Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Sekunden. Er ließ sich auf ein Knie nieder, drehte seinen Körper zur Seite, um weniger Angriffsfläche zu bieten und zielte mit seiner Waffe in Vyotskys Richtung. Nicht dass er vorgehabt hätte, auf ihn zu schießen – er wollte ihn nur ein wenig nervös machen.
Noch etwa vierhundert Meter, und Vyotskys Miene war von Hass verzerrt. Doch mit einem Mal war sein Ziel kleiner geworden, denn es hatte sich auf ein Knie niedergelassen. Und gleichzeitig erspähte der Russe die Landschaft auf der anderen Seite der Torwelt. Einen Augenblick lang brachte ihn das aus dem Gleichgewicht, doch dann konzentrierte er sich wieder ganz auf seine Aufgabe, den verdammten britischen Bastard zu jagen und zu töten. Er bewegte seine Knie leicht, verlagerte sein Gewicht ein wenig, so dass er nun sanfte Schlangenlinien fuhr, und gleichzeitig begann er, Einzelschüsse in Richtung seines Gegners abzufeuern.
Hundertfünfzig Meter noch, und Jazz eröffnete immer noch nicht das Feuer. Er hatte noch nicht einmal den Sicherungshebel umgelegt. Er dachte auch nicht daran, auf den anderen zu schießen. Es schien offensichtlich, dass der verrückte Russe vorhatte, ihn zu überfahren. Vyotsky rechnete damit, dass Jazz die Nerven verlieren und wegrennen werde, um der schweren Maschine auszuweichen. Doch Jazz hatte etwas ganz anderes vor. Endlich ließ er den Sicherungsbügel zurückschnappen, legte an und wartete. Denn falls er Recht hatte, war die ganze Schießerei ohnehin nutzlos.
Fünfzig Meter, und Vyotsky hatte auf Automatik gestellt und schoss nun einen durchgehenden Strom von Blei ab, der um Jazz herum pfiff und heulte – unangenehm nahe. Erst im letztmöglichen Moment warf er sich zur Seite. Vyotskys Maschine brauste an ihm vorbei. Der Russe zog sie in einem engen Wendemanöver herum – und plötzlich stand das Motorrad Kopf und schleuderte ihn aus dem Sattel! Dann flogen Maschine und Fahrer in verschiedene Richtungen davon und überschlugen sich.
Jazz schritt vorsichtig auf Vyotsky und damit auch auf die Landschaft auf der anderen Seite der Torwelt zu.
Vyotsky überschlug sich und rutschte ein Stück, ehe er zum Stillstand kam, dann stellte er erstaunt fest, dass er fast unverletzt geblieben war. Der Boden hier unterschied sich offensichtlich von dem der heimatlichen Erde. Er wies nur ein paar Schrammen auf, und ein Ärmel seines Kampfanzugs war am Ellbogen aufgerissen. Das war alles. Er rappelte sich etwas zittrig hoch und starrte ungläubig den Engländer an, der sich etwa fünfzehn Schritt entfernt befand und langsam auf ihn zukam.
»Hallo Ivan!«, rief Jazz. »Wie ich sehe, bist du etwas bequemer als ich hierhergelangt.«
Vyotsky packte seine Waffe, überprüfte, ob sie unbeschädigt war, und zielte damit auf seinen sich nähernden Gegner. Warum grinste dieser dumme Dreckskerl derartig? Wegen des Unfalls? Hatte er sich darüber amüsiert? Ein Reifen musste geplatzt sein, oder irgendetwas in der Art, aber Simmons hatte es wohl schwerer erwischt. Er musste den Verstand verloren haben. Er machte nicht einmal Anstalten, sich zu verteidigen! Er trug die MP locker unter dem Arm und schlenderte gelassen heran.
»Engländer, du bist tot!«, sagte Vyotsky. Er senkte die Mündung der MP ein wenig, zielte nun auf Hüfte und Bauch seines Gegners – und zog ab. Die Waffe war auf Automatik geschaltet. Drei Schuss knatterten trocken heraus, bevor Vyotskys Finger vom Abzug gerissen wurde, als die MP gegen seinen Brustkorb knallte und ihn rückwärts zu Boden schleuderte. Der Russe hatte das Gefühl, alle seine Rippen wären gebrochen, und bestimmt waren auch mindestens eine oder zwei eingedrückt.
Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden, knirschte mit den Zähnen und stöhnte laut. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er zu Jazz auf. Zwischen ihnen lagen drei Geschosse auf dem Boden! Die MP hatte sie abgefeuert, aber sie hatten es lediglich aus dem Lauf heraus geschafft. Das Resultat waren jedoch drei mächtige, schnell aufeinander folgende Rückschläge gewesen, die selbst der massige Körper des Russen nicht so einfach verkraften konnte.
Vyotsky unternahm den Versuch, nach der qualmenden Waffe zu greifen, die ein Stück entfernt lag, doch das war in Richtung auf Jazz zu, also gerade in der falschen Richtung. Sosehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, die Waffe zu erreichen. Sie lag keinen halben Meter von ihm entfernt, aber unter diesen Verhältnissen hätte sie auch einen Kilometer weiter liegen können, oder auf der heimatlichen
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