Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Bann. Aber das ist das zweite Stadium der Wamphyri-Existenz, und es wäre Euer unwürdig. Nein, denn ich schätze Euch viel zu sehr. Ihr sollt schließlich mein einziges eigenes Ei in Euch tragen!«
Thibor suchte nach Worten, aber seine Kehle war ausgetrocknet wie eine Wüste.
Faethor lachte noch einmal und zog seine drohende Hand zurück. Er wandte sich ab und trat hinüber, wo der untersetzte Wallache zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Er atmete rau und schwer und hatte das Gesicht in eine staubige Ecke gepresst.
»Er befindet sich in diesem zweiten Stadium«, erklärte Thibors entsetzlicher »Vater«. »Ich nahm ihm etwas und gab ihm dafür etwas anderes zurück. Fleisch von meinem Fleisch ist nun in ihm, heilt ihn, verändert ihn. Seine Tränen werden versiegen, die gebrochenen Knochen zusammenwachsen, und er wird leben – solange ich will. Doch er wird immer mein Sklave bleiben, für mich da sein, meinen Befehlen gehorchen. Denn wisset, er ist ein Vampir, doch ohne dessen Geist. Der Geist, der Verstand, entspringt ausschließlich dem Ei, und er wurde nicht aus einem solchen gezeugt, sondern ist lediglich ein … Steckling. Wenn er erwacht, und das wird bald erfolgen, werdet Ihr meine Worte verstehen.«
»Verstehen?« Thibor fand seine Sprache wieder, auch wenn es sich wie ein heiseres Krächzen anhörte. »Aber wie kann ich das verstehen? Warum sollte ich es zu verstehen wünschen? Ihr seid ein Ungeheuer, das verstehe ich! Arvos ist tot, und dennoch … habt Ihr ihm das angetan? Warum? Nichts außer Maden kann jetzt in ihm leben.«
Faethor schüttelte den Kopf. »Nein, sein Fleisch ist wie fruchtbare Erde – oder wie das fruchtbare Meer. Denkt an die Seesterne.«
»Ihr wollt ein … ein weiteres Exemplar von Euch selbst heranzüchten? In ihm?« Thibor konnte nur noch stammeln.
»Es wird ihn ganz aufbrauchen«, antwortete Faethor. »Aber noch einen Faethor Ferenczy? Nein. Ich habe meinen Verstand. Er wird keinen besitzen. Arvos kann nicht als Wirt dienen, da sein Gehirn tot ist, ist Euch das nicht klar? Er ist Nahrung, nicht mehr und nicht weniger. Wenn er heranwächst, wird er nicht wie ich aussehen. Nur wie … das, was Ihr gesehen habt.« Er hielt seinen blassen neu gestalteten Zeigefinger mahnend hoch.
»Und der andere?« Thibor brachte ein schwaches Nicken in Richtung des anderen Mannes zuwege – dessen, was einst ein Mann gewesen war –, der in seiner Ecke schnarchte und keuchte.
»Als ich ihn zu eigen nahm«, erklärte Faethor, »lebte sein Verstand. Was ich ihm gab, wächst nun in seinem Körper und in seinem Geist heran. Oh, ja, er ist gestorben, aber nur, um Platz für das Leben eines Wamphyri zu machen. Kein Leben als solches, sondern eine untote Existenz. So wird er untot wieder zurückkehren.«
»Verrückt!«, stöhnte Thibor.
»Und was diesen hier betrifft …« Der Ferenczy trat in den Schatten am anderen Ende der Zelle. Aus der Düsternis ragten die Beine und ein Arm von Thibors anderem wallachischen Kameraden hervor, und Faethor zerrte nun den gesamten Körper in Sicht. »Dieser hier wird Nahrung für beide liefern. So lange, bis sich derjenige ohne Verstand in ein Versteck zurückzieht und der andere seinen Dienst als Euer Diener antritt.«
» Mein Diener?« Thibor war verwirrt.
»Hört Ihr mir denn nicht zu?«, fragte Faethor ärgerlich. »Mehr als zweihundert Jahre lang habe ich für mich selbst gesorgt, habe mich geschützt, bin allein und einsam geblieben in einer Welt, die sich ständig ausdehnt, sich verändert, immer neue Wunder zeigt. Das habe ich für meinen Abkömmling auf mich genommen, der nun bereit ist, weitergegeben zu werden, und zwar an Euch. Ihr werdet hierbleiben und diesen Ort, dieses Land und die ›Legende‹ vom Ferenczy am Leben erhalten. Doch ich werde hinausziehen unter die Menschen und das ›Leben‹ genießen! Es gibt Kriege und Ehre zu gewinnen, die Geschichte schreitet voran. Ja, und es gibt Frauen, die darauf warten, verwöhnt zu werden!«
»Ehre? Ihr?« Thibor hatte sich wieder ein wenig gefangen. »Das bezweifle ich. Und für ein einsames Wesen scheint Ihr eine ganze Menge über das zu wissen, was in der Welt vor sich geht!«
Faethor lächelte grausig. »Noch eine geheime Kunst der Wamphyri. Eine von vielen. Andere zu verhexen, gehört auch dazu, wie Ihr bei Arvos feststellen konntet, dessen Geist ich so an meinen band, dass wir uns noch über große Entfernungen hinweg verständigen konnten. Nun, und außerdem gibt es noch die Kunst der
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