Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
der gerade in den Sattel klettern wollte, zuckte zusammen und rutschte wieder herunter, hielt sich jedoch immer noch am Zaumzeug fest. Jazz verfluchte die Zielungenauigkeit dieser automatischen Waffen mit ihrer kurzen Reichweite und zielte noch sorgfältiger. Sein nächster Schuss verfehlte Shaithis offensichtlich, traf jedoch das fliegende Reittier an einer empfindlichen Stelle, so dass es den Kopf hochriss, auf eine ganz eigenartige Weise schrie und mit dem Schwanz wie verrückt um sich schlug. Einen Augenblick später schob sich ein ganzes Nest schrecklicher Würmer aus dem Bauch des Wesens und drückte den mächtigen Rumpf nach oben. Shaithis hing immer noch am Zaumzeug und brachte es tatsächlich fertig, sich mühevoll in den Sattel zu ziehen!
Zu dieser Zeit befanden sich die anderen Flugtiere bereits in der Luft, und Jazz bemerkte mit Erstaunen, dass auf beiden die Reiter saßen! Gustan zumindest hätte doch schwerer verletzt sein müssen, oder? Doch nun erinnerte sich Jazz an die Begegnung Nummer fünf. Den Krieger damals hatten Kugeln auch nicht aufgehalten; sie waren ihm höchstens unangenehm gewesen. Genauso war es nun bei Shaithis und seinen beiden Leuten.
Zek trat von hinten heran und drückte Jazz ein neues Magazin in die Hand. Er lud durch und suchte nach seinen Zielen, blickte hoch zu dem weißen Schleier von Sternen über den hohen Klippenwällen des Passes – und sah mit Erschrecken, dass alle drei ›Ziele‹ im Sturzflug auf ihn zu schossen!
»Jazz, runter! Runter!«, schrie Zek hysterisch. Sie und Wolf krochen auf dem Bauch zwischen herumliegende Felsbrocken, doch Jazz erkannte, dass ihn die fliegenden Bestien erreichen würden, bevor er sich in Sicherheit bringen konnte. Ein Versteck gab es für ihn nicht, doch er konnte sie möglicherweise ablenken.
Wieder sank er auf ein Knie und eröffnete aus vielleicht dreißig Metern Entfernung das Feuer, schickte ihnen einen stetigen Strom aus Blei entgegen. Shaithis flog in der Mitte, und auf ihn konzentrierte Jazz sein Feuer. Er bemühte sich, die Tiere und ihre Reiter zu durchsieben, schwenkte von links nach rechts und dann wieder zur Mitte, zu Shaithis. Auf diese Entfernung konnte er sie eigentlich nicht verfehlen, doch als die Tiere und ihre Wamphyri-Herren schon fast über ihm waren, glaubte er tatsächlich, er hätte sie nicht getroffen. Bis zum letzten Moment.
Aber als Jazz’ Waffe mit leer geschossenem Magazin still blieb und er sich anschickte, sich hinter den nächsten Felsbrocken zu werfen, sah er endlich die Wirkung seiner Schüsse. Die drei gewaltigen Tiere bluteten dunkelrot aus Reihen von Löchern in den Vorderteilen ihrer Körper, und ihre Reiter schwankten in den Sätteln hin und her, konnten sich offenbar nur noch mit enormer Willenskraft oben halten.
Dann öffnete sich im Bauch von Shaithis’ Flugross ein klaffender Mund, während es sich auf Jazz herabsenkte, eine gewaltige Falltür, deren mit Hornhaut bewachsener unterer Rand vor sich trockene Erde, Sand und Kiesel zusammenfegte und über die Felsen schabte, zwischen denen Jazz Deckung gesucht hatte. Einen Augenblick senkte sich völlige Dunkelheit über Jazz, und er wäre an dem fauligen Tiergestank aus dem Riesenmaul fast erstickt, doch dann hob sich der Schatten über ihm. Die unbekannten Lenker der Spiegel hatten ihre Ziele wieder gefunden und badeten die fliegenden Bestien und ihre Reiter in blendende, sengende Lichtstrahlen. Und das Licht versengte sie tatsächlich böse, denn wo auch immer die Strahlen auftrafen, wallten stinkende Dampfschwaden von der Haut der Riesentiere auf, wie Wasser, das in der dünnen Luft großer Höhen auf der Oberfläche von Eis kocht.
Das war das Ende des Kampfes. Die auf ihren Sätteln schwankenden Wamphyri gaben sich geschlagen, lenkten ihre fliegenden Reittiere nach oben, kreisten noch ein paarmal und verschwanden dann in Richtung Norden im Schatten hinter dem Gebirgskamm. Als das Flappen der ledrigen Flughäute verklungen war, war es so still, dass Jazz meinte, das Herz in seiner Brust schlagen zu hören.
»Zek?«, rief er atemlos, nachdem er sich einigermaßen gefasst hatte. »Geht’s dir gut?«
Sie kam aus ihrem Versteck gekrochen und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Alle drei – Mann, Frau und Wolf – standen nun im Lichtkegel der reflektierten Strahlen. »Mir geht es gut«, antwortete sie, doch ihre Stimme klang unsicher und zittrig. Jazz legte die MP weg und streckte ihr die Hände entgegen. Sie stolperte ihm in die
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