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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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erklären lässt. Ich hatte den besten Lehrer der Welt, Möbius selbst, und trotzdem habe ich lange, lange Zeit dafür gebraucht. Ich werde also gar nicht versuchen, es zu erklären. Möbiustore sind überall, aber man muss sie einen Augenblick lang stabilisieren, bevor man sie benutzen kann. Ich kenne die Gleichungen, die sie stabilisieren. Und dann ... ich werde dich durch eines hindurchschieben.«
    Clarke zuckte zurück, doch das war nur eine instinktive Reaktion. Es war nicht sein Talent, das sich bemerkbar machte.
    »Darf ich bitten?« Harry bot ihm den Arm an, wie einem Tanzpartner.
    »Was?« Clarke wirkte wie ein gehetztes Tier auf der Suche nach einem Fluchtweg.
    »Hier.« Harry versuchte ihn zu beruhigen. »Nimm meine Hand. Ja, genau so. Und jetzt leg mir den Arm um die Taille. Siehst du, es ist ganz einfach.«
    Sie begannen einen Walzer, Clarke machte winzige Tanzschritte in dem kleinen Arbeitszimmer. Harry ließ ihn führen und beschwor flackernde Möbius-Symbole vor seinem inneren Auge hoch. »Eins-zwei-drei – eins-zwei-drei –« Er beschwor ein Tor herauf und sagte: »Kommen Sie oft hierher?« Er hatte schon lange keinen Witz mehr gemacht. Clarke dachte, es sei eine gute Idee, wenn er im gleichen Tonfall reagierte. »Nur zur Paarungs...«, begann seine atemlose Antwort.
    Und Harry tanzte sie beide durch ein für andere unsichtbares Möbius-Tor.
    »...zeit!«, keuchte Clarke. Und dann: »Oh, Gott!«
    Hinter dem metaphysischen Möbius-Tor herrschte Dunkelheit, die urtümliche Dunkelheit, die schon vor dem Beginn des Universums existiert hatte. Es war nicht einmal eine andere Ebene der Existenz, es war ein Ort der absoluten Negation, denn dort existierte nichts. Jedenfalls nicht unter normalen Bedingungen. Wenn es einen Ort gab, wo es wirklich finster war, dann war das hier. Dies konnte gut der Ort sein, an dem ein Gott sein Es werde Licht! gesprochen und damit das physikalische Universum vom metaphysischen Nichts getrennt hatte. Denn das Möbius-Kontinuum war wüst und leer.
    Wenn man sagen würde, dass Clarke erschrocken war, dann würde das seinen Gefühlen bei Weitem nicht gerecht werden; diese gänzlich neue Erfahrung rief auch völlig neue Emotionen hervor. Selbst Harry Keogh hatte sich nicht so gefühlt, als er zum ersten Mal in das Möbius-Kontinuum vorgedrungen war, denn er hatte die Natur des Raumes instinktiv erfasst, hatte sie verstanden und manipuliert, während Clarke einfach nur hineingestoßen worden war.
    Es gab keine Luft, aber es gab auch keine Zeit, so dass Clarke nicht atmen musste. Und weil da keine Zeit war, war da auch kein Raum; die grundlegenden Voraussetzungen der Existenz von Materie waren nicht vorhanden, aber Clarke wurde nicht zerrissen und in die Winde verteilt, da es keine Winde gab und nichts, wohin er fliegen konnte.
    Er hätte wohl geschrien, wenn er nicht Harry Keoghs Hand gehalten hätte, die seinen einzigen Anker an die Vernunft und das Sein und die Menschheit bildete. Er konnte Harry nicht sehen, denn es gab kein Licht, aber er konnte den Druck seiner Hand fühlen, und für den Augenblick war das alles, was er spürte in diesem ehrfurchtgebietenden Nichts-und-doch-Alles-Raum.
    Und dennoch, vielleicht weil er selbst auch eine bizarre paranormale Fähigkeit besaß, fehlte Clarke nicht jegliches Gefühl für diesen Ort. Er wusste, dass der Ort real war, denn Harry bediente sich seiner, und schließlich war auch er gerade darin; und er wusste, dass er zumindest diesmal keine Angst davor haben musste, denn sein Talent hatte nicht verhindert, dass er hierherkam. Und so, trotz der Verwirrung durch seine latente Panik, war er in der Lage, seine Gefühle zu analysieren, oder zumindest über sie nachzudenken.
    Da der Ort keinen Raum hatte, war er buchstäblich nirgendwo; aber da er ebenfalls keine Zeit hatte, war er überall und immer. Es war sowohl das Zentrum wie auch der Rand, das Innen und das Außen. Von hier aus konnte man überallhin gehen, wenn man den Weg kannte – oder man konnte auf ewig nach nirgendwo gehen, was Clarkes Schicksal wäre, wenn Harry Keogh ihn hier im Stich ließe. Hier gestrandet zu sein, würde bedeuten, in alle Ewigkeit gestrandet zu sein, denn in diesem zeitlosen, raumlosen Nicht-Territorium alterte oder veränderte sich nie etwas außer durch den Willen; und den gab es hier nicht, wenn er nicht durch jemanden hereingebracht wurde, der sich hierher verirrte, oder durch jemanden, der hierherkam und wusste, wie man den Raum manipulieren konnte

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