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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sondern ist auch ein erstklassiger Psychologe. Sie haben also keinen Grund, sich schuldig zu fühlen, weil Sie so viel ausgeplaudert haben. Sie hatten gar keine Wahl. Sie haben gedacht, Sie seien zu Hause und würden nur Ihre Pflicht tun.«
    Jazz knurrte lediglich statt einer Antwort. Seine Miene zeigte keinerlei Gefühlsregung. Er hielt diese Maske fast die ganze Zeit aufrecht, seit er wusste, dass man ihn hereingelegt hatte.
    »Natürlich«, fuhr Khuv fort, »sind auch Ihre eigenen britischen, na sagen wir mal, Chemiker, wirklich gut auf ihrem Gebiet. Diese Kapsel zum Beispiel, die Sie da in Ihrem Mund hatten. Wir hatten keine Möglichkeit, ihren Inhalt hier im Institut eingehend zu untersuchen. Wir haben hier schließlich nicht das ganze Spektrum der Analysetechniken – dafür ist das Perchorsk-Institut nicht ausgelegt –, aber immerhin konnten wir feststellen, dass Ihre kleine Zahnkapsel eine erstaunlich komplexe Substanz enthält. Daher haben wir sie nach Moskau geschickt. Wer weiß, vielleicht erfahren wir ja etwas, was wir gebrauchen können.«
    Während er auf Jazz einredete, musterte Khuv ihn von oben bis unten, wie er es so oft in den letzten Wochen getan hatte. Er sah einen gerade mal dreißig Jahre alten Mann, dem seine Geheimdienstchefs im Westen eine schwere Verantwortung aufgebürdet hatten. Sie hatten offenbar eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten. Und doch, trotz seiner gründlichen Ausbildung und seiner physischen und psychischen Stärke, fehlte Simmons einfach die Erfahrung. Aber andererseits, wie erfahren konnte ein Außendienstagent beim Geheimdienst überhaupt sein? Jeder Auftrag war wie der Wurf einer Münze: Bei Kopf gewinnt man, bei Zahl ... verliert man den Kopf? Oder es war, wie der britische Agent vielleicht selbst sagen würde, eine Art russisches Roulette.
    Trotz all der Kenntnisse, die Jazz sich auf den verschiedensten Gebieten angeeignet hatte, waren das alles nur theoretische Fähigkeiten, die bisher im Einsatz noch nicht erprobt worden waren. Denn bei seinem allerersten Einsatz waren die Würfel gegen ihn gefallen, der Bolzen lag an der Kammer, welche die Kugel enthielt. Ein unglückseliger Zustand für Michael J. Simmons, aber ein umso glücklicherer für Chingiz Khuv.
    Wieder ruhten die dunklen Augen des KGB-Majors auf Simmons. Der Engländer war fast 1,80 Meter groß, vielleicht ein oder zwei Zentimeter kleiner als Khuv selbst. Während er sich bei den Holzfällern versteckt hatte, hatte er sich einen roten Bart wachsen lassen, der zu seiner Lockenmähne passte. Der Bart war jetzt weg und offenbarte ein kantiges Kinn und leicht ausgemergelte Wangen. Er hatte auch ein wenig Untergewicht – offenbar schätzten die Engländer es, wenn ihre Agenten mager und hungrig waren. Ein dicker Mann rennt nicht so schnell wie ein schlanker, und er bildet ein viel besseres Ziel.
    Trotz seiner Jugend war Simmons’ Stirn schon von Falten zerfurcht. Selbst wenn man seine augenblickliche Lage in Betracht zog, war Simmons wohl auch sonst kein besonders fröhliches Menschenkind, oder auch nur eines, das jemals glücklich gewesen war. Seine Augen waren wach, grau und durchdringend; seine Zähne – mit Ausnahme derer, die Karl ihm ausgeschlagen hatte – waren in gutem Zustand, breit, kräftig und weiß; um den kräftigen Nacken trug er ein einfaches kleines Kreuz an einer silbernen Kette, sein einziges Schmuckstück. Seine Hände waren schwielig und dennoch lang und feingliedrig, die Arme wirkten verhältnismäßig lang, wodurch er einen ungelenken und tollpatschigen Eindruck machte. Aber Khuv wusste sehr wohl, dass Eindrücke täuschen können. Simmons war ein durchtrainierter Sportler, und sein Verstand funktionierte hervorragend.
    Sie kamen an einen Teil des Rundgangs, wo Simmons noch nie gewesen war. Hier liefen viel weniger Leute herum, und als die drei um die nächste Kurve des langen Ganges bogen, kam eine Sicherheitstür in Sicht, die den Tunnel komplett versperrte.
    Auf den letzten Metern vor der Tür waren die Decke und die Wände feuergeschwärzt; dicke Hitzeblasen hatten sich auf den Anstrichen gebildet. Direkt vor der Tür sah es so aus, als wäre die ganze Felsendecke des Tunnels geschmolzen. Das Gestein wirkte, als wäre es wie Wachs heruntergelaufen und hätte sich am kühleren Metall der künstlichen Wände wieder verfestigt. Die Gummifliesen auf dem Boden waren bis auf die nackten Metallplatten weggebrannt, und die waren so verbogen, dass sie aus ihren Verankerungen gerissen

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