Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
blickten sie sich an, und beide dachten das Gleiche.
Schließlich drückte Krakovic diesen Gedanken so aus: »Wagen wir, es aufzuspüren und womöglich aufzustöbern?«
Einen Augenblick lang durchzuckte Quint die blanke Angst, doch dann antwortete er: »Wenn ich nicht wenigstens herausfinde, wie es aussieht, werde ich den Rest meines Lebens darüber nachgrübeln. Und da wir uns einig sind, dass es jetzt harmlos ist …?«
Und so riefen sie Gulharov und Volkonsky zu sich herauf und machten sich an die Arbeit. Zuerst war es relativ leicht. Sie mussten kaum Geräte verwenden und konnten den Schutt zum Teil mit bloßen Händen beiseiteräumen. Bald hatten sie eine alte steinerne Wendeltreppe freigelegt. Die Stufen waren von Feuer geschwärzt und wiesen Risse auf, als wären sie unter großer Hitzeeinwirkung gesprungen. Offensichtlich hatte Thibors Plan funktioniert: Die Wendeltreppe nach unten war verschüttet worden und hatte die Vampirfrauen und den unglücklichen Ehrig begraben. Und das Proto-Lebewesen unter der Erde gleich mit. Sie alle waren lebendig – oder besser ›untot‹ – begraben worden! Und tausend Jahre sind eine lange, lange Zeit, innerhalb derer sogar die Untoten sterben mochten.
Dann umfasste Volkonsky mit seinen mächtigen Armen einen großen, teilweise zersprungenen Steinblock und wuchtete ihn aus dem Schutt, der das Treppenhaus fast vollständig füllte, empor. Der ebenfalls recht kräftige Gulharov eilte ihm zu Hilfe. Zu zweit hoben sie den Block weit genug an, um ihn über den Rand des von ihnen aufgehäuften Schutthaufens zu kippen. In diesem Moment seufzten Erde und Trümmer vor ihren Füßen auf und senkten sich ab wie ein Grab, wenn der darunterliegende Sarg einbricht. Zugleich entwich ein Schwall stinkender, modriger Luft.
Sie sprangen überrascht zurück, aber nichts passierte, sie spürten keine Gefahr. Der bullige Vorarbeiter ergriff Gulharovs Arm, um sein Gleichgewicht halten zu können, und trat einen Schritt von der untersten freiliegenden Stufe herab auf die möglicherweise trügerische Schuttoberfläche. Während er sich an Gulharov klammerte, stampfte er zuerst mit dem einen und dann mit dem anderen Fuß kräftig auf und sackte prompt unter einem erschrockenen Aufschrei bis zur Hüfte ein, als das lose Geröll unter seinem Gewicht nachgab!
Dann hatte es in der Erde ein wenig gegrollt, und der Boden hatte gebebt. Volkonsky bekam es mit der Angst und klammerte sich noch fester an Gulharov, während Quint und Krakovic sich zu Boden warfen und von oben her den Russen zusätzlich an den Oberarmen packten. Doch das erwies sich als überflüssig, denn mittlerweile hatten seine Füße auf den unter dem Schutt liegenden Stufen neuen Halt gefunden.
Unter ihren erstaunten Blicken sank der Schutthaufen um Volkonskys Hüften weiter ab, fiel in sich zusammen und strömte schließlich wie Treibsand in die hohlen Tiefen des Treppenhauses. Die Treppe war nicht komplett verschüttet gewesen, sondern lediglich auf dieser Höhe verstopft, und nun hatten sie den Stöpsel herausgezogen.
»Jetzt sind wir dran«, sagte Quint, als sich der Staub wieder gelegt hatte und sie frei atmen konnten. »Sie und ich, Felix. Wir können Mikhail vor uns dort hinunterlassen, doch er hat keine Ahnung, was dort lauern könnte. Falls immer noch ein Hauch von Gefahr damit verbunden ist, sollten wir beide die Ersten sein, die hinuntergehen.«
Sie kletterten zu Volkonsky hinab, blieben dort stehen und blickten sich an. »Wir sind unbewaffnet!«, wandte Krakovic ein.
Über ihnen zog Sergei Gulharov eine automatische Pistole und reichte sie zu ihnen herunter. Volkonsky beobachtete das und lachte. Er sprach mit Krakovic, der nun ebenfalls lächelte.
Quint fragte: »Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt, wozu brauchen wir eine Kanone, wenn wir einen Schatz suchen«, antwortete Krakovic.
»Sagen Sie ihm, wir fürchten uns vor Spinnen!«, sagte Quint, nahm die Waffe an sich und begann, die mit Schutt übersäte Treppe hinabzusteigen. Er wusste zwar nicht, was er mit Kugeln ausrichten sollte, falls die Vampire noch immer aktiv waren, aber das Gefühl, die Waffe in der Hand zu halten, beruhigte ihn wenigstens.
Quint musste über zahlreiche rußgeschwärzte Steinbrocken auf den Stufen klettern, doch nachdem sie eine weitere Windung hinter sich gelassen hatten, war die Treppe frei. Nur ein paar kleinere Steine lagen noch herum, und Sand rieselte von oben herab. Schließlich erreichte er den Fuß der Treppe, mit Krakovic
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