Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Hand hören. Ich habe alles direkt von den Toten, und glauben Sie mir, ich habe all dies für Sie noch abgemildert!
Kyle schluckte, schüttelte den Kopf und riss sich dann wieder zusammen.
Etwas von dem, was Keogh erwähnt hatte, kam ihm plötzlich zu Bewusstsein. »Sie haben das von den Toten? Ich habe mit einem Mal das Gefühl, Sie meinen damit nicht nur Thibor Ferenczy und George Lake?«
Nein, ich habe auch mit Pfarrer Pollock gesprochen, der Yulian hätte taufen sollen!
»Verstehe«, sagte Kyle und wischte sich die Stirn ab. »Das leuchtet mir ein!«
Alec! Keoghs sanfte Stimme klang nun etwas schärfer. Wir müssen uns beeilen. Harry fängt an, sich zu rühren.
Und nicht nur das wirkliche Kind in Hartlepool, fast fünfhundert Kilometer entfernt, sondern auch sein ätherisches Abbild, das sich durchscheinend auf Höhe von Keoghs Bauch langsam um sich selbst drehte, bewegte sich nun, gab die Fötushaltung auf und streckte sich. Der Babymund öffnete sich zu einem herzhaften Gähnen. Die Erscheinung Keoghs begann, wie Rauch zu flimmern, wie Hitzeschlieren über einer sommerlichen Straße.
»Bevor Sie gehen …« Kyle war nun verzweifelt. »… wo fange ich an?«
Seine Antwort erhielt er durch das schwache, aber doch deutlich hörbare Weinen eines erwachenden Babys. Keogh riss die Augen auf. Er ging einen Schritt auf Kyle zu, doch das blaue Leuchten wurde schwächer, wie ein zusammenbrechendes Fernsehbild. Einen Augenblick später floss die Erscheinung zu einer einzigen senkrechten Linie zusammen, wie bei einer beschädigten Bildröhre, verkürzte sich zu einem Punkt aus blendendem blauen Feuer auf Augenhöhe – und erlosch.
Und doch hörte Kyle noch etwas wie aus großer Ferne: Setzen Sie sich mit Krakovic in Verbindung. Sagen Sie ihm alles, was Sie wissen. Oder zumindest einiges davon. Sie werden seine Hilfe benötigen.
»Die Russen? Aber Harry …«
Auf Wiedersehen, Alec. Ich … komme … zurück … sobald ich … kann.
Und dann war es vollkommen still im Zimmer. Es wirkte leer. Die Zentralheizung schaltete mit einem deutlichen Klicken ab.
Kyle saß noch lange da, atmete tief und schwitzte ein wenig. Dann bemerkte er die blinkenden Lämpchen auf seinem Telefonpult und hörte gleichzeitig das leichte, fast schüchterne Klopfen an die Bürotür.
»Alec?«, fragte eine Stimme von draußen. Es war die Carl Quints. »Es … es ist jetzt weg. Aber ich glaube, das wissen Sie bereits. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
Kyle holte tief Luft und drückte den Knopf der Sprechanlage. »Für den Moment ist alles vorüber«, erklärte er den anderen im Hauptquartier, die mit angehaltenem Atem lauschten. »Kommt jetzt am besten alle zu mir herein. Die Zeit reicht noch für ein kurzes Brainstorming, bevor wir für heute Schluss machen. Ihr werdet einiges wissen wollen, und wir müssen über einige Dinge sprechen.«
Er nahm den Finger vom Knopf und sagte zu sich selbst: »Und ich meine wirklich ›Dinge‹.«
Die Reaktion der Russen erfolgte auf dem Fuße, viel schneller, als Kyle je erwartet hätte. Er wusste nicht, dass Leonid Breschnew bald eine Menge Antworten haben wollte, und dass Felix Krakovic nur noch vier Monate von seinem vereinbarten Jahr blieben …
Kyle und Krakovic, die beiden Chefs der ESP-Spionage-Organisationen, wollten sich am ersten Freitag im September treffen, und zwar auf neutralem Grund. Der Treffpunkt befand sich in Genua, Italien, in einer schmuddeligen Bar mit dem Namen Frankies Franchise, die in einem wahren Labyrinth kleiner Gassen in der Altstadt Genuas lag, keine zweihundert Meter vom Hafen entfernt. Kyle und der hochempfindsame Talentsucher Quint landeten am Donnerstagabend auf dem ziemlich heruntergekommenen Christophero-Colombo-Flughafen. Ihr Kontaktmann vom britischen Geheimdienst war schon zwölf Stunden vorher da gewesen. Sie hatten keine Zimmer reservieren lassen, bekamen jedoch problemlos nebeneinanderliegende Räume im Hotel Genovese, wo sie sich erfrischten und aßen, bevor sie sich in die Bar begaben. Es war ruhig dort, die Stimmung gedämpft. Ein halbes Dutzend Italiener saß an den kleinen Tischen oder an der Theke, dazu zwei deutsche Geschäftsleute und ein amerikanisches Touristenpaar.
Einer der Italiener, der allein an seinem Tisch saß, war überhaupt kein Italiener, sondern ein Russe, ein KGB-Agent, doch das wussten Kyle und Quint nicht. Er besaß kein ESP-Talent, sonst hätte ihn Quint sofort erkannt. Sie bemerkten auch nicht, dass der Russe sie mit einer
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