Bride 02 - Tempel Der Liebe
Zukunft freiwillig nachkommen.
Beinahe das ganze Erdgeschoss profitierte in gleicher Weise von ihren Veränderungen. Die neue Auffahrt war bereits abgesteckt. Es würde länger dauern, ihre weiteren Vorschläge zu verwirklichen, wie die Bepflanzung mit Efeu oder das Umdekorieren verschiedener Zimmer mit neuen Farben, Tapeten und Vorhängen. Er fühlte sich aber bereits viel wohler auf Dornleigh, ja, so wohl, wie er sich hier noch nie gefühlt hatte.
Das Fengshui-Erlebnis ließ ihn kritischer über das Haus denken, in dem er aufgewachsen war. Er war sich stets bewusst gewesen, dass er nur einer von vielen in der langen Reihe der Renbournes war. Vertraglich würden das Haus und das Land eines Tages ihm gehören, aber nur als Bewahrer, der die Aufgabe hatte, den Besitz zu erhalten und es seinem Erben in bestem Zustand zu hinterlassen. Das Wissen um diese Einschränkungen hatte ihn innerlich immer bedrückt.
Die Veränderungen, die Troth vorgenommen hatte, zeigten ihm, dass er seine Umgebung umgestalten konnte. Auch wenn er sein Erbe als heilige Verpflichtung betrachtete, lag ihm Dornleigh nicht mehr wie eine zentnerschwere Last auf der Seele. Als verschiedene Möbelstücke, Kunstgegenstände und Kuriositäten, die er von seinen Reisen nach Dornleigh geschickt hatte, Bestandteil des neu gestalteten Hauses wurden, mochte er den alten Kasten von Tag zu Tag mehr. Erstaunlich.
Troth selbst war für ihn ein zwiespältiger Segen. Er sehnte sich nach ihrer Nähe. Einen großen Teil des Tages verbrachten sie gemeinsam. Den Morgen begannen sie mit gemeinsamen Chi-Übungen im Garten oder mit einem Ausritt über das Land, dann folgte ihre Fengshui-Arbeit. Die Mahlzeiten nahmen sie natürlich ebenfalls gemeinsam ein. Meistens war sie eine heitere, anregende Begleiterin, die sich für alles interessierte und Faszinierendes aus ihrem Leben in China zu berichten wusste.
Wenn das Fehlen jeglicher Vertrautheit nicht so schmerzen würde! Obwohl Troth freundlich war, behielt sie ihre persönlichen Gedanken für sich.
Schlimmer noch, oft erwähnte sie die Zeit, die ihr noch bis zum Ende des handfast blieb. Der ständige Gedanke daran schwebte wie ein Damoklesschwert über seinem Haupt.
»Smith, halten Sie das bitte an diese Wand. Was sagen Sie dazu, Mylord?«
Kyle schreckte aus seinen Gedanken auf und begutachtete den runden, goldgerahmten Spiegel, den ein Diener an die Wand hielt. »Sieht gut aus. Interessant, wie der Spiegel das Zimmer aufhellt und größer erscheinen lässt. Lebendiger. Wo hast du ihn gefunden? Ich kann mich nicht an ihn erinnern.«
»Auf dem Speicher. Da gibt es noch genügend Möbelstücke, um das Haus zweimal neu einzurichten.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Jetzt könnten wir uns dein Schlafzimmer vornehmen.«
Er blickte sie verduzt an. »Ist das notwendig?«
»Ja.« Ohne lange Vorreden schlüpfte sie aus dem Morgenzimmer und eilte die Treppen zu seinem Schlafzimmer hinauf.
Als er sie eingeholt hatte, stand sie bereits in der Mitte seines Zimmers und blickte sich prüfend mit halb zugekniffenen Augen um.
»Da dies deine private Sphäre ist, müssen alle Gegenstände sorgfältig aufeinander abgestimmt werden, so dass sich deine Energien harmonisieren«, erklärte sie lebhaft. »Mit diesem riesigen Globus hier in deiner Reiseecke hattest du natürlich ständig Fernweh. Und das da ist noch schlimmer: Dein Bett steht in Sargposition und muss sofort umgestellt werden. Kein Wunder, dass du dich nur so langsam erholst.«
»Sargposition?« Er starrte auf das Bett mit dem Baldachin an der gegenüberliegenden Wand, dessen Fußteil aus massivem geschnitzten Holz zur Tür zeigte.
»Vor der Beerdigung bettet man den Leichnam so, dass die Füße zur Tür gerichtet sind. Gut für die Toten, sehr schlecht für die Lebenden.« Sie zog den Kompass zu Rate, den sie sich für ihre Fengshui-Arbeit erbeten hatte. »Für einen optimalen Schlaf muss das Bett an diese Wand geschoben werden.«
»Das Zimmer war schon immer so eingerichtet...«
Sie zog die Brauen in die Höhe. »Und du wolltest schon immer fort von hier, oder? Du hattest den richtigen Instinkt.«
Er dachte an die schrecklichen Albträume, die ihn seit seiner Kerkerhaft ständig verfolgten. Wenn sie durch den veränderten Schlafplatz seltener wurden, war es den Versuch wert. »Also schön, schieben wir es an die Wand.«
»Du wirst besser schlafen und dich besser fühlen.«
Die Umrisse ihrer schmalen Gestalt hoben sich gegen das Fenster ab. In der
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