Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
weißem Anorak, Stöcken und Skiern, mit wild rudernden Armen und Beinen –, bevor er einen weiteren ›Schößling‹ zu packen bekam und seinen Sturzflug beenden konnte.
Georgina hatte sich ein ganzes Stück hinter ihm gehalten, da sie doch ein wenig vorsichtiger fuhr, und alles mit angesehen. Vor Schreck schrie sie auf, und dann kam sie mit einem kraftvollen Schneepflug neben ihm zum Stehen. Sie öffnete sofort die Bindungen, steckte ihre Ski in den Schnee, damit sie nicht wegrutschten, und kniete neben ihm nieder. Ilya hielt sich die Seiten vor Schmerzen, während er schallend über sich selbst lachte und gar nicht aufhören konnte. Tränen rollten ihm vor Lachen über die Wangen und froren dort an.
»Clown!« Sie klopfte ihm mit der flachen Hand auf die Brust. »Du Clown! Du hast mir einen fürchterlichen Schreck eingejagt!« Er lachte noch lauter, packte ihre Unterarme und hielt sie fest. Doch dann fiel sein Blick auf seine Ski, und er hörte auf zu lachen. Der rechte war über die ganze Breite gebrochen und hing nur noch an einem Splitter fest, eine knappe Handbreit vor der Bindung.
»Ah«, rief er aus und runzelte die Stirn. Dann setzte er sich im Schnee auf und blickte sich um. In dem Augenblick wurde Georgina klar, dass es ernst war. Sie sah es seinen Augen an, die sich bedenklich zusammenzogen.
»Du gehst jetzt zum Auto zurück«, befahl er ihr. »Aber vorsichtig, ja? Mach’s nicht so wie ich – ein Paar kaputte Skier reichen. Lass den Motor an und schalte die Heizung ein. Es ist nicht viel weiter als eine Meile, sodass dieser alte Käfer schön warm sein wird, bis ich hinterherkomme. Hat keinen Zweck, wenn wir beide erfrieren.«
»Nein!«, sagte sie entschlossen. »Wir gehen zusammen zurück. Ich …«
»Georgina!« Er sprach nun ganz ruhig mit ihr, ein deutliches Zeichen, dass er wütend wurde. »Schau mal, wenn wir zusammen zurückgehen, heißt das, wir werden beide nass, müde und halb erfroren ankommen. Ich halte das schon aus, und ich habe es auch verdient, aber du nicht! Wenn du vorgehst, wirst du es warm haben, und ich bin auch viel früher im Warmen! Außerdem wird es bald dunkel. Geh zum Wagen, solange es noch hell ist, und du kannst die Scheinwerfer einschalten und auch noch ein paar Mal hupen, damit ich den Weg leichter finde. Außerdem weiß ich dann, dass es dir gut geht, und das treibt mich an. Alles klar?«
Es war ihr durchaus klar, doch das änderte nichts an ihrem Entschluss. »Wenn wir zusammenbleiben, sind wir wenigstens füreinander da! Was ist, wenn ich stürze und irgendwo feststecke? Dann kämst du zum Auto zurück und würdest mich nicht vorfinden! Und was dann? Ilya, ich habe Angst, ganz allein. Angst um mich und um dich!«
Eine Sekunde lang zog er die Augen noch mehr zusammen. Doch dann nickte er. »Du hast natürlich recht.« Und wieder blickte er sich um. Dann löste er seine Bindungen und sagte: »Also gut, wir machen es folgendermaßen. Schau dort hinunter!«
Die Brandschneise zog sich noch etwa eine halbe Meile weiter steil bergab. Zu beiden Seiten standen hohe Bäume, viele davon bemoost und uralt, dicht an dicht. Unter ihnen lagen nur noch einzelne Schneewehen, denn die Bäume standen so nah beieinander, dass ihre ineinander verwobenen Äste ein dichtes Dach bildeten, das den Boden wie ein Schirm überspannte. Diese Bäume waren sicherlich mehr als fünfhundert Jahre lang nicht mehr geschlagen worden.
»Das Auto ist dort drüben«, sagte Ilya und deutete nach Osten, »um den Hügel herum und dann hinter den Bäumen. Wir gehen durch den Wald geradeaus bergab, und dann folgen wir unseren eigenen Spuren von vorhin bis zum Auto. Wenn wir den Weg auf diese Weise abschneiden, sparen wir uns vielleicht eine halbe Meile, und es ist einfacher, durch den Wald zu laufen als durch den Tiefschnee. Für mich jedenfalls. Sobald wir wieder die Spur von vorhin erreicht haben, kannst du die Ski benutzen. Der Abhang ist nicht steil, und sobald wir das Auto sehen, fährst du voran und lässt den Motor an. Aber jetzt müssen wir aufbrechen. Es wird ziemlich düster unter den Bäumen, und in einer halben Stunde geht die Sonne unter. Dann sollten wir den Wald verlassen haben.«
Er legte sich Georginas Ski über die Schulter, und sie verließen die Brandschneise und tauschten sie gegen die Geborgenheit und Stille des Waldes ein.
Zuerst kamen sie gut voran, sodass sie sich schon beinahe keine Sorgen mehr machten. Aber es lag etwas Bedrückendes über dem bewaldeten Hang: eine etwas
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