. Für dich ist dies lediglich ein Traum, für mich jedoch ist es Wirklichkeit.
»Du bist das!« Jetzt erkannte Yulian ihn wieder. Der Rufer in der Nacht, in vielen Träumen, an den er sich zuvor nie erinnert hatte, dessen Stimme nur an seinem Gedächtnis nagte. Das Ding unter der Erde. Die Quelle. »Du? Mein … Vater?«
Allerdings! Oh, nein, nicht, weil ich mit deiner Mutter eine Liebesbeziehung gehabt hätte! Nicht aus der Gier eines Mannes nach einer Frau heraus. Nein, aber trotzdem bin ich dein Vater. Durch das Blut, Yulian, durch das Blut!
Yulian unterdrückte seine Furcht vor dem Feuer. Er spürte, dass er nur träumte, so real und unmittelbar ihm dieser Traum auch vorkommen mochte, und so wusste er, dass er nicht tatsächlich bedroht war. Also drang er bis in das Feuer vor und näherte sich der Gestalt darin. Schwarz aufquellender Qualm und rote Flammen behinderten seine Sicht, und die Hitze war wie ein Backofen, in den er gefallen war, doch es gab Fragen, die Yulian stellen musste, und das brennende Ding war der Einzige, der sie beantworten konnte.
»Du hast mich gebeten, zu dir zu kommen,
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