Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
zu Karens Festung. Es war ein eindrucksvoller Abschied, als er den Garten verließ. Denn zum einen spielte das Gold der Sonne wieder um die Bergkuppen, und zum anderen war er Zeuge eines erstaunlichen Ereignisses geworden. Wolf, Zeks Begleiter, den sie bei dem Überfall der Vampire auf das Lager Lardis Lidescus zurücklassen musste, hatte mit blutenden Pfoten den Weg über die Berge geschafft und seine Herrin wiedergefunden. In ihm steckte kein Vampir, nur sehr viel Liebe und sehr viel Vertrauen.
Und es hatte noch ein anderes, vielleicht sogar freudigeres Wiedersehen gegeben: Zusammen mit Wolf waren auch ein erschöpfter Lardis Lidescu und ein paar Überlebende seiner Truppe gekommen ...
DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Nach der Schlacht im Garten lenkte Shaithis von den Wamphyri seinen schwer angeschlagenen, angesengten Flieger heimwärts. Er befürchtete, dass sein Reittier es nicht schaffen würde, trotz all seines Antreibens, denn es hatte schwere Verbrennungen am ganzen Bauch und verlor Flüssigkeit wie eine Wolke im Regen. Er selbst hatte ebenfalls eine Dosis konzentrierten Sonnenlichts abbekommen, aber er hatte schnell genug reagiert und sich auf dem Rücken seines Fliegers geduckt, in den Spalt zwischen den Hornwülsten, die die gewaltigen Flügelmuskeln bedeckten.
Sie hatten sich die Verletzungen zugezogen, als Shaithis’ Kreatur vom Garten wegflog, nachdem sie einen gescheiterten Landeanflug versucht hatte, und deswegen war er nicht geblendet worden. Aber er spürte noch immer die fürchterliche, sengende Hitze der ungefilterten Sonne, und daher wusste er, dass der Herr des Gartens nicht besiegt werden konnte. Seine Waffen waren einfach zu mächtig, stärker als das Wissen der Wamphyri und ganz bestimmt von denen auch nicht zu kontrollieren. Und diese Einsicht, verbunden mit dem Verlust seiner Unterführer und seiner Kampfkreaturen, hatte Shaithis davon überzeugt, dass der Angriff nutzlos war. Die Verluste der Wamphyri waren verheerend, und die Überlebenden waren zu dem gleichen Schluss wie Shaithis gekommen, verließen in Strömen das Kampfgeschehen und wandten sich heimwärts.
Sie hatten ihre Reittiere über die Ebene der Sternseite gelenkt, viele von ihnen waren verletzt und alle gedemütigt, und Shaithis hatte ihren Hass wie Hammerschläge in seinen Gedanken gespürt. Sie machten ihn für ihre Verluste verantwortlich, weil er derjenige gewesen war, der sie zu dem Angriff aufgestachelt hatte, ihr selbsternannter Anführer bei diesem missglückten Unternehmen. Besiegte Generäle werden selten hofiert, eher verbannt.
Auf seinem Weg nach Osten, mit der Kuppel der schimmernden Kugel als Landmarke, hatte Shaithis gesehen, wie Fess Ferenc und Volse Pinescu abstürzten, wie sie aus dem Himmel fielen, weil ihre Flieger schließlich zu schwach geworden waren, um dem Gesetz der Schwerkraft zu trotzen, und er hatte zugesehen, wie sie in Staubwolken weit unten auf der mondbeschienenen Ebene aufprallten. Die Lords würden den Rest ihres Weges zu Fuß zurücklegen müssen, denn Shaithis bezweifelte, dass sie noch die Kräfte hatten, die Metamorphose zum Flugwesen zu durchlaufen. Er jedenfalls hätte nicht die Kraft dazu, wenn sein Flieger zusammenbrach. Aber Laufen war immer noch besser als der Tod.
Die Lords Belath und Lesk der Vielfraß, Grigis und Menor Malmzahn, Lascula Langzahn und Tor Trogtöter wurden vermisst, ebenso viele niedere Wamphyri-Lords. Kampfkreaturen waren keine mehr zu sehen ... halt, nein, Shaithis korrigierte sich, eine einzige pulsierte ungelenkt gen Osten durch den Himmel. Ihr Herr war zweifellos tot, und jetzt kehrte das Monster in die einzige Heimat zurück, die es kannte.
Und die Unterführer, wo waren die? Sie waren Vergangenheit – so wie die Flieger, die Kriegerkreaturen, die Trogs – so wie alle Träume von Eroberung und Rache. Nur ein Dutzend Flugtiere waren am Himmel verblieben, erschöpft segelten sie im Wind dahin, verzweifelt bemüht, Energie zu sparen. Sie trugen ihre Lords, heil oder verkrüppelt, und brachten sie zu ihren Felssäulen und ihren ...
... ihren Festungen?
Als er über die gleißende Kuppel des Tores hinwegflog, hob Shaithis sein rußgeschwärztes Gesicht, um nach vorn zu schauen. Und da sah er das Unglaubliche, das Unvorstellbare. Von all den mächtigen Festen der Wamphyri stand nur noch eine. Die der verräterischen Karen!
Die Wut gab ihm neue Kraft. Karen, diese mutterträchtige Hexe! Er zog an den Zügeln, riss den Kopf seines Fliegers hoch und lenkte
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