Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
sie zu bloßem Schutt zerschmettert.
Krater qualmten, wo die Fundamente der Burg in den Mutterfelsen eingebettet waren. Immer noch rutschte Schutt und Gestein über die Kante der Klippe auf den breiten Felsvorsprung darunter herab und begrub alle Geheimnisse, die dort noch der Entdeckung geharrt hatten. Und von Krakovic, Quint und Volkonsky gab es keine Spur. Menschliches Fleisch ist weniger widerstandsfähig als Fels …
Dolgikh stand auf, klopfte sich Staub und Schmutz von der Kleidung und schob Gulharovs Leiche vom Zündkasten. Dann packte er sie an den Beinen, zerrte Gulharovs schlaffen Körper bis zu der qualmenden Ruine und wuchtete ihn über die Kante der Klippe. Er hörte den dumpfen Aufprall und grinste. Ein Unfall, wirklich nur ein Unfall!
Auf dem Weg den Pfad hinab rollte der KGB-Mann die Reste des Zündkabels auf, nahm den Zündkasten und auch Gulharovs Pistole mit. Als er den Felsvorsprung zur Hälfte hinuntergegangen war, warf er diese Gegenstände in die Schlucht hinein, wo das Wasser des Baches gurgelte. Nun war endlich alles vorbei. Bevor er nach Moskau zurückkehrte, würde er sich noch eine Ausrede einfallen lassen, warum Gerenkos angebliche ›Waffe‹, was es auch gewesen sein mochte, nicht mehr existierte. Schade drum!
Doch andererseits konnte sich Dolgikh glücklich schätzen, dass zumindest die Hälfte seiner Mission erfolgreich abgeschlossen war. Und äußerst befriedigend dazu!
20.00 Uhr im Schloss Bronnitsy
Ivan Gerenko schlief unruhig auf einem Feldbett in seinem Büro. Weiter unten im Haus schlief auch Alec Kyle in der Sterilität des Gehirnwäsche-Laboratoriums. Jedenfalls schlief sein Körper. Da sich allerdings kein Verstand, keine Persönlichkeit mehr darin befand, konnte man eigentlich nicht mehr von Alec Kyle sprechen. Er war mental auf eine leere Hülle reduziert worden. Die Informationen, die Zek Föener auf diese Art gewonnen hatte, waren ungeheuerlich. Dieser Harry Keogh wäre, hätte er überlebt, ein übermächtiger Gegner gewesen. Doch im Geist seines eigenen Kindes eingeschlossen, stellte er kein Problem mehr dar. Vielleicht später wieder, wenn das Kind zum Mann herangewachsen war …
Föener war nun mit der gesamten Maschinerie von INTESP bestens vertraut. Es blieb kein Geheimnis übrig. Kyle war der Chef gewesen, und was er gewusst hatte, wusste nun Zek Föener. Als die Techniker ihre Instrumente abbauten und Kyles Körper nackt und sogar bar jeden Instinkts zurückließen, eilte sie zu Ivan Gerenko, um ihm von alledem zu berichten, insbesondere von einer ganz bestimmten Angelegenheit.
Zekintha Föeners Vater war Ostdeutscher, ihre Mutter war Griechin gewesen, von der Insel Zakynthos im Ionischen Meer. Als ihre Mutter starb, zog Zek zu ihrem Vater nach Posen, wo er an der Universität Parapsychologie lehrte. Ihre übersinnlichen Fähigkeiten, die er bereits erahnt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, fielen ihm nun sofort auf. Er hatte dem Kolleg für parapsychologische Studien am Brasov Prospekt in Moskau von ihren telepathischen Gaben berichtet, und man hatte ihn und seine Tochter dorthin beordert, um sie ausführlich zu testen. Auf diese Weise war sie zum E-Dezernat gekommen, wo sie schnell unentbehrlich wurde.
Sie war einen Meter siebzig groß, schlank, blond und hatte blaue Augen. Ihr schulterlanges Haar schimmerte golden. Die Uniform des Dezernats passte ihr wie eine zweite Haut und betonte ihre perfekt gerundete Figur. Sie erklomm nun die steile Wendeltreppe hinauf zu Krakovics Büro (nein – korrigierte sie sich – zu Gerenkos Büro), betrat das Vorzimmer und klopfte energisch an die geschlossene Zwischentür.
Gerenko hörte das Klopfen in seinem leichten Schlaf, zwang sich dazu, die Augen zu öffnen, und setzte sich auf. In seiner verschrumpelten Körperhülle ermüdete er schnell und schlief oft, wenn auch für gewöhnlich schlecht. Der Schlaf half ihm, sein Leben zu verlängern, das laut Aussage der Ärzte früh enden werde. Das war die ultimative Ironie: Menschen vermochten nicht, ihn zu töten, doch seine eigene Zerbrechlichkeit würde dafür sorgen. Mit nur siebenunddreißig Jahren sah er aus wie sechzig: ein verschrumpelter Affe. Doch trotzdem ein Mann.
»Herein!«, schnaufte er mühsam, als er Luft in die empfindliche Lunge sog.
Vor der Tür, während Gerenko mühsam den Schlaf abschüttelte, hatte Zek Föener eine Regel gebrochen. Es war ungeschriebenes Gesetz im Schloss, dass Telepathen niemals ungebeten in die Gedanken eines ihrer
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