Bride 02 - Tempel Der Liebe
keine Renbourne mehr. Sie war es nie wirklich gewesen. Sie drapierte das Armband um den Ring, so dass die beiden Schmuckstücke zwei konzentrische Kreise bildeten, wie die Jahresringe eines Baumes.
Ohne Zorn wandte sie sich um und ging endgültig fort.
KAPITEL 37
Es gab verschiedene Anlässe, bei denen man sich betrank, und bestimmte Orte. Bei Kyle traf Ersteres zu. Es war ihm gelungen, sich korrekt von Troth zu verabschieden. Er hatte sie mit Geld überhäuft und ihr einen Wechsel auf seine Bank in Edinburgh ausgestellt, damit sie versorgt war, bis ein schriftliches Übereinkommen aufgesetzt wurde.
Auch sie hatte ihm förmlich Lebewohl gesagt, mit untadeliger Haltung und undurchdringlichem Gesicht. Schließlich hatten beide gewusst, dass es so kommen würde. Nur - nicht so bald.
Nach einem freundlichen Nicken stieg sie in die Reisekutsche. Sie hatte das Angebot abgelehnt, sich von einer Zofe begleiten zu lassen; Troth konnte und würde auf sich selbst aufpassen. Ihr einziger Begleiter war das kleine Kätzchen, das in einem bedeckten Korb sicher aufgehoben war.
Das starre, nach vorn gerichtete Profil war das Letzte, was er von ihr sah, als der Lakai die Wagentür schloss. Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass sie vor vierundzwanzig Stunden eng umschlungen die intimsten Wonnen geteilt hatten.
Nachdem die gut gefederte Kutsche auf der neuen kurvigen Auffahrt außer Sicht gerollt war, ging er in ihr Schlafzimmer hinauf. Während ihrer Anwesenheit hatte er es nie betreten, aber es überraschte ihn nicht, dass sich das Zimmer sehr verändert hatte, auch wenn er sich nur vage erinnerte, wie es vor sechs Jahren ausgesehen hatte. Die Möbel waren umgestellt, Vorhänge und Wandschmuck ausgetauscht worden.
Das Ergebnis war schön, aber das Zimmer war beunruhigend leer. All ihre persönlichen Dinge befanden sich in der Kutsche in Richtung Great North Road. Es gab nicht den kleinsten Hinweis darauf, dass sie hier gewohnt hatte, bis auf den zurückgelassenen Ring und das Armband. Eine schreckliche Endgültigkeit lag in der Anordnung, in der sie die Schmuckstück auf die Kommode gelegt hatte, das eine im Inneren des anderen.
Er sattelte Nelson und stürmte im wilden Galopp über die Hügel. Als Ross und Reiter erschöpft waren, mäßigte er das Tempo und beschloss, einigen der Pächter einen kurzen Besuch abzustatten und sich nach der Bestellung der Felder im Frühjahr zu erkundigen. Schließlich gehörte dies zu den Aufgaben eines verantwortungsvollen Gutsherrn.
Früher hatten ihn diese Aufgaben schier erdrückt, vor allem in dem Bewusstsein, dass er für immer und ewig an den Besitz gebunden war. Sonderbarerweise hatte er jetzt Freude an seinen Pflichten, auch wenn er niemals Dominics Naturbegabung für die Landwirtschaft besessen hatte. Damals war er der gewissenhafte Verwalter des Familienbesitzes gewesen. In Zukunft würde es ihn mit Zufriedenheit erfüllen, am ewigen Kreislaufs der Natur teilzuhaben.
Geschäftskorrespondenz und landwirtschaftliche Akten beschäftigten ihn bis zum Abendessen. Einsam und mit verschlossenem Gesicht aß er zu Abend. Dann zog er sich in sein Arbeitszimmer neben der Bibliothek zurück und beschloss sich ernsthaft zu betrinken. Nicht zu schnell - das wäre ordinär. Ein sachtes Absenken des Pegels in der Brandy-Karaffe dürfte ihn bis zur Mitte des Abends angenehm berauscht haben, eine oder zwei Stunden später müsste er dann soweit sein, um sich nach oben zu begeben, aller Wahrscheinlichkeit nach noch aus eigener Kraft.
Vielleicht sollte er nach London gehen. Dort gab es ausreichend Abwechslung. Ständige Einladungen, Besuche bei Freunden, die er jahrelang nicht mehr gesehen hatte ... und er würde Gelegenheit haben, mehr Zeit mit seinem Vater zu verbringen.
Und dann die Schar der heiratsfähigen jungen Damen mit den dazugehörigen ehrgeizigen Müttern, die den zukünftigen Grafen von Wrexham nur allzu gern einfangen würden!
Bei diesem Gedanken schauderte ihn. Am besten, er mied London während der Saison.
Er war bei seinem vierten Glas Brandy angelangt, als er von der Eingangsdiele her Stimmen hörte, Hawking und noch ein anderer Mann, wahrscheinlich ein Diener.
Dann ging die Tür auf und sein Bruder trat in schmutziger Reisebekleidung ein, einfach so, als ob sie gerade vor einer Stunde noch zu Abend gegessen hätten. »Ah, wunderbar. Ein oder zwei Gläser Brandy werden mich aufwärmen. Es war eine lange Fahrt.«
Kyle blickte ihn ungläubig an. So betrunken war er
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