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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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genommen. Ist das der Grund, warum du hier bist, Darcy? Um meinem Leben einen neuen Sinn zu geben, eine neue Richtung?«
    »So in etwa«, nickte Darcy. »Auf jeden Fall hoffe ich das.«
    Sie schritten durch eine Tür in der Mauer in Harrys verwilderten Garten hinein, der düster im Schatten von Giebeln und Erkern lag, an denen die Farbe abblätterte. Die hohen Fenster im Haus blickten wie wütende Augen in einem hochmütigen Gesicht auf sie herab. Alles in diesem Garten wucherte seit Jahren wild vor sich hin. Gestrüpp und Brennnesseln rankten hoch und überwucherten den Fußweg, so dass die beiden Männer aufpassen mussten, wo sie auf den kreuz und quer verlegten Platten hintraten, um zu einer Terrasse aus Kopfsteinpflaster zu gelangen, hinter der eine offene Glasschiebetür in Harrys Arbeitszimmer führte. Der Raum selbst wirkte düster, staubig, dräuend; Clarke bemerkte, wie er auf der Schwelle zögerte.
    »Kommst du freiwillig herein, Darcy?«, fragte Harry. Clarke warf ihm einen scharfen Blick zu. Aber sein Talent verriet ihm, dass alles in Ordnung war; nichts trieb ihn von hier weg, er fühlte nicht den plötzlichen unwiderstehlichen Drang zu gehen. Der Necroscope lächelte, wenn auch nur schwach. »Ein Witz«, erklärte er. »Geschmäcker sind wie Gewohnheiten – wenn sie einem anderen Umfeld ausgesetzt werden, dann ändern sie sich.«
    Clarke trat ein. »Mein Heim«, sagte Harry, als er ihm folgte und die Tür hinter sich zuzog. »Findest du nicht, dass es zu mir passt?«
    Clarke antwortete nicht, dachte aber: Tja, dein Geschmack war nie besonders erlesen. Zu deinem Talent passt der Ort ganz bestimmt.
    Harry bot Clarke einen Rattanstuhl an und setzte sich selbst hinter einen klobigen Eichentisch, den das Alter geschwärzt hatte. Clarke blickte sich um und besah sich den Raum genauer. Der düstere Eindruck lag nicht in der Natur des Raumes; eigentlich war das Zimmer Raum hell und luftig, aber Harry hatte Vorhänge angebracht, die das meiste Licht blockierten. Helligkeit gelangte nur noch durch die Glastür herein. Schließlich konnte sich Clarke nicht länger zurückhalten. »Ein bisschen wie eine Gruft, oder?«
    Harry nickte zustimmend. »Es war das Zimmer meines Stiefvaters. Shukshin – der mörderische Saukerl! Er hat versucht, mich umzubringen, weißt du das? Er war ein Lokator, aber anders als die anderen. Er konnte Esper nicht nur aufspüren, er verabscheute sie auch! Er hasste das Talent, mit dem er ihre Existenz wahrnehmen musste! Der bloße Gedanke an sie ließ ihn schaudern, versetzte ihn in Rage. Dieser Hass trieb ihn schließlich dazu, meine Mutter zu töten und das Gleiche mit mir zu versuchen.«
    Clarke nickte. »Ich weiß so viel über dich, wie man nur wissen kann, Harry. Er liegt im Fluss, nicht wahr? Shukshin? Wenn es dich quält, warum zum Teufel lebst du immer noch hier?«
    Harry wandte einen Moment lang seinen Blick ab. »Ja, er ist im Fluss, wo ich sein sollte, wenn es nach ihm gegangen wäre. Auge um Auge. Aber es stört mich nicht, dass er hier gewohnt hat. Meine Mutter ist ja auch hier. Ich habe nur sehr wenige Feinde unter den Toten; alle anderen sind meine Freunde, und es sind sehr gute Freunde. Sie stellen keine Ansprüche, die Toten ...« Er verstummte einen Moment, dann fuhr er fort: »Auf jeden Fall hat Shukshin seinen Zweck erfüllt. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht nie zum E-Dezernat gegangen und würde jetzt nicht hier mit dir reden. Ich wäre vielleicht immer noch irgendwo da draußen und würde die Geschichten niederschreiben, die mir tote Menschen erzählen.«
    Genau wie Harrys Mutter spürte auch Clarke Harrys düstere Melancholie, und auch ihm gefiel das nicht. »Du schreibst also nicht mehr?«
    »Es waren sowieso nicht meine Geschichten. Wie alles andere waren sie ein Mittel zum Zweck. Nein, ich schreibe nicht mehr. Ich tue fast gar nichts mehr.« Abrupt wechselte er das Thema. »Ich liebe sie nicht, weißt du.«
    »Häh?«
    »Brenda.« Harry zuckte die Achseln. »Vielleicht liebe ich den kleinen Jungen, aber nicht seine Mutter. Weißt du, ich kann mich noch daran erinnern, wie es gewesen ist, als ich sie geliebt habe, schließlich ist mein Geist derselbe geblieben, aber das körperliche Ich ist jetzt ein anderes. Ich habe eine völlig andere Körperchemie. Das hätte nie funktioniert mit Brenda und mir. Nein, das ist nicht mein Problem. Das ist es nicht, was mir zusetzt. Es macht mir nur zu schaffen, dass ich nicht weiß, wo sie sind. Ich weiß, dass

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