Bride 02 - Tempel Der Liebe
Enkelkinder besser wären als gar keine.«
»Damit soll ich anerkannt sein?«, fragte sie verächtlich.
»Aus seiner Sicht ja.« Kyle nahm sie bei der Hand und führte sie um zwei grasende Schafe herum. »Wrexham mag vielleicht nicht der ideale Schwiegervater sein, außerdem ist ihm das Leben, das du bisher geführt hast, so fremd, dass du ihn in einer Weise verunsicherst, wie du es als Chinesin nicht nachvollziehen kannst. Aber wenn wir heiraten, dann garantiere ich dir, dass er dich in die Familie aufnimmt und dich, wenn nötig, auch gegen den König verteidigt. Meine Geschwister betrachten dich bereits als eine Renbourne. Ich würde dich nur schweren Herzens aufgeben.«
»Das ist alles sehr schön, aber überzeugt bin ich nicht.«
» Überzeugung braucht Zeit, darum wirbt man auch um eine Frau.« Seine Finger legten sich fester um ihre Hand. »Gib mir Zeit bis zum Ende des handfast, Troth. Wenn ein Jahr und ein Tag nach unserem Gelöbnis in Fengtang verstrichen sind und wir keine gemeinsame Zukunft für uns sehen, trennen wir uns in aller Freundschaft.«
Sie biss sich auf die Lippen. Sollte sie wirklich schwanger sein, war sie es ihrem ungeborenen Kind schuldig, seinen letzten Versuch nicht abzulehnen. »Also gut. Bis zum Ende des handfast.«
Er drehte sie zu sich, hob ihr Kinn und gab ihr einen langen, zärtlichen Kuss, aus dem er jegliche Leidenschaftlichkeit verbannt hatte. Seine Lippen waren warm und von einer bittersüßen Vertrautheit.
Ein Teil von ihr sehnte sich danach, sich an seinen geliebten Körper zu pressen, denn dieser schlichte, zärtliche Kuss hatte sie erregt. Aber dafür war es nun zu spät.
Er machte einen Schritt zurück. Sein Atem ging schneller. »Ich danke dir, Troth. Ich werde mich bemühen, dir in den kommenden Wochen ein besserer Gefährte zu sein als in den vergangenen.«
»Dies dürfte nicht schwer sein«, sagte sie schroff.
»Das ist nur zu wahr. In den letzten Monaten war ich ein langweiliger Griesgram, der sich selbst nicht ausstehen konnte. Kein Wunder, dass du die Flucht ergriffen hast.« Er nahm ihren Arm und ging weiter. »Sprechen wir jetzt über die Verwandten deines Vaters. Ein Besuch bei ihnen könnte riskant sein, aber du liebst ja das Risiko, Troth Montgomery. Soll ich mich nach ihnen erkundigen?«
Sie holte tief Luft. »Ich bitte dich darum, Kyle. Es wird Zeit, dass ich meine einzigen Blutsverwandten besuche.«
Auch wenn sie und Kyle kein Paar waren, wollte sie seine Anwesenheit als Schutzschild gegen den zu erwartenden Familienaufstand nutzen.
Glücklicherweise war das Old Bruce Inn groß genug, um ihnen als Gäste des Hauses einen freien Gesellschaftsraum zur Verfügung zu stellen, in dem sie gemeinsam zu Abend essen konnten. Sie holte ihr Kätzchen aus dem Zimmer, damit es nicht zu lange allein war, oder vielleicht auch als Anstandsdame, da Pearl Blossom gern auf dem Schoß saß und dadurch bewirkte, dass man es sich zweimal überlegte, bevor man sich zu einer leidenschaftlichen Bewegung hinreißen ließ.
Kyle war dies sehr willkommen, da er sämtliche Sinne brauchte, um nicht dem unwiderstehlichen Drang nachzugeben, Troth an sich zu ziehen. Was bei ihrer misstrauischen Kratzbürstigkeit kein guter Schachzug gewesen wäre. Er musste langsam und vorsichtig ans Werk gehen, ihre Freundschaft und ihr Vertrauen wieder gewinnen, sonst würde er die letzte Chance verderben, die sie ihm zugestanden hatte.
Gleich nachdem sie vom Kloster zurückgekehrt waren, hatte er sich nach der Familie ihres Vaters erkundigt, aber er wollte ihr die Neuigkeiten erst nach dem Essen mitteilen. »Ich habe mit dem hiesigen Geistlichen gesprochen, und ich glaube, ich habe deinen Onkel ausfindig gemacht.«
Troths Finger spannten sich um die Teetasse. »Bist du sicher?«
»Ganz sicher. Es mögen fünf James Montgomerys existieren, aber nur einer hatte einen Bruder namens Hugh, der nach China auswanderte und ein Vermögen machte. Nachdem er Schottland verlassen hatte, kehrte er nur zweimal zurück, das letzte Mal vor mehr als zwanzig Jahren, aber man hat ihn nicht vergessen. Es war also nicht schwierig, den richtigen James Montgomery zu finden.«
Troth beugte sich vor. »Was hast du noch über meinen Onkel erfahren?«
»Wie sein Vater vor ihm ist er Lehrer.«
»Ja! Das hatte ich ganz vergessen, aber jetzt fällt mir ein, wie Papa erzählte, dass Vater und Bruder Lehrer waren.« Sie nippte am Tee. Ihre Augen waren in die Ferne gerichtet. »Wahrscheinlich legte er deswegen so
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