Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Telepathen seine Gedanken, so gut sie eben können. Sollte das, was sie erfahren haben, schwierig zu verstehen oder zu merken sein, machen sie sich Notizen, die man später genauer untersuchen kann. Und sobald dieser Gedankengang erschöpft ist, wird auch dieses Thema gelöscht.«
Dolgikh hatte das so weit akzeptiert, mittlerweile galt seine Aufmerksamkeit vor allem Zek Föener. »Diese Frau ist wirklich sehr schön!« In seinem Blick spiegelte sich offene Gier. »Wenn ich sie nur verhören könnte. Auf meine Art natürlich.« Er lachte heiser.
In genau diesem Moment blickte die junge Frau auf. Ihre leuchtend blauen Augen funkelten vor Zorn. Sie sah geradewegs zu der Sichtluke herüber, als könnte sie …
»Ah!«, stieß Dolgikh hervor. »Unmöglich! Sie sieht uns durch das verspiegelte Fenster hindurch an.«
»Nein«, sagte Gerenko kopfschüttelnd. »Sie schickt ihre Gedanken hindurch, und wenn ich mich nicht irre, haben die mit Ihnen zu tun!«
Föener stand auf, schritt zielbewusst zu einer Seitentür und verließ den Raum. Sie trat direkt auf den Korridor, in dem die Beobachter standen, kam auf sie zu, sah Dolgikh kurz an, wobei sie ihm ihre perfekten und scharfen weißen Zähne zeigte, und wandte sich Gerenko zu. »Ivan, bring diesen … diesen Menschenaffen von hier weg. Er befindet sich innerhalb meiner Reichweite, und sein Hirn stinkt wie ein Abfalleimer.«
»Selbstverständlich, meine Liebe«, gab Gerenko mit einem Lächeln und einem Nicken seines runzligen Walnusskopfes nach. Er wandte sich Dolgikh zu und nahm ihn am Ellbogen. »Kommen Sie, Theo.«
Dolgikh schüttelte seine Hand ab und funkelte die junge Frau an. »Sie gehen sehr freigiebig mit Beleidigungen um!«
»So ist das auch richtig«, sagte sie kurz angebunden. »Von Angesicht zu Angesicht. Aber Ihre Beleidigungen kriechen wie Würmer, die Sie im Morast Ihres Hirns gefangen halten!« Und zu Gerenko gewandt, fügte sie hinzu: »Ich kann nicht arbeiten, solange er hier ist.«
Gerenko sah Dolgikh auffordernd an. »Also?«
Dolgikhs Miene zeigte offenen Zorn, aber langsam beruhigte er sich und zuckte schließlich die Achseln. »Also gut, ich bitte um Verzeihung, Fräulein Föener.« Er vermied es absichtlich, sie wie üblich mit ›Genossin‹ anzusprechen. Und als er sie noch einmal von oben bis unten musterte, geschah auch das mit voller Absicht. »Ich habe halt meine Gedanken immer als meine Privatsache betrachtet. Und ich bin ja auch nur ein Mensch.«
»Gerade noch so eben!«, fauchte sie und kehrte an ihre Arbeit zurück.
Während Dolgikh Gerenko in dessen Büro folgte, sagte der stellvertretende Leiter des E-Dezernats: »Ihr Verstand ist sehr feinsinnig und man könnte sagen: gut ausbalanciert. Wir müssen sehr darauf achten, sie nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wie unhöflich Ihnen das auch vorkommen mag, Theo, so dürfen Sie doch nicht vergessen, dass jeder einzelne meiner psychosensitiven Mitarbeiter hier ebensoviel wert ist wie zehn von Ihrer Sorte!«
Das traf Dolgikh.
»Ach?«, knurrte er. »Warum hat Andropow Sie dann nicht aufgefordert, einen Ihrer Mitarbeiter nach Italien zu schicken? Vielleicht sogar Sie selbst, Genosse?«
Gerenko lächelte dünn. »Brutalität hat manchmal ihre Vorteile. Deshalb sind Sie nach Genua geflogen und deshalb sind Sie jetzt hier. Ich denke, dass ich sehr bald Arbeit für Sie haben werde. Von der Art, wie sie Ihnen gefällt, Theo. Aber lassen Sie sich warnen: Bisher haben Sie sich gut geschlagen, also verderben Sie den guten Eindruck jetzt nicht. Unser gemeinsamer … sagen wir Vorgesetzter, wird mit Ihnen zufrieden sein. Aber er wäre bestimmt nicht zufrieden, falls er hören müsste, dass Sie sich mit Ihrer Art zu handeln über unsere Köpfe hinwegsetzen. Hier im Schloss Bronnitsy gilt stets: Gehirn ist wichtiger als Muskeln.«
Sie erklommen die steinerne Wendeltreppe eines der Türme, bis sie vor Gerenkos Büro ankamen. Früher hatte hier Gregor Borowitz gearbeitet, und nun leitete von hier aus Felix Krakovic das Dezernat, doch der war momentan abwesend, und sowohl Ivan Gerenko wie auch Yuri Andropow beabsichtigten, diese Abwesenheit zum Dauerzustand zu erheben. Auch das verstand Dolgikh nicht ganz.
»Zu meiner Zeit«, sagte er, während er Gerenko gegenüber Platz nahm, »habe ich Genosse Andropow immer sehr nahegestanden – so nahe das halt bei Männern möglich ist. Ich habe seinen Aufstieg miterlebt, bin sozusagen seinem aufgehenden Stern gefolgt. Soweit ich das beurteilen kann,
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