Bride 02 - Tempel Der Liebe
einen abgebrochenen Ast vom Gras auf und knickte die kleinen Seitenzweige ab. »Da du kräftiger geworden bist, können wir jetzt ein paar Kämpfe versuchen. Hast du schon einmal bei Stockkämpfen zugesehen?«
»Nicht im Wing-Chun-Stil, aber ich habe Kämpfe mit dem Bauernspieß in England und indische Stockkämpfe gesehen.« Er suchte einen passenden Stock für sich. »Die zerbrechen sehr leicht.«
»Bambus wäre besser, aber es macht nichts, wir wollen ja keinen Schaden damit anrichten.« Kaum hatte Kyle seinen Ast zurechtgestutzt, schwang sie ihren Stock zum Boden, um ihn gleich darauf mit einem Aufwärtsschwung gegen ihn anzusetzen. Er konnte den Angriff gerade noch rechtzeitig abfangen und ihren Stock zur Seite abdrängen.
Sie entwickelten einen schnellen, spielerischen Schlagabtausch, der sich durch die krummen Stöcke allerdings etwas mühsam gestaltete. Der Gedanke, Troth mit dem Stock zu schlagen, war Kyle unangenehm. Troth hatte da weniger Bedenken und verpasste ihm einige brennende Hiebe. Aber auch sie kämpfte nicht mit vollem Einsatz. Wenn sie es gewollt hätte, wäre er nicht so glimpflich davongekommen.
Ihr Kampf wurde jetzt kühner und aggressiver, als sie merkte, wie geschickt sie ihn abwehren konnte. Ein schneller, kräftiger Gegenschlag seinerseits schleuderte sie in die unteren Zweige eines Baumes und ein weißrosa Blütenregen ging auf sie nieder. Lachend lobte sie ihn. »Ausgezeichnet! Hast du das als Junge gelernt?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich habe mit dem besten Fechtmeister Londons gefochten. Es ist nicht das Gleiche, aber damit verwandt.«
Mit einem bühnenreifen Schrei sprang sie stockschwingend unter den Zweigen hervor. Er wehrte ihren Hieb geistesgegenwärtig ab, mit dem Ergebnis, dass ihr Stock mit einem lauten Knacken auseinanderbrach.
Enttäuscht blickte Troth auf die beiden einzelnen Teile in ihren Händen. »Und hiermit ist die Stockkampf-Saison beendet.«
Er warf seinen zerbrochenen Stock beiseite. Nachdem beide so viel Freude an diesem Spiel hatten, wollte er die Übungen nicht beenden. »Vielleicht können wir die klebrigen Hände< üben?«
»Sehr gut.« Sie hob die Arme und drückte die Handflächen gegen die seinen.
Troth beschrieb langsame Kreise in der Luft, während er versuchen musste, den Kontakt aufrechtzuerhalten. War es ihre Energie, die jetzt in ihn floss? Oder stand er unter dem Zauber ihrer braunen Augen und ihrer schlanken, geschmeidigen Gestalt? Chi war nicht die einzige Energie, die jetzt zwischen ihnen strömte. Die Anziehung, die sich in den vergangenen Wochen aufgebaut hatte, war heute Morgen auf ihrem Höchststand.
Mit einem verschmitzten Lächeln beschleunigte sie die kreisförmige Bewegung und erweiterte die Übung mit Fußarbeit, indem sie Ausfälle zur Seite oder nach rückwärts machte. Um ein Haar wäre sie ihm manchmal entwischt, aber es gelang ihm, immer in Kontakt mit ihr zu bleiben.
»Du bist ziemlich gut geworden«, bemerkte sie ein wenig außer Atem. »Vielleicht sollte ich einmal versuchen, dich zu Boden zu werfen. Das Gras ist weich und du wirst dir nicht sehr wehtun.«
»Oh, Mylady ist aber sehr zuversichtlich«, meinte er grinsend. »Dann fang an, ich bin auf das Schlimmste gefasst.«
Sie näherte sich ihm, verlagerte das Gewicht, bevor ihr linkes Bein völlig unerwartet hinter das seine glitt und ihn zu Boden riss. Wie sie bereits angekündigt hatte: der Boden war weich.
Mit einer Rolle kam er auf die Beine und verband seine Hände wieder mit den ihren. »Noch einige Übungsjahre und ich werde das Gleiche mit dir machen können.«
Ein leichter Schatten flog über ihr Gesicht. »Zum Lernen bleiben Ihnen nur noch Tage, Mylord. Einundzwanzig, um genau zu sein.«
Warum, zum Teufel, musste sie ihm immer die dahineilenden Tage vor Augen halten? In einem Anflug von Zorn drückte er fest gegen ihre rechte Hand. Als sie vergeblich zu kontern versuchte, holte er mit einem Bein aus und warf sie zu Boden.
Im Fallen packte sie ihn, hielt sich an ihm fest und brachte ihn aus dem Gleichgewicht, so dass sie übereinander fielen und zu einem Knäuel verflochten auf dem Gras liegen blieben. Troths Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, als sie in ein herzhaftes Lachen ausbrach. »Sie lernen schnell, Mylord. Ich muss aufpassen, dass ich Sie nicht wieder unterschätze.«
Ihr dunkles Haar fiel seidenweich über sein Gesicht. Ihre Brüste waren an seinen Oberkörper gedrückt, so verlockend wie die Frucht der
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