Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Hüfte aufwärts bewegungsunfähig machte, und falls das nicht ausreichen sollte, so war immer noch Karl Vyotsky da, der grimmige Leibwächter seines KGB-Bosses.
»Sie können das alles auf den Technologiewettlauf schieben, wenn Sie denn einen Sündenbock brauchen«, erklärte Khuv. »Die Amerikaner mit ihren Mikrochips, ihren Spionagesatelliten und den komplizierten und so furchtbar cleveren elektronischen Überwachungssystemen. Ich meine, wo bleibt denn da die Geheimhaltung, wenn sie sich in jedes beliebige Telefongespräch weltweit einklinken können, hmm? Und das sind nur ein paar Beispiele dafür, wie man an geheime Informationen herankommen kann. Die Kunst der Spionage« – er warf einen kurzen Seitenblick auf Jazz, aber ohne Feindseligkeit – »hat viele Formen und bedient sich einiger erstaunlicher, man könnte auch sagen erschreckender, Begabungen. Auf beiden Seiten, sowohl im Osten wie im Westen. High Tech auf der einen Seite, das Übernatürliche auf der anderen.«
»Das Übernatürliche?« Jazz hob fragend eine Augenbraue. »Für mich sieht das Perchorsk-Institut ziemlich real aus. Und ich muss auch leider zugeben, dass ich nicht an Geister glaube.«
Khuv lächelte und nickte. »Ich weiß. Wir haben das überprüft – vielleicht erinnern Sie sich daran?«
Jazz wirkte einen Moment lang verwirrt, dann begann er zu überlegen. Ihm fiel wieder ein, dass es Teil seiner Befragung gewesen war, aber zu der Zeit hatte er nicht darüber nachgedacht. Tatsächlich hatte er es für einen Witz seines Verbindungsoffiziers gehalten, als der ihn fragte, was er über INTESP oder das E-Dezernat wusste, wo Spionage mit Hilfe von ESP-Fähigkeiten betrieben wurde. ESPionage! Nun, Jazz hatte davon gar nichts gewusst, und er hätte es wahrscheinlich auch nicht geglaubt, wenn man ihm davon erzählt hätte.
»Wenn Telepathie funktionieren würde«, erklärte er Khuv, »dann hätte man mich ja wohl nicht hierherschicken müssen, oder? Dann gäbe es keine Geheimnisse mehr!«
»Richtig, ganz richtig«, antwortete Khuv nach einer kleinen Weile. »Das habe ich auch gedacht – vor langer Zeit. Und wie Sie sehr zu Recht bemerkt haben«, er beschrieb mit den Armen eine ausholende Geste, »das alles hier ist ziemlich real.«
›Das alles‹ war die Turnhalle, in der Jazz seit einer Woche trainierte, um nach den vierzehn Tagen, die er flach liegend verbracht hatte, wieder in Form zu kommen. Die Tatsache, dass sie ihm so leicht alles entlockt hatten, was er wusste, wurmte ihn immer noch. Karl Vyotsky hatte seinen Pullover ausgezogen und trainierte ein paar Minuten mit den Gewichten. Jazz meinte, dass er die Wartezeit nutzen und selber auch etwas für seinen Körper tun könne.
Er bezweifelte nicht, dass Khuv ehrlich und geradeheraus antworten würde, egal, was er ihn fragte. In dieser Beziehung war der KGB-Major völlig offen. Andererseits jedoch – warum sollte er nicht ehrlich zu ihm sein? Er ging damit kein Risiko ein. Er wusste, dass Jazz nie wieder von hier wegkommen würde. Das war von Anfang an klar gewesen. Meinten sie jedenfalls.
»Sie überraschen mich mit Ihrer Klage über den Stand der amerikanischen Technologie«, bemerkte er. »Man hatte mir eine Widerstandsfähigkeit von fünfundsiebzig Prozent gegen Gehirnwäsche attestiert, aber ich habe einfach so losgeplappert, als hätte man mir den Stöpsel herausgezogen. Keine Folter, nicht mal eine Drohung, Pentothal wirkt bei mir nicht – und trotzdem habe ich geredet wie ein Wasserfall. Wie zum Teufel haben Sie das gemacht?«
Khuv warf ihm einen Blick zu, dann sah er wieder Vyotsky zu, der mit den Gewichten hantierte, als bestünden sie aus Pappmaché. Auch Jazz sah Vyotsky fasziniert zu.
Khuvs Untergebener war riesig: gut 1,90 Meter groß und etwas über hundert Kilo schwer, aber alles Muskeln. Er schien fast keinen Hals zu haben, und seine Brust war wie ein Fass, das sich aus der schmalen Taille hochwölbte. Seine Schenkel waren rund und fest in der hellblauen Hose. Er bemerkte Jazz’ Blick, grinste ihn durch seinen schwarzen Bart an und präsentierte einen Bizeps, bei dem ein Bär Angst bekommen konnte. »Na, wie wäre es mit einer Sparring-Runde, Engländer?« Er beendete seine Übungen und ließ die Gewichte krachend auf den Boden fallen. »Vielleicht mit den Fäusten – im Ring?«
»Allzeit bereit, Ivan.« Jazz lächelte grimmig und sprach mit leiser Stimme. »Ich schulde dir noch etwas für ein paar Zähne, falls du dich erinnerst.«
Vyotsky zeigte wieder
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