Bride 02 - Tempel Der Liebe
noch nicht, um einer Sinnestäuschung zu erliegen. »Was, zum Teufel, machst du hier?«
»Ich kam gerade vorbei und dachte, ich übernachte in Dornleigh.« Dom schenkte sich ein Glas Brandy ein und machte es sich im anderen Ohrensessel bequem.
»Dornleigh liegt doch nicht auf dem Weg von Shropshire zu irgendeinem Ort, den du freiwillig besuchen würdest.«
»Dann habe ich gelogen«, lenkte Dom ein.
Ein Diener erschien mit einer kleinen Erfrischung. Dom ließ ihn das Tablett auf einem Beistelltischchen abstellen und trug ihm auf, ein Feuer zu machen. Kyle wartete, bis der Bedienstete den Wünschen des Bruders nachgekommen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor er sarkastisch meinte: »Weiter so. Fühl dich nur wie zu Hause.«
»Tja, viele Jahre lang war es mein Zuhause, und wenn einer der Dienstboten meine Anweisungen nicht befolgt, kann ich immer vorgeben, du zu sein. Obwohl du noch ein paar Pfund zulegen solltest. Im Augenblick kann man uns zu leicht unterscheiden.« Dominic hielt seine Füße an die Feuerstelle. »Außerdem solltest du dir ein wenig mehr Luxus gönnen, Feuer zum Beispiel ... die Nacht ist kalt.«
»Nicht nach mehreren Brandys.«
»Ah.« Dominic stellte das Brandy-Glas beiseite und gab einem frischen Bier und einem Sandwich aus geröstetem Brot mit dicken Schinkenscheiben den Vorzug. »Was ist los, Kyle? Seit gestern Morgen ist mir, als hätte mich jemand kräftig in den Magen getreten. Da es bei mir aber nicht der Fall ist, muss es dich betreffen.«
Kyle seufzte. »Wieso weißt du immer, wenn irgendetwas nicht stimmt?«
»Du weißt es doch auch. Abgesehen davon, dass wir Zwillinge sind, haben wir beide wohl das Zweite Gesicht der Hochländer und das können wir nur von Mutter geerbt haben. Erinnerst du dich noch an den üblen Jagdunfall, in den Shires, als ich vom Pferd gestürzt bin? Du hast es sofort gewusst. Als ich nach zwei Tagen aufwachte, hast du an meinem Bett gesessen und mir mit strenger Miene Vorhaltungen gemacht.«
Kyle erinnerte sich noch lebhaft daran, auch an seine unerträgliche Angst, als sein Bruder in Waterloo kämpfte und dann als vermisst gemeldet wurde. Das war die dunkle Seite ihrer Verbindung als Zwillinge.
Dominic wurde ernst. »Ich weiß, dass dir in China etwas Furchtbares zugestoßen sein muss. Ich ... ich konnte nicht glauben, dass du tot warst, dachte aber, ich würde mir etwas vormachen, weil die Angst blieb. Auch wenn sie nach deiner Entlassung aus dem Gefängnis nachgelassen hatte, verschwand sie nie ganz. Lange Zeit fragte ich mich, ob deine Seele im Fegefeuer war.« Die Stimme wurde zu einem Flüstern. »Und mir kommt vor, als ob du noch dort bist.«
Sein letzter Satz hing in der Luft wie eine vergessene Frage.
Es hatte keinen Sinn, das Unausweichliche zu umgehen. »Troth ist heute Morgen nach Schottland abgereist.«
»Für wie lange?«
»Sie kommt nicht zurück. Nie wieder.«
Dominic blickte ihn von der Seite an. »Daher die Karaffe mit dem Brandy.«
»Wir hatten nicht vor, wirklich zu heiraten, also erklärten wir den Leuten hier, wir hätten uns auf einen handfast geeinigt, um Troth bei der Ausreise aus China zu helfen. Da ein Jahr und ein Tag zum Großteil vergangen sind, hat sie Dornleigh verlassen.«
Dominic ließ sich nicht täuschen. »Für einen Mann, der nicht verheiratet sein wollte, trinkst du in Abwesenheit deiner Nichtehefrau verhältnismäßig viel Brandy.«
Kyle schloss die Augen, in seinen Schläfen pochte es. »Ich ... ich hänge sehr an Troth. Sie wird mir fehlen.«
»Also war sie diejenige, welche die Verbindung beenden wollte? Seltsam. Ich hatte den Eindruck, dass von ihrer Seite aus bedeutend mehr im Spiel war.«
»Zuneigung reicht nicht für eine Ehe.«
Das Sandwich war verspeist. Dominic wandte sich wieder seinem Brandy zu. »Möchtest du, dass ich dir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehe, Kyle? Wenn nötig, tue ich es, aber für uns beide wäre es einfacher, wenn du mir erzählst, was schief gelaufen ist.«
Kyle starrte in die züngelnden Flammen und wärmte sich. Erst bei Dominics Eintreten war ihm bewusst geworden, dass er fror. »Es war ... schwierig für uns beide. Sie sagte selbst, wir seien mehr als ein altes Liebespaar, aber für eine Ehe reiche es nicht. Ich habe sie nur ungern gehen lassen, aber so war es das Beste. Die meiste Zeit ihres Lebens hat sie sich als Außenseiter betrachtet. Sie verdient einen Mann, der sie zum Mittelpunkt seines Lebens macht.«
»Und das kannst du nicht?«
»Ich
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