Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
haben?«
Faethor Ferenczy blieb der Mund offen stehen, dann lachte er auf. »Ich wünsche nur, dass Ihr an meinem Tisch bequem sitzt. Behaltet Euer Messer. Hier liegen doch noch mehr davon herum – um das Fleisch zu erdolchen.« Er warf die Armbrust zu dem Schwert auf die Bank.
Thibor blickte ihn an und nickte schließlich. Er streifte seine schwere Jacke ab und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Sodann setzte er sich an ein Ende des Tisches und sah zu, wie der Ferenczy die Speisen zu ihm hinüberschob. Sein Gastgeber füllte zwei hohe eiserne Becher mit Wein aus dem Krug und setzte sich ihm gegenüber.
»Esst Ihr nicht mit mir?« Thibor hatte mit einem Mal wirklich Hunger, wollte aber nicht zuerst zugreifen. Im Schloss zu Kiew hatten sie stets gewartet, bis der Wlad den ersten Bissen genommen hatte.
Feathor Ferenczy streckte einen enorm langen Arm aus und schnitt energisch eine Scheibe Fleisch ab. »Ich werde eine Schnepfe essen, sobald sie fertig sind«, sagte er. »Doch wartet nicht auf mich – esst, was immer Ihr wollt.«
Er spielte nur mit seinem Essen, während Thibor sich hungrig ans Werk machte.
Der Ferenczy beobachtete Thibor eine Weile und dann sagte er: »Es scheint nur recht und billig, dass ein großer Mann auch großen Appetit hat. Ich habe auch … einen gewissen Appetit, der durch diese Umgebung allerdings eingeschränkt wird. Deshalb interessiert Ihr mich, Thibor. Wir könnten Brüder sein, nicht wahr? Oder ich könnte sogar Euer Vater sein! Ja, große Männer sind wir beide – und Ihr seid ein Krieger und recht furchtlos. Ich vermute, es gibt nicht viele wie Euch auf der Welt …«
Und nach einer kurzen Pause fragte er völlig unvermittelt: »Was hat Euch der Wlad über mich erzählt, bevor er Euch sandte, um mich an seinen Hof zu zitieren?«
Thibor hatte sich vorgenommen, sich nicht ein drittes Mal überrumpeln zu lassen. Er schluckte erst einmal sein Essen hinunter und erwiderte den Blick seines Gegenübers. Jetzt, im Schein des Feuers und der flackernden Fackeln in ihren Wandhalterungen, gestattete er sich einen genaueren Blick auf den Burgherren.
Es wäre sinnlos, überlegte Thibor, das Alter dieses Mannes schätzen zu wollen. Er schien Alter zu verströmen wie ein Monolith aus grauer Vorzeit, und doch bewegte er sich mit der unglaublichen Schnelligkeit einer zustoßenden Schlange und der eleganten Leichtigkeit eines jungen Mädchens. Seine Stimme klang einmal hart wie ein Felsen und dann wieder sanft wie der Kuss einer Mutter, und dennoch erschien auch sie über alle Maßen alt. Was die Augen des Ferenczy betraf: Sie lagen tief in dreieckigen Höhlen, wiesen schwere Lider auf, und es war beinahe unmöglich, ihre Farbe festzustellen. Aus einem Winkel erschienen sie schwarz und glänzend wie nasse Kieselsteine, während sie aus einem anderen Winkel betrachtet gelb wirkten, mit Gold in den Pupillen. Es waren gebildete Augen, voll der Weisheit, doch auch wild und voller heimlicher Sünden.
Dann die Nase. Faethor Ferenczys Nase und die spitzen fleischigen Ohren waren die hässlichsten Teile seines Gesichts. Die Nase ähnelte einer Hundeschnauze. Sie hob sich nur wenig vom Gesicht ab, und über der Oberlippe wurde sie beinahe platt. Die großen Nasenlöcher zogen sich ein wenig nach oben hin. Der geschwungene breite Mund mit seinen kräftig-roten Lippen befand sich zu dicht unter der Nase und hob sich von der ansonsten blassen großporigen Haut ab. Beim Sprechen öffneten sich die Lippen kaum. Aber soweit der Wallache sehen konnte, waren die Zähne groß, eckig und gelb. Die Eckzähne waren eigenartig gekrümmt und spitz wie kleine Sicheln. Das machte den Mann noch wolfsähnlicher.
So oder so war dieser Faethor Ferenczy ein überaus hässlicher Mann. Und doch … Thibor hatte schon genug hässliche Männer gesehen. Und er hatte auch eine Menge von ihnen getötet.
»Der Wlad?« Thibor schnitt mehr Fleisch ab und nahm einen Schluck roten Weins. Er war ziemlich sauer, aber nicht schlimmer als der, an den er ohnehin gewöhnt war. Dann sah er wieder den Ferenczy an und zuckte die Achseln. »Er sagte mir, dass Ihr unter seinem Schutz wohnt, ihm aber keine Gefolgschaft leistet. Dass Ihr Land besitzt, doch keine Steuern eintreibt und bezahlt. Dass Ihr viele Männer aufbringen könntet, es aber vorzieht, hier zu sitzen und vor Euch hinzubrüten, während andere Bojaren gegen die Petschenegen kämpfen, um Eure Haut heil zu erhalten.«
Einen Moment lang riss der Ferenczy die Augen weit auf. In
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