Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
nahm er die Hand weg und hob sie sanft auf die Füße. Sie sah zur Tür, dann auf Harry. »Wer? – Wie? – Ich weiß nicht ...«
»Es wird alles gut.« Harry hob einen Finger an die Lippen.
»Aber wie sind Sie hier hereingekommen? Ich habe Sie nicht kommen gehört. Habe ich geschlafen?« Ihre Hand fuhr vor ihren Mund. »Hat der Major Sie geschickt? Aber ich habe es ihm doch gesagt: Ich weiß nichts! Oh bitte, tun Sie mir nichts!«
»Niemand wird dir etwas tun, Tassi«, sagte Harry und dann machte er einen Fehler. »Dein Vater hat mich geschickt.« Als er ihren Gesichtsausdruck sah, hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen.
Sie schüttelte den Kopf und wich vor ihm zurück. Jetzt hatte sie Tränen in den Augen. »Mein Vater ist tot. Er ist tot! Er kann Sie nicht geschickt haben ... Was werden Sie mit mir machen?«, fragte sie anklagend.
»Ich habe es doch gesagt.« In Harrys Stimme schwang jetzt ein Hauch Verzweiflung mit. »Ich werde dich von hier wegbringen. Hörst du die Sirenen?«
Sie lauschte und tatsächlich konnte sie die Alarmsignale hören, die von tief unten aus dem Zentrum des Komplexes heraufdrangen. »Also«, meinte Harry, »das ist meinetwegen. Die sind auf der Suche nach mir, und bald werden sie auch hierher kommen. Ich muss dich also bitten, mir jetzt zu vertrauen.«
Was er sagte, war unmöglich. Es war entweder ein Trick von Khuv, oder dieser Mann war verrückt. Niemand konnte von hier wegkommen, da war sich Tassi sicher. Aber irgendwie war er ja auch hereingekommen! »Haben Sie die Schlüssel?«
Harry merkte, dass er zu ihr durchdrang. »Schlüssel?« Er grinste, wenn auch gezwungen. »Ich habe eine ganze Tür! Viele Türen!«
Er war ganz sicher verrückt. Aber er war anders als die anderen hier, ganz anders. »Ich verstehe nicht«, sagte sie und wich immer noch zurück. Ihre Unterschenkel stießen gegen die Bettkante, und sie fiel wieder auf die Matratze.
Draußen erklangen die Schritte rennender Männer, und das Lächeln verschwand aus Harrys Gesicht. »Sie kommen. Los, aufstehen.«
Bei der plötzlichen Autorität in seiner Stimme war sie augenblicklich wieder auf den Füßen.
Vor der Tür wurde geschrien und mit Schlüsseln geklappert. Khuvs aufgeregte Stimme drang herein. »Aufmachen! Los, sofort aufmachen!«
Harry fasste Tassi um die Taille. »Leg deine Arme um meinen Nacken. Schnell, Mädchen. Keine Widerworte jetzt!«
Sie tat es. Sie hatte keinen Grund, ihm zu vertrauen, aber es gab auch keinen Grund, es nicht zu tun.
»Schließ die Augen«, sagte er. »Und lass sie geschlossen.« Er verstärkte seinen Griff um ihre schmale Taille, und ächzte, als er ihre Füße vom Boden hob.
Sie hörte, wie sich die Zellentür knarrend öffnete und dann herrschte Stille – eine unbeschreiblich vollkommene Stille.
»Wa...?«, begann sie eine Frage, die sie nicht beenden konnte. Sie schrak vor dem Dröhnen ihrer eigenen Stimme zurück. Erschreckt öffnete sie die Augen einen Moment lang, aber sofort presste sie sie wieder fest zusammen.
»So«, sagte Harry und stellte sie auf ihre Füße. »Du kannst die Augen jetzt wieder aufmachen.«
Sie öffnete sie, wenn auch nur einen winzigen Schlitz ... dann riss sie sie plötzlich ganz weit auf und sackte gegen seine Brust. Ihre Augäpfel rollten nach oben, und sie begann an seinem Körper herunterzusacken.
Harry fing sie auf, hob sie hoch und legte sie auf den Tisch des Wachhabenden. Der Beamte hatte hinter seiner Zeitung erst in diesem Moment bemerkt, dass er Besucher hatte. Dann rutschten die leblose Hand und der Arm des Mädchens unter dem Rand seiner Zeitung hindurch in sein Blickfeld. Er fuhr mit einem Schrei auf.
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Harry, der sich langsam daran gewöhnte, sich immer wieder zu entschuldigen. »Ich bin es nur und die Tochter eines Freundes von mir.«
»Oh Gott! Herr im Himmel!« Der Beamte klammerte sich Halt suchend an seinen Tisch. Zufälligerweise war es Darcy Clarke. Harry nickte ihm kurz grüßend zu und begann dann, die Hände des bewusstlosen Mädchens zu massieren ...
Harry war um 1:15 Uhr im Hauptquartier des E-Dezernats angekommen und fast eine Stunde später verließ er es wieder. In der Zwischenzeit hatte er einige Informationen weitergegeben, hatte Darcy Clarke alles erzählt, was er in Erfahrung gebracht hatte und im Gegenzug auch einige Informationen erhalten. Und er hatte Instruktionen für den Umgang mit Tassi Kirescu hinterlassen:
Man sollte für ihre Unterbringung sorgen, es
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