Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
mir glauben. Natürlich kann ich nicht wissen, ob du wirklich fliehen wolltest. Ich erinnere mich aber, dass ich Gustan angewiesen habe, dich auf seinem Flieger mitzunehmen, wenn wir den Garten des Herrn angreifen. Sollte Gustan meinen Befehl vergessen haben? Eine Schande, denn ich wollte dich dahaben – ich wollte, dass du siehst, wie ich mit dieser Zek und diesem Jazz umspringe. Es könnte natürlich auch sein ... vielleicht hast du dich versteckt und gewartet, bis wir abgeflogen waren, und hast dann versucht zu entkommen?«
Vyotsky gelang es, seinen Kopf in stillem Protest zu schütteln. »Ich ... Ich ...«, stotterte er.
»Oh ja!« Shaithis nickte und lächelte bösartig. »Ich ... Ich ...« Und wieder verschwand das Lächeln von seinem Gesicht, als er ein zweites Mal in die Spalte griff, in der der Russe eingeklemmt gewesen war – und Vyotskys Maschinengewehr und einen Sack mit Proviant herauszog.
Vyotsky stöhnte wieder laut auf, schloss die Augen und schwankte hin und her, während der Schmerz ihn schüttelte. Aber Shaithis brach nur in Gelächter aus und klopfte sich auf die Schenkel wie bei einem hervorragenden Witz. Dann brach er abrupt ab, streckte seinen Arm aus und versetzte Vyotsky einen Schlag auf die Knie. Für Vampir-Verhältnisse war es nur ein kleiner Klaps, so leicht wie die Berührung einer Feder. Er zerfetzte die Hose von Vyotskys Kampfanzug und riss ihm die Kniescheiben mit einem Sprühregen roter Tröpfchen heraus. Vyotsky verlor das Bewusstsein und fiel kraftlos auf die Steinplatte. Aber Shaithis fing ihn auf, bevor er sich weiter verletzen konnte. Ohne noch weitere Zeit zu verlieren, warf der Vampir sich den Mann über die unverletzte Schulter – und stieg mit ihm hinunter in die dunklen Hallen seiner Werkstätten ...
Der Schaden war nicht so schlimm, wie Shaithis befürchtet hatte. Teile der Stein- und Knochendecke waren an einigen Stellen herabgestürzt und einige der protoplasmischen Kreaturen waren in ihren Gewölben eingeschlossen, so dass ihre unartikulierten Schreie durch die herabgefallenen Gesteinsschichten gedämpft wurden, aber im Großen und Ganzen funktionierte alles. Die großen Behälter waren unbeschädigt, und Shaithis’ neuer Flieger war unverletzt. Er fiepte, als er seinen Meister sah, und drehte seinen glänzenden, gepanzerten Kopf in seine Richtung. In Kürze würde er die ganze Flüssigkeit aus seinem Tank absorbiert haben, und dann würde sich die Haut zu einer ledrigen Membran verhärten. Danach würden sie einen Trainingsflug absolvieren, und anschließend wäre Shaithis bereit für seinen langen Flug nach Norden.
Aber zuvor galt es noch, eine letzte Aufgabe zu erfüllen, einen letzten Racheakt an diesem Ort zu vollziehen. Er hatte diesem Karl Vyotsky gegenüber zugegeben, dass seine Kampfkreaturen alle tot waren. Das stimmte auch, aber das hieß nicht, dass er nicht eine Neue erschaffen konnte. Im Gegenteil, die Gestaltung von Kampfkreaturen und anderen Monstern war eine Kunst der Wamphyri, und Shaithis war ein großer Künstler. Er hatte die notwenigen Materialien hier vor sich. Und dieser eine würde der Krieger werden!
In einem kürzlich durchgeführten Experiment hatte Shaithis eine kleine Kreatur von einer solchen Schläue und abgrundtiefen Bösartigkeit geschaffen, dass es selbst ihn überrascht hatte. Der minimale, leicht modifizierte Verstand eines Trogs hatte das Ding gelenkt, während seine hauptsächlichen körperlichen Merkmale nicht aus menschlichem Fleisch, sondern aus dem von wilden Tieren stammten. Die Gewebestrukturen einer großen Fledermaus und eines reißenden Wolfes waren die Hauptbestandteile gewesen, zusammengehalten durch das protoplasmische Fleisch von Shaithis’ Kerkerkreaturen. Aber dieses Wesen entkam ihm zweimal, was ihn dann doch dazu bewog, das Experiment abzubrechen und die Kreatur zu beseitigen.
Es wäre wirklich nicht ratsam gewesen, diese Kreatur am Leben zu lassen. Jedenfalls nicht hier, wo die anderen Wamphyri-Lords davon erfahren konnten. Denn auch wenn die Natur wilden Tieren oftmals ein Vampir-Ei einpflanzte, so galt es doch unter den Wamphyri als unschicklich, solche Experimente vorzunehmen.
Und genau das hatte Shaithis getan. Nachdem er von einem niederen Lord beleidigt worden war, hatte er ihn herausgefordert und getötet, wodurch er sich das Recht verdient hatte, dessen Leichnam zu verbrennen. Er hatte den Körper stattdessen hierher in seine Werkstatt gebracht, den Vampir aus ihm herausgeschnitten und sein Ei
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