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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Burg: einen direkt aus dem blanken Fels gehauenen Graben, fünf Schritt breit und fünf Schritt tief, an dessen Grund lange spitze Pfähle so dicht beieinander eingerammt waren, dass jeder Mann, der dort hinunterfiel, unfehlbar aufgespießt werden musste. Dann sah er auch das Tor: schwere Eichenbohlen, mit Eisenbändern gefasst und so lang, dass es als Zugbrücke diente.
    Während er das alles betrachtete, wurde das Tor unter Knirschen und Quietschen heruntergelassen. Schwere Ketten rasselten, bis der Graben schließlich überbrückt war.
    In der klaffenden Toröffnung stand eine Gestalt in einem weiten Umhang. Sie hielt eine brennende Fackel in der Hand. Von den Gesichtszügen konnte er der gleißenden Flammen wegen kaum etwas erkennen, nur dass das Gesicht blass war und auf groteske Weise verzerrt, bemerkte Thibor. Er hegte eine Vermutung, die sich auch sogleich als richtig herausstellte, als die Gestalt nämlich zu sprechen begann: »Also seid Ihr gekommen – aus freien Stücken!«
    Man hatte Thibor oftmals vorgeworfen, ein kalter Mensch mit einer kalten gefühllosen Stimme zu sein. Er hatte das auch nie bestritten. Doch wenn seine Stimme schon als kalt galt, dann konnte diese Stimme wohl nur aus dem Grab selbst stammen. Und obwohl er ganz zu Anfang die Stimme als beruhigend empfunden hatte, ging sie ihm jetzt an die Nerven wie Zahnschmerzen oder kalter Stahl auf Knochen. Sie klang alt – so alt wie die Berge, und vielleicht barg sie auch so viele Geheimnisse – aber ganz gewiss nicht senil. Diese Stimme besaß die Autorität aller dunklen Kenntnisse der Welt.
    »Aus freien Stücken?« Thibor wagte es, sich umzusehen und die Gestalt dabei kurz aus den Augen zu lassen. Sie standen ganz allein vor der Burg. Die Wölfe waren mit der Nacht verschmolzen und in den Bergen verschwunden. Unter den Bäumen erglänzte einen Moment lang noch ein gelbes Augenpaar, aber das war alles.
    Thibor wandte sich wieder seinem Gastgeber zu. »Ja, aus freien Stücken.«
    »Dann seid mir willkommen!« Der Bojare steckte seine Fackel in eine Halterung innerhalb des Torbogens, neigte den Oberkörper kurz zum Gruße und trat einladend zur Seite.
    Und Thibor überquerte die Zugbrücke, um das Haus des Ferenczy zu betreten. Doch in dem Augenblick, da er unter den Torbogen trat, blickte er auf und sah den Wahlspruch, der in die vom Alter geschwärzten Eichenbohlen eingebrannt war. Er konnte weder lesen noch schreiben, aber der Mann im Umhang bemerkte seinen Blick und übersetzte die Inschrift für ihn: »Dort steht, dass dies das Haus von Waldemar Ferrenzig ist. Dann folgt ein Zeichen zur Datierung. Es besagt, dass die Burg beinahe zweihundert Jahre alt ist. Waldemar war … er … war mein Vater. Ich heiße Faethor Ferrenzig und werde von meinem Volk als ›der Ferenczy‹ bezeichnet.«
    Nun lag eine Art wilder Stolz in dieser dunklen Stimme, und zum ersten Mal war sich Thibor seiner selbst nicht mehr ganz sicher. Er wusste nichts über die Burg. Es mochte sein, dass viele Männer drinnen auf ihn lauerten. Das geöffnete Tor wirkte auf ihn wie das aufgerissene Maul eines unbekannten Raubtiers.
    »Ich habe Vorbereitungen getroffen«, sagte Thibors Gastgeber. »Essen und Getränke, und dazu ein Feuer, um Eure Knochen zu erwärmen.«
    Er wandte ihm nun betont den Rücken zu, nahm aus einer dunklen Mauernische eine zweite Fackel und entzündete sie an der ersten. Die Flammen züngelten empor und vertrieben die Schatten. Der Ferenczy warf seinem Gast noch einmal einen Blick zu – ohne ein Lächeln allerdings – und führte ihn hinein.
    Und der Wallache folgte ihm.
    Sie schritten schnell durch düstere Korridore zwischen blanken Mauern, durch Vorräume, enge Türen, bis ins Herz des Turms, dann eine steinerne Wendeltreppe hinauf zu einer schweren Falltür in einem Boden aus Steinplatten, die von mächtigen schwarzen Balken gestützt wurde. Die Falltür stand offen, und der Ferenczy hob seinen Umhang an, bevor er hochstieg in einen hell beleuchteten Raum.
    Thibor klomm dicht hinter ihm hinauf. Als er oben von der Treppe in den Raum trat, schauderte er. Hätte ihm dort jemand aufgelauert, hätte er Thibor leicht einen Speer in den Leib rammen oder seinen Kopf abschlagen können. Doch vom Herrn des Ganzen abgesehen, war der Raum menschenleer.
    Thibor sah seinen Gastgeber an und blickte sich dann um. Der Raum war lang, breit und hoch. Die Deckenbohlen wiesen viele Löcher auf. Im flackernden Feuerschein erblickte er durch die Lücken hindurch ein

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