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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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orientierungslos umhertaumelte, wie er selbst. Schließlich sah er sich um und drehte sich einmal im Kreis; zumindest hielt er es für einen 360-Grad-Kreis. Doch nicht einmal da konnte er sicher sein.
    Es war überall das gleiche Bild. So weit das Auge blicken konnte, erstreckte sich eine blendende Weiße. Selbst Boden und Himmel waren weiß, so dass man sie kaum unterscheiden konnte, und es gab keinen Horizont, nur ihn selbst. Ihn, und die Schwerkraft. Zum Glück herrschte hier eine Gravitation, denn ohne das Gefühl, sicheren Boden unter sich zu haben, wäre er mit Bestimmtheit nach einer Weile dem Wahnsinn verfallen. So aber kannte er wenigstens eine Richtung: die nach oben!
    Dann blickte er über die Schulter. War er wirklich von dort gekommen? Oder von dort drüben? Schwer zu sagen. Woher wusste er, dass er nach wie vor in die richtige Richtung ging? Zum Teufel – welche Bedeutung hatte die ›Richtung‹ überhaupt in dieser gottverlassenen Welt?
    Als er dann versucht hatte loszugehen, hatte er jedoch einen Widerstand verspürt, eine unsichtbare Schaumstoffwand, die immer gerade stark genug schien, um die Kraft zu kompensieren, mit der er dagegendrückte. Er probierte nach rechts zu gehen. Der Widerstand wurde schwächer, aber dennoch war es mühsam. Zur linken Seite war es dasselbe. Im Grunde gab es nur eine Richtung, in die er sich weiterbewegen konnte, und die musste dann ja wohl die Richtige sein. Er hatte das zuvor nicht bemerkt, da er sich ganz automatisch und ohne nachzudenken den Weg des geringsten Widerstands gesucht hatte.
    Er stapfte weiter und schwitzte, bis es an der Zeit für einen weiteren Schluck aus der Feldflasche war. Während er die Flasche hob und kühles Wasser durch seine Kehle rann, warf er wieder einen Blick voraus und bemerkte plötzlich, dass nicht mehr alles nur rein weiß war. Das kam so überraschend, dass er sich beinahe verschluckt hätte. Was zum Teufel ...? Dort in der Entfernung ... Berge? Die Umrisse von Felsgebilden? Ein dunkelblauer Himmel und ... Sterne? Es war, als blickte er durch ein Fernrohr, oder aus einem Tunnel hinaus ... an einem diesigen Morgen. Oder als betrachtete er eine Szene, die man in blassen Farben auf weiße Seide gemalt hatte. Doch wie weit war es bis dorthin?
    Nun schritt Jazz eifriger aus, aber ihm war auch ein wenig bang zumute. Er näherte sich dieser Landschaft, die deutlicher hervortrat, als die Sterne erloschen und schwache Sonnenstrahlen rechts durch die Berge auf diesem Bild zu dringen schienen. Und dann vernahm Jazz das Geräusch.
    Zuerst glaubte er, es habe mit der Szenerie vor ihm zu tun, doch dann erkannte er, dass es von hinten kam! Und sehr bald schon wurde ihm klar, was dieses Geräusch verursachte: ein Motorrad! Er drehte er sich um und blickte zurück.
    Karl Vyotsky raste heran, den Riemen seiner MP über die rechte Schulter geschlungen, und die Waffe baumelte mit dem Lauf nach vorn unter seinem Arm. Die ferne Landschaft, die Jazz erblickt hatte, konnte er noch nicht sehen, aber Jazz sah er sehr wohl. Der kräftige Russe knirschte mit den Zähnen und verzog das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. Er lenkte das Motorrad mit der linken Hand und den Knien, während er den Schaft seiner Waffe mit der Rechten packte. Der Zeigefinger lag am Sicherungshebel. Er gab Gas, und die Maschine schoss vorwärts. »Engländer«, grollte er in sich hinein, »deine Zeit ist um. Mach dein Testament!«
    Einen Augenblick lang war Jazz wie betäubt. Ein Motorrad! Und er lief sich hier die Seele aus dem Leib! Das Problem war jetzt, wie er Vyotskys Vorteil in einen Nachteil verwandeln konnte. Auf seinem langen Marsch hatte sich Jazz in Gedanken ausführlich mit den eigenartigen Naturgesetzen dieser Torwelt beschäftigt. Und deshalb glaubte er nun auch, eine Lösung für sein Problem zu kennen. »Okay, Ivan«, knurrte er leise. »Wir wollen mal sehen, ob du wirklich so clever bist, wie du glaubst.«
    Vyotsky kam näher, drehte dabei weiter auf, bis der Tacho mehr als neunzig Stundenkilometer anzeigte und die Maschine unter ihm stark vibrierte. Die Fahrt auf dem ebenen Boden war sehr ruhig, doch trotzdem würde es schwierig werden, mit der MP sicher zu zielen. Er würde volles Risiko gehen müssen – drauf oder vorbei. Immerhin war der Überraschungseffekt auf seiner Seite. Was mochte der Engländer jetzt empfinden, da er mit der schweren Maschine auf ihn zuraste?
    Er ist kaum noch einen Kilometer entfernt, dachte Jazz in diesem Augenblick. Noch dreißig

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