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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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war, den väterlichen Zorn von Dominic abzulenken. Als Ältester hatte er seine Pflichten angenommen und sie auch stets erfüllt.
    Versonnen meinte Dominic: »Manchmal habe ich mich gefragt, ob ich wie du sein würde und du wie ich, wenn ich als Erster geboren wäre? Ich meine, wäre ich der pflichtbewusste Zwillingsbruder gewesen und du der rebellische? Oder sind uns diese Unterschiede angeboren, so dass wir unser Temperament behalten hätten, auch wenn wir in umgekehrter Reihenfolge auf die Welt gekommen wären?«
    »Das kann ich nun bei Gott nicht sagen, Dom. Wollte ich das herausfinden, bekäme ich heute Nacht zweifellos Kopfschmerzen.«
    »Wenn du Kopfschmerzen hast, dann ist der Brandy daran schuld.« Dominic erhob sich und unterdrückte ein Gähnen. »Und der schickt mich jetzt ins Bett. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Danke, dass du gekommen bist«, sagte Kyle ruhig.
    Dominic legte kurz eine Hand auf Kyles Schulter. »Du kannst auch über Troth nachdenken, bis dir der Kopf schmerzt. Das Einfachste wäre wahrscheinlich, du fragst dich, ob du besser mit ihr oder ohne sie dran bist.«
    Nachdem sein Bruder gegangen war, stellte Kyle den Brandy zur Seite. Er war nicht mehr darauf aus, sich bis zur Bewusstlosigkeit zu betrinken. Dominics letzte Frage half ihm auch nicht weiter.
    Wie war sein erstes Jahr mit Constancia gewesen? Natürlich hatte eine enorme erotische Anziehung bestanden, nicht nur, weil er noch ohne Erfahrung und sie eine in allen Liebeskünsten bewanderte Kurtisane war. Wenn sie miteinander schliefen, spielte das emotionale Element immer eine wichtige Rolle und reichte über die körperliche Lust hinaus, auch wenn es zehn Jahre gedauert hatte, bis er erkannte, wie sehr er sie geliebt hatte.
    Dominic hatte Recht, dass er seine reife Liebe für Constancia nicht mit den aufgewühlten Gefühlen vergleichen sollte, die er für Troth empfand. Mit Constancia hatte ihn ein tiefes Gefühl des Friedens und der Zusammengehörigkeit verbunden. Obwohl er Troth mit einer Intensität begehrte, die er nicht mehr für möglich gehalten hatte, gründete sich ihre Beziehung nicht auf Frieden, sondern auf zügellosem Hunger, den er nur ungern zugab, da er sie beide zerstören konnte. Es würde so weit kommen, dass er sich für seine Schwäche verachtete, und Troth würde ihn verachten, weil er sich so verzweifelt an sie klammerte. Das passte nicht in eine normale Definition von Liebe.
    Aber wenn er jetzt zu feige war, um sein Glück mit Troth zu wagen, würde er sich das niemals verzeihen.
    Und er begehrte sie. Er begehrte sie mehr als alles auf dieser Welt. Es würde nicht einfach sein, sie zu gewinnen; vielleicht unmöglich.
    Der Dunstkreis von Krankheit und Depression, die ihn bisher gelähmt hatten, hatte sich endlich gelichtet. Vielleicht war er doch nicht so hungrig, so verzweifelt, dass Troth ihn abwies.
    Es gab nur eine Möglichkeit, um das herauszufinden.

KAPITEL 38
     
    Melrose, Schottisches Grenzland
    »Ich bin nach Hause gekommen, Vater.« Troth lachte laut, als der Wind unter ihren Umhang fuhr und ihn wie ein schwarzes Banner flattern ließ, während sie in den Ruinen von Dryburgh Abbey herumspazierte. Tiefste Zufriedenheit breitete sich in ihr aus, nachdem das Versprechen erfüllt war, das sie am Grabe ihres Vaters abgelegt hatte.
    Die alte Abtei gehörte zu seinen Kindheitserinnerungen. Er hatte ihr so oft davon erzählt, dass sie ihn fast neben sich spürte. Wiederholte Kämpfe zwischen Schotten und Engländern hatten die Klosteranlagen schwer beschädigt. Im Umkreis der Mauerreste weideten ein paar Schafe und fraßen das Gras zu einem samtgrünen Teppich ab. In dieser Szenerie kam sie sich wie die Heldin der mittelalterli chen Sagen und Romane vor, die sie in Warfield gelesen hatte.
    Irgendwo in den Ruinen würde jetzt der Schurke lauern und die unschuldige Maid überfallen. Im letzten Augenblick, kurz bevor der Bösewicht sie schändete, würde der Held erscheinen und seine Liebe im ritterlichen Zweikampf beweisen. Natürlich war Troth keine unschuldige Maid und fähig, jeden Schurken mit eigener Hand zu Boden zu strecken, aber von einem schönen, heldenhaften Verehrer gerettet zu werden, hatte doch etwas sehr Romantisches.
    Respektvoll blieb sie am Grabe Sir Walter Scotts stehen, der im nächsten Ort gelebt hatte und hier vor zwei Jahren beerdigt worden war. Als Schuljunge hatte Vater den Schriftsteller gekannt. Während des Winters hatte sie Scotts Liebes-und Abenteuergeschichten verschlungen.

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