Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
dichtmachen. Ich wage es nicht. Nicht, wenn ich Brenda und Harry junior wiedersehen will.«
Einen Moment lang schien es, als hätte Clarke ihn verstanden, aber dann sagte er: »Harry, das ist nicht einfach nur riskant – es ist lebensbedrohlich. Das kannst du nicht riskieren. Das musst du doch einsehen!«
Und dann war Harry an der Reihe. »Es gibt da ein paar Dinge, die du dir einmal überlegen solltest, Darcy«, entgegnete er eiskalt. »Zum Beispiel, dass der alte Kirescu tot ist – und dass er nur deshalb gestorben ist, weil du Jazz Simmons dahingeschickt hast. Und das arme Mädchen hat jetzt den Vater und den Bruder verloren. Und ihre Mutter steckt wahrscheinlich in einem Arbeitslager und ist halb verrückt vor Angst und Sorge. Das sind Dinge, die du nicht einfach so abtun kannst, Darcy, und du wirst Brenda und Harry junior ganz bestimmt nicht einfach so abschreiben. Also werden wir jetzt weitermachen, wie ich es für richtig halte.«
Clarke war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen und er konnte nur zustimmen. »Also ... was willst du jetzt tun? Was sind deine nächsten Schritte, Harry?«
»Es gibt noch Fragen, auf die ich Antworten brauche. Es sieht so aus, als müsste ich direkt in die Höhle des Löwen gehen, um die zu bekommen.«
»Die Höhle des Löwen?«
»Das Perchorsk-Institut. Wenn ich Recht habe und dort keine Vampire gezüchtet werden sollen, welche Funktion hat es dann? Jemand da muss das wissen und wird es mir sagen. Es muss einen Chef geben, jemanden, der die Fäden in der Hand hält. Nicht Khuv, sondern jemanden, der über ihm steht.«
»Natürlich gibt es den«, konnte Clarke sofort aushelfen. »Khuv ist nur für die Sicherheit zuständig, sonst nichts. Der Mann, den du suchst, ist Viktor Luchow.« Er gab Harry einen Abriss von Luchows Lebenslauf.
Als er fertig war, nickte Harry grimmig. »Dann ist er der Mann, mit dem ich reden muss. Wenn irgendwer die Antworten hat, dann ist das Viktor Luchow.«
»Und wann willst du versuchen, dich mit ihm zu treffen?«
»Jetzt.«
»Jetzt?« Clarke war entsetzt. »Aber der ganze Komplex wird in voller Alarmbereitschaft stehen.«
»Ich weiß. Ich werde ein Tarnmanöver starten.«
»Ein was?«
»Eine Ablenkung. Lass das meine Sorge sein. Du brauchst dich nur um das Mädchen zu kümmern.«
Clarke nickte und streckte ihm die Hand entgegen. »Viel Glück, Harry.«
Der Necroscope war nicht nachtragend. Er schüttelte ihm die Hand und beschwor ein Möbiustor herauf. Clarke sah zu, wie er verschwand, und dachte: Da bin ich auch einmal gewesen. Er betete zu Gott, dass er diese Erfahrung nie wieder machen musste ...
Viktor Luchow war zurück in seinem Chefquartier, dessen Räume unwesentlich großzügiger ausgestattet waren als der Rest der Unterkünfte in Perchorsk, und schäumte vor Wut. Unabhängig von dem letzten Vorfall – diesem Eindringling – hatte der Leiter des Perchorsk-Projektes die Zeit des Alarms genutzt, um Khuv auf gewisse Gerüchte anzusprechen, die durch die Anlage geisterten; Gerüchte über Folter und Mord. Es ging um die Gefangenen des KGBlers, Kazimir und Taschenka Kirescu.
Vielleicht war Luchow ein wenig cholerisch gewesen, weil er mitten in der Nacht durch das Gejaule der Alarmsirenen aus dem Bett gerissen worden war, aber das war keine Entschuldigung für Khuvs Antwort, die – um es milde auszudrücken – brüsk gewesen war. Er hatte Luchow schlicht gesagt, er solle ihn in Ruhe lassen und ihm die Sicherheitsangelegenheiten des Instituts überlassen. Er habe sich da nicht einzumischen. Dieser Zusammenstoß hatte sich nicht unter vier Augen ereignet, sondern im Zellentrakt, wo Khuvs ESPer sich in einer der Zellen drängten, weil sie nach etwas suchten.
Fassungslos über das offenkundige Chaos und Durcheinander hatte Luchow verlangt, die Gefangenen zu sehen, und da war Khuv auf ihn losgegangen.
»Hören Sie zu, Genosse Direktor«, hatte der KGB Major gefaucht. »Ich wäre froh, wenn ich Ihnen das Mädchen Tassi Kirescu zeigen könnte. Das hier war ihre Zelle. Vor einer Stunde war sie noch hier, und eine Wache stand vor der Tür. Und dann«, er warf resigniert die Hände in die Luft, »war sie plötzlich nicht mehr da, aber die Tür war immer noch verschlossen. Gut, ich weiß, dass Sie vom E-Dezernat nicht viel halten und vom KGB noch weniger, aber es muss doch sogar für Sie mit ihrem ach so wissenschaftlich arbeitenden Verstand klar sein, dass hier etwas Außergewöhnliches, etwas Metaphysisches geschehen ist! Meine ESPer
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