Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
auch so erscheinen. Und Carl Quint wird als der Schuldige dastehen. Arrangieren Sie alles so, dass der Verdacht auf ihn fällt. Es soll so aussehen, als wären die britischen ESP-Agenten nach Russland gekommen, um alles Mögliche über unser E-Dezernat herauszufinden und seinen Chef zu töten. Warum nicht? Sie haben dem Dezernat schon früher Schaden zugefügt, oder? Doch diesmal wird Quint einen Fehler begehen und ein Opfer seiner eigenen Strategie werden!«
»Gut«, meinte Dolgikh. »Ich werde mir etwas in dieser Art einfallen lassen. Und natürlich werde ich der einzige Zeuge sein …«
Leise Schritte ertönten, und Zek Föener erschien in der Tür. Sie warf Dolgikh lediglich einen kalten Blick zu, dann galt ihr Augenmerk Gerenko. »Kyle ist eine Goldgrube, jedenfalls der gesunde Teil seines Verstandes. Es gibt nichts, was er nicht weiß, und es strömt förmlich aus ihm heraus. Er weiß sogar eine ganze Menge über uns. Manches, was ich nicht einmal wusste. Fantastische Sachen …« Mit einem Mal wirkte sie müde.
Gerenko nickte. »Fantastische Sachen? Das möchte ich wohl annehmen. Glaubst du deshalb, dass er zeitweise wirres Zeug redet? Dass ihm sein Verstand Streiche spielt? Glaub mir: Er ist nicht verrückt. Weißt du, was die Gruppe in Rumänien vernichtet hat?«
Sie nickte. »Ja, aber … es ist kaum zu glauben. Ich …«
Gerenko hob eine Hand, um sie zu warnen.
Sie verstand, spürte, wie er eine Aura der Vorsicht verströmte. Theo Dolgikh sollte das nicht erfahren.
Wie die meisten anderen ESP-Agenten im Schloss hasste sie den KGB. So nickte sie und schwieg.
Wieder ergriff Gerenko das Wort: »Und ist es das Gleiche wie das, was in den Bergen jenseits Cernivci verborgen liegt?«
Wieder nickte sie.
»Also gut.« Gerenko lächelte, ohne dabei eine Gefühlsregung zu zeigen. »Und nun, meine Liebe, musst du an deine Arbeit zurück. Sie hat absolute Priorität!«
»Selbstverständlich! Ich bin nur heraufgekommen, während sie ihm eine frische Spritze verpassen. Und ich brauche eine Pause …« Sie schüttelte etwas benommen den Kopf. Ihre Augen waren weit geöffnet und eigenartiges neues Wissen war darin abzulesen. »Genosse, diese ganze Angelegenheit ist dermaßen …«
Wieder erhob Gerenko warnend seine winzige Hand. »Ich weiß!«
Sie nickte, wandte sich um und ging mit ein wenig unsicher wirkenden Schritten die Wendeltreppe hinab.
»Worum ging es bei diesem Gespräch überhaupt?«, fragte Dolgikh verwirrt.
»Das war das gemeinsame Todesurteil für Krakovic, Gulharov und Quint«, antwortete Gerenko zufrieden. »Quint wäre wohl eventuell als Einziger von ihnen nützlich gewesen, aber nun benötigen wir ihn auch nicht mehr. Sie können sich jetzt auf den Weg machen. Steht unser Hubschrauber für Sie bereit?«
Dolgikh nickte. Er wollte sich gerade erheben, da fiel ihm noch etwas ein. Er runzelte die Stirn und fragte: »Sagen Sie mir erst einmal, was mit Kyle geschehen wird, wenn Sie mit ihm fertig sind. Ich meine, ich werde mich um dieses andere Verräterpärchen kümmern und um den britischen ESP-Agenten, aber was wird mit Kyle?«
Gerenko zog die Augenbrauen hoch. »Ich hielt das für offensichtlich. Wenn wir alles haben, was wir brauchen, wirklich alles, werden wir ihn in Westberlin absetzen. Dort wird er bald sterben, und die Ärzte werden keinen blassen Schimmer haben, woran.«
»Aber warum sollte er sterben? Und was ist mit der Droge, mit der Sie ihn vollpumpen? Die Ärzte werden doch bestimmt Spuren davon in seinem Blut finden!«
Gerenko schüttelte das Köpfchen. »Sie hinterlässt keine Spuren. Sie verflüchtigt sich innerhalb weniger Stunden vollständig. Deswegen müssen wir ihm ja auch ständig neue Injektionen verpassen. Unsere bulgarischen Freunde sind ein schlauer Haufen. Kyle ist nicht der Erste, den wir auf diese Weise ›verhören‹, und das Ergebnis ist stets das Gleiche. Und warum er sterben wird? Nach dieser Behandlung hat er keinen Lebenswillen mehr. Er wird zur leeren Hülle, die nicht einmal mehr weiß, wie sie sich auch nur bewegen soll. Er hat keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Lebenswichtige Organe werden versagen. Auf einer Intensivstation könnte er sich ein wenig länger halten, aber …« Er zuckte die Achseln.
»Hirntod«, kommentierte Dolgikh und nickte grinsend.
»Das haben Sie kurz und treffend formuliert«, sagte Gerenko gefühllos und klatschte mit seinen Kinderhänden Beifall. »Bravo! Denn was ist schon ein vollständig leeres Hirn, wenn nicht
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