Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Hilflosigkeit weg. Sie wandte sich ab und ging zur Tür. Noch einmal sagte er leise: »Zek«, und sie blieb stehen, blickte jedoch nicht zurück. »Zek, du hast eine große Zukunft vor dir. Vergiss das nicht! Und das ist auch die einzige Wahl, die dir bleibt. Eine große Zukunft oder gar keine mehr.«
Sie trat hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Sie ging hinunter in ihre kleine Wohnung, mehr ein schlichtes Quartier, in dem sie sich aufhielt, wenn sie dienstfrei hatte, und ließ sich auf das Bett fallen. Zum Teufel mit seinem Bericht! Wenn überhaupt, würde sie den anfertigen, wenn sie so weit war. Denn was wäre sie für Gerenko noch wert, sobald er einmal wusste, was sie wirklich alles erfahren hatte?
Nach einer Weile hatte sie ihre Nerven wieder im Griff und bemühte sich einzuschlafen. Doch sie schaffte es nicht, obwohl sie todmüde war.
SECHZEHNTES KAPITEL
Mittwoch, 23.45 Uhr in Hartlepool an der englischen Nordostküste
Dünner Nieselregen färbte die leeren Straßen glänzend schwarz. Der letzte Bus in die Bergarbeiterdörfer an der Küste hatte die Stadt vor einer halben Stunde verlassen. Die Pubs und Kinos waren geschlossen. Graue Katzen schlichen durch die Gassen und eine letzte Handvoll Kneipenhocker hatte sich in dieser trostlosen Nacht auf den Heimweg begeben.
In einem Haus an der Blackhall Road herrschte jedoch ein gewisses Maß an Aktivität. In der Mansardenwohnung hatte Brenda Keogh ihren kleinen Sohn gefüttert und zu Bett gebracht, und nun wollte auch sie ins Bett gehen. In der zuvor leer stehenden Wohnung im ersten Stock saßen Darcy Clarke und Guy Roberts in nahezu vollständiger Dunkelheit. Roberts war dabei einzunicken, und Clarke lauschte in nervöser Anspannung dem Knacken der alten Bohlen, als sich nun auch das Haus selbst für die Nacht niederließ. Unten im Erdgeschoss spielten dessen ›ständige Bewohner‹, zwei Geheimdienstleute, Karten, während ein uniformierter Polizist Kaffee kochte und ihnen zusah. Ein zweiter uniformierter Wachtmeister saß auf einem unbequemen Holzstuhl im Flur gleich hinter der Tür, rauchte eine etwas feuchte und schlecht gerollte Zigarette und fragte sich zum wiederholten Mal, was er hier eigentlich sollte.
Für die Geheimdienstleute war es ein alter Hut: Sie sollten die Frau und ihr Baby im obersten Stock beschützen. Brenda ahnte nichts davon, doch die beiden waren nicht nur gute Nachbarn, sondern eben auch ihre Beschützer. Sie hatten sie und den kleinen Harry junior bereits mehr als ein halbes Jahr lang bewacht, und diese ganze Zeit über hatte ihr keiner auch nur zugeblinzelt. Sie schienen den gemütlichsten und am besten bezahlten Job im gesamten Sicherheitsdienst-Gewerbe weit und breit zu haben! Was die beiden Uniformierten betraf, leisteten sie hier Überstunden ab. Man hatte sie aus der mittleren Schicht zur ›besonderen Verwendung‹ dabehalten. Normalerweise wären sie um 22.00 Uhr nach Hause gegangen, doch wie es schien, war ein verdammter Psychopath unterwegs, und man hielt die Frau oben für eines seiner möglichen Opfer. Mehr hatte man ihnen nicht mitgeteilt. Alles äußerst geheimnisvoll.
Clarke und Roberts einen Stock darüber wussten hingegen sehr genau, warum sie sich hier befanden und wem sie gegenüberstanden. Roberts’ Kopf hing schief, und er schnarchte leise an seinem Platz neben dem Wohnzimmerfenster. Er grunzte leicht, richtete sich ein wenig auf und schlief im nächsten Moment wieder. Clarke blickte ihn finster, doch ohne jede Bösartigkeit an, schlug seinen Kragen hoch und rieb sich wärmend die Hände. Im Zimmer war es feucht und kalt.
Clarke hätte gern das Licht eingeschaltet, wagte es jedoch nicht. Die Wohnung sollte angeblich leer stehen, und so musste es eben auch wirken. Kein Feuer im Kamin, kein Licht, so wenig Bewegung wie möglich. Alles, was sie sich an Annehmlichkeiten gestatteten, waren ein Tauchsieder und ein Glas löslicher Kaffee. Na ja, und dann trug noch zu ihrem Wohlbefinden bei, dass man Roberts heute einen Flammenwerfer überbracht hatte und beide Männer über Armbrüste verfügten.
Clarke nahm nun seine Armbrust in die Hand und betrachtete sie versonnen. Sie war geladen, doch er hatte den Sicherheitsbolzen vorgeschoben. Wie gern würde er damit auf Yulian Bodescus schwarzes Herz zielen! Er runzelte die Stirn, legte die Waffe hin, zündete sich eine seiner seltenen Zigaretten an und zog kräftig daran. Er war hundemüde, fühlte sich miserabel und war dazu noch ziemlich nervös. Das war wohl
Weitere Kostenlose Bücher